Test - Shadow Gambit: The Cursed Crew : Test: Geniale Geister-Taktik auf hoher See
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Das Münchner Studio Mimimi Games hat sich dank solcher Hits wie Shadow Tactics (Test) und Desperados 3 (Test) innerhalb weniger Jahre einen exzellenten Ruf als Entwickler von Schleich-Strategiespielen erarbeitet. Mit Shadow Gambit: The Cursed Crew übernimmt es erstmals auch die Rolle des Vertriebs – und hat passend dazu sein bislang bestes Werk entworfen.
Egal ob Dinosaurier, Vampire oder Superhelden: Alle paar Jahre etabliert sich ein neuer Trend, der durch die Kinosäle oder die Welt der Videospiele zieht und irgendwann abebbt. Der Beliebtheitsgrad rauer Piraten und sonniger Karibikstrände erinnert hingegen an einen stürmischen Wellengang: Urplötzlich tauchen Hits wie die Fluch-der-Karibik-Filme oder die Monkey-Island-Adventures auf, bevor sich die Unterhaltungsindustrie schnell wieder einem anderen Thema widmet.
Nun möchte auch Mimimi Games sein Glück versuchen und uns mit Shadow Gambit: The Cursed Crew zum Freibeuter machen. Dabei erhebt der Entwickler keinerlei Anspruch auf historische Genauigkeit und konfrontiert uns stattdessen mit einer alternativen Realität, in denen Untote und Geister zur Normalität gehören.
Dazu gehört auch die Piratin Afia Manicato, in deren Oberkörper ein spitzer Säbel steckt, den die Gute auch bitter im Kampf gegen die ruchlose Inquisition benötigt. Zu Beginn von Shadow Gambit hat sie ein klares Ziel vor Augen, nämlich gemeinsame Sache mit der Red Marley zu machen. Das Geisterschiff ist für sie die perfekte Anlaufstelle, um einerseits Crewmitglieder zu rekrutieren und andererseits auf Schatzsuche zu gehen.
Der Plot konfrontiert euch mit einer durchaus schonungslosen Atmosphäre, die sich nicht davor sträubt, über Leichen zu gehen und richtig fiese Bösewichter, etwa in Form der Inquisitorin Ignacia, zu präsentieren. Gleichzeitig sorgen die bunte Optik und die flapsigen Dialoge für einen heiteren Unterton, weswegen man liebend gerne mit seiner Crew ein Bierchen trinken möchte.
Individuelle Schleich-Taktik
Insgesamt gibt es über ein halbes Dutzend spielbarer Charaktere, die ihr nach und nach frei schaltet. Mit ihnen bestreitet ihr verschiedene Missionen, in denen ihr per Schiff eine kleine Insel ansteuert und dort beispielsweise schwarze Perlen zwecks Wiederbelebung neuer Crewmitglieder sucht oder die niederträchtigen Pläne der Inquisition aufdeckt.
Genau wie in Mimimis vorhergehenden Werken steuert ihr eure Charaktere aus der Vogelperspektive und schickt sie wie in einem klassischen Point-n-Click-Adventure von einem Punkt zum anderen. Natürlich stoßt ihr alle Nase lang auf feindliche Soldaten, deren Sichtkegel ihr euch per rechter Maustaste anzeigen lassen könnt. Sobald sie euch sehen, eröffnen sie das Feuer auf euch und schlagen zusätzlich Alarm.
Daher solltet ihr behutsam vorgehen und jedweden Sichtkontakt im Vorhinein vermeiden. Das Bedarf ein wenig Geduld, indem ihr eure Gegner aus sicherer Distanz beobachtet und einen Plan schmiedet, wie ihr sie heimlich ausschalten könnt. Weil das Spiel in Echtzeit abläuft, könnt ihr es jederzeit pausieren und euren Charakteren individuelle Befehle erteilen. Diese werden per Eingabe-Taste gleichzeitig ausgeführt, was ihr wiederum zur Ausführung eines koordinierten Angriffs nutzen könnt.
