Test - Road 96 : Ein Meilenstein für das Genre der narrativen Games
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Wo fange ich bei Road 96 bloß an, um eure Neugier zu wecken? Denn eure Neugier hat dieses Spiel unbedingt verdient. Es ist richtig gut, richtig innovativ, richtig einzigartig und ganz und gar nicht die x-te interaktive Geschichte nach Telltale-Strickmuster, wie es der Trailer möglicherweise suggeriert. Neugier geweckt? Dann mal los …
Hinweis: Dieser Test basiert auf der ursprünglichen Version von Road 96 für Switch und PC. Ein Fazit zur am 14. April 2022 erscheinenden Fassung für PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X|S findet ihr am Ende des Artikels.
Wo fange ich also an? Damit, dass das Spiel seine Geschichten prozedural generiert, ihr also in jedem Spieldurchlauf eine völlig neue und einzigartige Story erlebt? Dass diese Geschichten aber nicht lediglich für sich stehen, sondern alle zusammen nochmal eine übergeordnete Geschichte erzählen, die sich abhängig von euren Entscheidungen verändert? Dass diese Geschichten nicht bloß vom romantisch abenteuerlichen Roadtrip eines trampenden Teenagers durch die USA erzählen, sondern gleichzeitig an einem zynischen politischen Kommentar auf das Amerika unter Donald Trump schreiben? Ja, vielleicht fange ich damit an …
Make Petria great again!
Wir schreiben das Jahr 1996, als Musik noch von Kassetten aus dem Autoradio gespielt wurde und tragbare Telefone so groß waren wie der Oberschenkelknochen eines Tyrannosaurus. Wir befinden uns im fiktiven Staate Petria, der eine Art dystopisches Zerrbild der USA unter Donald Trump darstellt. Petria wird von einem skrupellosen Präsidenten regiert, der rücksichtslos für die Interessen der ausbeuterischen Konzerne eintritt und dafür die Medien zum Zwecke rechter Propaganda kontrolliert.
Während sich im Untergrund zunehmend revolutionäre Kräfte formieren, die auch vor Anschlägen nicht zurückschrecken, tritt eine idealistische Oppositionsführerin für die kommende Präsidentschaftswahl in ein paar Monaten an, die für eine gemäßigte Linie und Versöhnung einsteht und deshalb vor allem bei der Jugend großen Anklang findet – weswegen Teenager auf unerklärliche Weise verschwinden und gerüchteweise in Arbeitslager verschleppt werden, damit sie nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können. Aus diesem Grund versuchen immer mehr Jugendliche, über die Grenze zu fliehen und das Land zu verlassen, was mit brutaler Polizeigewalt unterbunden werden soll. Einen dieser Jugendlichen spielt ihr …
Wobei das nicht ganz richtig ist. Denn streng genommen spielt ihr nicht nur einen, sondern ALLE dieser Jugendlichen. Nacheinander. Habt ihr nämlich einen Spieldurchlauf beendet (was üblicherweise nur zwischen 30 und 50 Minuten dauert), dabei die Grenze überquert oder seid auf der Flucht gestorben oder verhaftet worden, beginnt das Spiel nicht von vorne, sondern ihr startet einen weiteren Fluchtversuch mit einem neuen Charakter ein paar Tage später. Und erlebt dabei eine völlig neue Geschichte. Und wenn ich sage „völlig neu“, dann meine ich das auch genau so: NICHTS auf euren unterschiedlichen Reisen wiederholt sich, kein Erlebnis, keine Situation, keine Szene. Jeder Spieldurchlauf wird anhand einer Formel durch einzelne Kapitelbausteine wie mit Dominosteinen neu zusammengesetzt.
