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Test - Ruiner : Hotline Miami meets Blade Runner: blutige Cyberpunk-Action

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Brutale Action der Marke Hotline Miami und ein Cyberpunk-Szenario, das an Shadowrun, Blade Runner oder Ghost in the Shell erinnert, erwarten euch bei Ruiner. Der Top-down-Shooter von Devolver Digital und Reikon Games macht einiges richtig, verlangt euch aber zunächst viel ab.

Devolver Digital ist bekannt für knallharte, brutale und blutige Spiele. In diese Kerbe schlägt auch Ruiner von Entwicklerstudio Raikon Games. Der Top-down-Shooter erinnert im Kern an Hotline Miami. Aus der Isoperspektive kämpft ihr euch mit Nahkampfwaffen wie Rohren oder Katanas und allerlei Ballerwerkzeug durch düstere Cyberpunk-Level. Mit rotem Lebenssaft wird genauso wenig gegeizt wie mit verteilter Hirnmasse oder Gedärmen. Allerdings ist das alles grafisch so steril, dass es kaum jemanden vom Hocker reißt.

Anlaufschwierigkeiten

Der Vergleich mit Hotline Miami mag dem Genre und der Brutalität geschuldet sein und ist auch bezüglich der Ausrichtung nicht immer passend, ergibt sich aber logisch. Genauso wie in Devolver Digitals bekanntester Marke sterbt ihr oft, sehr oft. Sterben gehört zum Konzept des Actionspiels. Besonders auf den beiden höheren der drei Schwierigkeitsgrade sind die Gegnermassen und extrem durchhaltefähigen Bossgegner eine echte Herausforderung. Leider gelingt es nicht von Anfang an, die Kämpfe und das damit verbundene Sterben motivierend zu gestalten. Zu oft ist unklar, weshalb man das Zeitliche gesegnet hat. Dadurch entstehen Frust und Zweifel an der Fairness von Ruiner.

Trotzdem lohnt es sich, am Ball zu bleiben, sich einzuarbeiten und durchzufuchsen bis zu dem Punkt, an dem sich das Spielgefühl plötzlich dreht. Habt ihr erst einmal genug Karmagesammelt, das als Erfahrungspunkte dient, und neue Fähigkeiten wie beispielsweise einen Schild, Granaten oder Zeitlupe freigeschaltet, ändern sich die Kämpfe. Schon zuvor waren die Gegnergruppen zu besiegen, aber es fühlte sich zu oft wie Arbeit an. Habt ihr erst einmal genügend Skills, die ihr jederzeit im etwas fummeligen Menü wechseln dürft, und habt die Steuerung verinnerlicht, dann driftet ihr blitzschnell zwischen den Gegnern hin und her, besiegt einen nach dem anderen und erkennt, dass Ruiner bereits zuvor nicht unfair war.

Langsamer Spielspaß

Eine Andeutung liefert der Tutorial-Prolog, in dem ihr einige der wichtigsten Fähigkeiten kurzzeitig besitzt. Mit den hier gegebenen Grundvoraussetzungen hätten die anschließenden Frustmomente und Schwächen in den eigentlich spaßigen Kämpfen vermieden werden können. Denn Ruiner macht trotz aller Arbeit und des anfänglichen Frusts tatsächlich Spaß. Es dauert halt nur etwa bis zur Hälfte des Spiels, bis es so weit ist. Sterben werdet ihr auch weiterhin oft, sehr oft. Aber es ärgert einen weniger, da die Tode nicht mehr einer gefühlten Unfairness zuzuschreiben ist. Lediglich die sich auf Dauer etwas ziehenden, in mehrere Level eingeteilten Gebiete können im Verlauf der etwa sechs Stunden Spielzeit den Spielspaß etwas mildern.

An Genregrößen wie Hotline Miami reicht Ruiner trotz allem nicht heran. Dafür fehlt es dem Spielgefühl an der Brillianz der erfolgreichen Reihe. Zwar überzeugt Ruiner mit nur minimalen Ladezeiten nach jedem Tod und fast jederzeit fairen Rücksetzpunkten, die lediglich bei mehrphasigen Bosskämpfen frustierend sein können, dennoch fühlt sich die Action nie so gut an wie bei anderen Top-down-Shootern. Dazu trägt auch das  atmosphärische, aber generische Cyberpunk-Szenario bei. Wirklich neu ist nichts von dem, was die Entwickler beim Design der Level genutzt haben.

Düsterer Cyberpunk

Das gilt auch für den Stadtbezirk, den ihr zwischen den Gebieten mehrmals besucht. Schnell werden Erinnerungen an Slums aus Shadowrun oder Blade Runner wach, gemischt mit dem gerne verwendeten Asiastil des Cyberpunkt-Genres. In Shengkok South könnt ihr mit Bewohnern sprechen sowie kleinere Quests annehmen und treibt die Story voran. Schade, dass die Entwickler das sich hier zeigende Potenzial nicht genutzt haben, um Ruiner mehr Tiefe zu verleihen. Auch werden einige Handlungsfäden angerissen, aber nie richtig zu Ende geführt.

Trotzdem weiß das Cyberpunk-Szenario zu gefallen. Es mag nichts Neues bieten, nutzt dafür aber bekannte Elemente, um eine das Spiel gut unterstützende Atmosphäre zu erschaffen, die mehr überzeugt als die dünne Geschichte. Ihr seid ein namenloser Kerl, der eine Maske mit LED-Anzeige trägt. Euer Hirn wurde gehackt, wodurch ihr erst von einem Bösewicht und später einem ebenfalls namenlosen Mädchen ferngesteuert werdet. Sie hilft euch bei der Suche nach eurem Bruder, den irgendwelche zwielichtigen Schurken entführt haben, die mit dem mächtigen Heaven-Konzern in Verbindung stehen. Obwohl die Dialoge gut geschrieben sind, ist die Story eher Beiwerk, das als Rahmen für die Action dient. Interessant genug, aber kein Motivator.

Ruiner - Launch Trailer
Ab dem heutigen Dienstag ist Ruiner offiziell zu haben; wir zeigen den Trailer zum Release.

Grafisch zeigt sich Ruiner von einer guten Seite. Die 3-D-Umgebungen, in denen ihr euch bewegt, sind schön gestaltet und vermitteln die düstere Cyberpunk-Atmosphäre gekonnt, wirken aber etwas generisch. Gespräche werden in schicken, gezeichneten Porträts geführt und kleine Zwischensequenzen in Spielgrafik runden die ordentliche Präsentation ab. Ergänzt wird das durch reichlich, wenn auch standardmäßigen Splatter und gute Licht- und Schatteneffekte. Untermalt ist das Geschehen von treibender Elektromusik, die mit der Zeit an die Nerven geht. Aber das dürfte stark vom persönlichen Geschmack abhängen. Auf eine Synchronisation wurde, abgesehen von kleineren Sprachsamples, verzichtet.

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