Zu den Highlights von Shadow Gambit zählen die verschiedenen Fähigkeiten der Spielfiguren, die im Gegensatz zu Shadow Tactics oder Desparados 3 übernatürliche Elemente aufweisen. So kann Afia mit einem Affenzahn zu einem Feind sausen und ihn mit einem schnellen Schwerthieb erdolchen – selbst wenn er sich in eigentlich unerreichbarer Höhe aufhält. Gaelle hingegen trägt eine fette Kanone bei sich, in der sie einen Gegner hineinstecken und als Munition missbrauchen kann. Oder ihr pflanzt mit Suleidy einen Busch, in dem ihr euch oder außer Gefecht gesetzte Gegner verstecken könnt.
Wie ihr wünscht ...
Ihr dürft zu Beginn einer Mission selbst entscheiden, welche Crewmitglieder ihr mitnehmen möchtet. Das wiederum sorgt dafür, dass es für die meisten Aufträge verschiedene Wege zum Ziel gibt und sich ein wiederholtes Spielen durchaus lohnt.
Das Design der Missionen fällt größtenteils sehr gut durchdacht und höchst motivierend aus. Schnell seid ihr am Grübeln, in welcher Reihenfolge und mit welchen Mitteln ihr die einzelnen Gegner ausschaltet. Und liebend gerne nutzt ihr dafür die neckischen Details der Spielwelt aus, indem ihr einen Stapel voller Kisten umschubst und somit mehrere Feinde auf einen Schlag eliminiert.
Unterm Strich ist uns nur eine Designschwäche aufgefallen: Nach einer Weile kehrt ihr zu bereits bekannten Inseln zurück, weil euch dort ein neuer Auftrag erwartet. Dabei stehen Standardwachen stets an derselben Stelle, weshalb ihr sie unter Umständen erneut auf die gleiche Weise erledigen müsst wie bereits zuvor. Immerhin könnt ihr solche Wiederholungen umgehen, indem ihr einfach bei jedem neuen Besuch einen anderen Startpunkt wählt und dadurch die Insel von einer anderen Seite erkundet.
Unabhängig davon krankt Shadow Gambit unter einem bekannten Problem, das praktisch alle vergleichbaren Spiele plagt: Die K.I. ist sehr berechenbar. Die meisten Gegner laufen auf fest vorgegebenen Bahnen und verlassen diese nur, wenn sie etwas Verdächtiges sehen, einen Kameraden vermissen oder irgendwer Alarm schlägt. In letzterem Fall läuft ähnlich wie im guten, alten Metal Gear Solid ein Timer von einer halben Minute ab. Hat dieser die letzte Sekunde erreicht, dann kehren die Soldaten zurück an ihre Position. Durch diesen Ansatz fühlen sich die Missionen eher wie knackige Rätsel statt taktische Schlachten an.
Zusätzliches Lob gebührt Mimimi Games für die Beharrlichkeit, nahezu jedes Spielelement logisch erklären zu wollen. So besitzt die Red Marley die Fähigkeit, Erinnerungen zu „speichern“ und jederzeit wieder zu „laden“ - womit auf spielerischer Ebene natürlich das Verwalten von Speicherständen gemeint ist.
Die kunterbunte Welt der Karibik
Ebenfalls kaum Anlass zur Klage gibt die wunderschöne Präsentation, die mit prächtigen Farben, tollen Animationen und einer optisch sehr ansprechenden Benutzerführung glänzt. Sogar die zahlreichen Buttons, welche die jeweiligen Fähigkeiten eurer Crewmitglieder repräsentieren, sind herrlich verschnörkelt gezeichnet und fügen sich wunderbar ins Gesamtbild ein.
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Passend dazu gibt es eine professionelle Sprachausgabe und ein paar hübsche Musikstücke, gleichwohl es der Akustik an Abwechslung mangelt. So wiederholen sich die Standardsprüche eurer Charaktere recht schnell und können entsprechend nerven.
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