Test - Roccat Kave XTD 5.1 : Zockerbrüllbügel mit echtem Raumklang
- PC
Nur die wenigsten Spiele-Headsets schreien euch mit echtem Raumklang an, obwohl sie oft besser tönen als ihre virtuellen Gegenspieler. Roccats 2009 geborenes Kave gehört mit zu den bekanntesten Brüllbüchsen mit echtem 5.1-Klang und wird nun vom Nachfolger Kave XTD beerbt. Unter anderem könnt ihr den Neuling über Bluetooth mit eurem Smartphone verbinden und per Steuerpult feinjustieren. Wie schlägt sich der ungewöhnliche Spieler?
Gleich zu Beginn die wichtigste Frage: Worin unterscheiden sich überhaupt "echter" und "virtueller" Raumklang? Bei echtem Surround-Sound dröhnen die Töne aus mehreren Treibern, weshalb die verschiedenen Kanäle physisch getrennt euer Trommelfell beschallen. Virtueller Raumklang wird dagegen vollständig per Software berechnet und lediglich über einen Treiber pro Ohr auf euch gehetzt. Durch diesen Unterschied sind echte Raumfüller oft schwerer, dafür aber qualitativ besser - auch wenn die virtuelle Berechnung mittlerweile gut funktioniert.
Kave XTD 5.1 mit Steuerpult: Das USB-Headset für den PC fällt in erster Linie mit dem echten 5.1-Sound und dem Smartphone-Pairing über Bluetooth auf.
Drei Treiber geben den Ton an
Im Inneren der wuchtigen Ohrmuscheln hausen jeweils drei Treiber. Das zentrale 40-mm-Kaliber kümmert sich um die Fronttöne, während die beiden 30-mm-Geschosse die Rear- und Bassbeschallung übernehmen. Sämtliche Treiber wurden dabei so angewinkelt, dass die Töne wie bei großen 5.1-Anlagen aus allen Richtungen in euren Gehörgang gleiten. Durch diesen Aufbau bringt das Headset gut 330 g auf die Waage, wodurch es weiterhin mehr als die virtuellen Kollegen wiegt, im Vergleich zum Vorgänger aber mehr als ein Drittel Gewicht einsparen konnte.
Optisch bleibt das ohrenumschließende Kave XTD der fünf Jahre alten Verwandtschaft mehr oder minder treu. Die charakteristischen Ohrmuscheln und der Bügel sehen zwar fast wie beim Vorgänger aus, bestehen teilweise aber aus anderen Materialien. Präziser und damit besser fühlt sich vor allem die Rasterung der Größenverstellung an. Das Innenleben wurde außerdem an einigen Stellen angepasst, um gut 100 g einsparen zu können.
Vollständig erneuert wurde das Steuerpult: Smartphones lassen sich jetzt kabellos per Bluetooth koppeln und Anrufe per Telefonknopf annehmen. Bei der Telefonannahme werden das Mikrofon und die Lautsprecher für den PC deaktiviert, sodass ihr ungestört Plappern könnt, ohne ein einziges Mal euer Smartphone zu betatschen - in der Praxis klappt das wunderbar. Über das Pult dürft ihr außerdem die Lautstärke der einzelnen Kanäle justieren und zwischen dem Film- und dem Spielemodus wechseln. Wollt ihr die Töne auf eine externe Anlage übertragen, könnt ihr sie über die vier 3,5-mm-Klinken am Steuerpult anschließen.
Klang und Mikrofon
Wie bei anderer Roccat-Hardware gehört die Software zu den großen Stärken des Kave XTD. Das ist auch dringend nötig, denn wie so oft verkauft sich auch dieser Brüllbügel mit der Werkseinstellung unter seinem Wert. Zwar überzeugen die für Spieler wichtigen Mitteltonlagen im Standard-Setting, dafür wirken Hochtöne und vor allem Bässe ziemlich seicht und effektarm. Um Welten besser klingt das Headset nach Anpassung der insgesamt zehn Equalizer, die ihr entweder per Hand oder über vorgefertigte Presets ändern könnt. Mit den richtigen Einstellungen pfeffert das XTD ein sehr ordentliches und breit gefächertes Klangbild in euren Gehörgang, das sowohl in Spielen als auch bei Filmen gute Eindrücke hinterlässt - passende Settings vorausgesetzt. Musik wirkt dagegen überbetont und verfremdet, hier scheint das Headset überwiegend nicht feinfühlig genug zu sein.
Seine wahre Stärke spielt das neue Kave erst beim Raumklang aus: Vor allem in Shootern sticht der echte Surround-Sound seine virtuellen Kollegen aufgrund der fast perfekten Räumlichkeit durch die Bank aus, selbst Creatives extrem gutes virtuelles Evo ZxR (unser Test) muss sich in diesem Punkt knapp geschlagen geben. Im Gegensatz zu vielen virtuellen Headsets lässt sich beim Kave XTD nicht nur die Richtung der Geräuschquelle zweifelsfrei zuordnen, sondern auch die Distanz gut erahnen.
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