Test - Second Sight : Spiel der Woche 35/04
- PS2
- Xbox
Leider ist das zugleich aber auch der wohl größte Schwachpunkt von 'Second Sight': Die Entwickler lassen euch zu viel Freiraum. Außerdem sind die Psi-Kräfte zu schwach und das erfolgreiche Schleichen häufig zu schwierig und nicht ganz ausgereift. Selbst wenn man die Wahl hat und Psi am meisten Spaß verspricht, wird man fast immer den simpleren Weg gehen und die Gegner mit MP oder Scharfschützengewehr aufs Korn nehmen. In einigen Missionen stellen sich euch bei zuviel Auffälligkeit zwar respawnende Gegnermassen in den Weg, doch die Geisteskräfte sind gerade gegen mehrere Feinde kein gebräuchliches Mittel. Zudem verschenkt das Spiel in diesem Bereich viel Potenzial: Wenn John Vattic schon andere Personen übernehmen kann, warum darf er dann nicht auch gezielter ihre Eigenheiten einsetzen, wie zum Beispiel in 'Messiah' oder 'Geist'? Warum kann er die Gegner kaum in aller Stille ausschalten, sie nicht verstecken oder sich ihrer Kleidung annehmen? Gerade in diesem Bereich fehlt das eine oder andere Feature, durch welches das Spiel noch besser hätte werden können.
Überwiegend gut gelungen ist dagegen die künstliche Intelligenz eurer Gefährten, die euch in der Vergangenheit begleitend zur Seite stehen. Das Leveldesign weiß vor allem in den ersten Missionen mit durchdachten Wendungen und klaren Wegen zu gefallen; nach etwa halber Spielzeit fällt es dann ein wenig ab: Die Rätsel beschränken sich häufig auf simples Schalter umlegen, das wir in den letzten Jahren viel zu oft gesehen haben. Dennoch wirkt alles ausgeklügelter als bei vergleichbaren Titeln - die Designer haben sich bei jedem Detail etwas gedacht, nichts ist Platzhalter oder Lückenfüller. Die gesamte Spielzeit beträgt rund 15-20 Stunden, was nicht zuletzt dem hohen Schwierigkeitsgrad zuzuschreiben ist. Nachdem es in der Preview-Version noch recht ruhig zuging, scheinen die Wachen jetzt aggressiver zu Werk zu gehen und stecken gerade in den Schlusslevels deutlich mehr ein.
'John, help me!'
'Second Sight' stammt von den Entwicklern der 'TimeSplitters'-Reihe, was man dem Titel anmerkt: Das Spiel setzt auf einen etwas gewöhnungsbedürftigen, aber stilistisch sehr schönen Comic-Look, der die Charaktere und Umgebungen überzeugend zur Geltung bringt. Insbesondere die Außenlevels in Russland wissen zu gefallen, wenn Vattic und sein Team durch den Schnee stapfen und dicke Flocken vom Himmel fallen. Animationen und Effekte sind hübsch in Szene gesetzt - ist John verletzt, zieht er beispielsweise ein Bein nach. Nur die Qualität der Texturen ist bisweilen schwächer, was den runden Gesamteindruck allerdings nicht trübt. Während das Spiel auf der Xbox jederzeit flüssig läuft, tauchen in der PlayStation 2-Fassung kleine Ruckler auf.
Beeindruckend ist die englische Sprachausgabe, die gemeinsam mit der sanften Musik-Untermalung viel zu der fesselnden Atmosphäre des Spiels beiträgt. Vor allem die Stimme Vattics vermittelt jede Nuance der Verzweiflung, der Irritation und Angst, welche die Figur so lebendig erscheinen lässt. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, auf Wunsch lassen sich aber gut übersetzte Untertitel einblenden.
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