Im Gegenteil schreiben die verschiedenen Spieldurchläufe sogar die Geschichten, die sie begonnen haben, einander weiter: Ihr trefft Personen, denen ihr mit einem vorherigen Charakter begegnet seid, an anderen Orten und unter anderen Umständen wieder und erfahrt mehr über sie oder was nach eurer letzten Begegnung aus ihnen geworden ist und wie sich eure Entscheidungen womöglich auf ihr Leben und das der gesamten Spielwelt ausgewirkt haben. Denn mit jeder Entscheidung bestimmt ihr nicht nur das persönliche Schicksal eures Charakters, sondern setzt gleichzeitig auch ein politisches Statement, das ganz am Ende nach ungefähr zehn Durchgängen und etwa fünf Spielstunden, wenn die Zeitlinie am Wahltag angekommen ist, in ein übergeordnetes Super-Ende mündet: Kommt es zur friedlichen Revolution durch Neuwahlen? Rufen die Rebellen zum Staatsstreich mit Waffengewalt aus? Oder festigt der diktatorische Präsident seine Macht?
Doch bis dahin habt ihr einen langen Weg vor euch. Beziehungsweise eine Vielzahl davon. Jeder „Run“ ist in etwa fünf oder sechs Streckenabschnitte oder „Kapitel“ gegliedert, in denen ihr nach Art von interaktiven Geschichten wie Life is Strange oder The Walking Dead zahlreiche Entscheidungen trefft und kleinere Aufgaben erledigt, dabei Freundschaften schließt, Gefahren trotzt, die nächste Mitfahrgelegenheit auftun müsst und nebenbei körperliche Bedürfnisse wie Hunger, Schlaf, aber auch eure finanziellen Reserven nicht aus den Augen verlieren dürft.
Unendliche Geschichten
Jeder einzelne Kapitelbaustein ist pro Spiel absolut einzigartig und gibt sich mal spannend, mal komisch, mal politisch oder einfach nur authentisch. Vor allem aber gelingt es Road 96 abseits seiner gesellschaftlich relevanten Mahnung auf unvergleichliche Weise, die Atmosphäre und Abenteuerlust eines Road-Trips durch die USA einzufangen: die Begegnungen, die Entbehrungen, aber auch die Freuden, das bange Warten auf eine Mitfahrgelegenheit beim Trampen, besinnliche Abende am Lagerfeuer mit Gleichgesinnten, das Aufeinandertreffen mit anderen Menschen, die mal freundlich, mal feindselig, mal einfach nur bizarr sind.
Die Entwickler geben hierfür Vorbilder wie die Filme der Coen-Brüder oder Quentin Tarantino an und meinen damit wahrscheinlich vor allem Blood Simple, No Country for Old Men oder True Romance, coole Gangsterfilme also mit skurril überspitzten Gewaltszenen. Ich selbst würde jedoch viel eher Vergleiche mit Road-Movies der persönlichen und sich treiben lassenden Art ziehen, also Wim Wenders’ Paris Texas, Peter Bogdanovichs Paper Moon, David Lynchs Straight Story, möglicherweise auch Into The Wild oder sogar Tschick und meinetwegen noch Thelma & Louise.
Beispielsweise beginnt eure Reise als Anhalter im Auto eines Ehepaars, das gespaltener Meinung zu den Fluchtversuchen der Jugendlichen ist. Als ihr in eine Polizeikontrolle geratet, wird die Situation brenzlig: Werden sie euch verraten? Ergreift ihr lieber schnell die Flucht, oder vertraut ihr darauf, dass sie den Polizisten glaubhaft weismachen können, ihr seid lediglich ein harmloser Bursche auf der Heimreise? Nur wenige Minuten dauert eine solche Szene, bis sie aufgelöst ist und ihr zum nächsten Streckenabschnitt weiter reist.
Im nächsten Kapitel werdet ihr an einer Autobahn-Raststätte abgesetzt. Völlig mittellos könnt ihr den Besitzer überreden, euch für einen Abend als Barkeeper einspringen zu lassen, um ein bisschen Geld für die Weiterfahrt zu verdienen. Damit ließe sich die nächste Wegstrecke per Bus oder Taxi zurücklegen. Oder geht ihr lieber zu Fuß weiter, was einerseits zwar eure Erschöpfung steigert, andererseits aber das Geld für schlechte Zeiten aufspart? Das kann sich schon beim nächsten Halt bezahlt machen, denn im Motel angekommen könnt ihr davon ein Zimmer zum Schlafen mieten, was euch wiederum Erholung verschafft, wohingegen die Alternative, die Nacht unter freiem Sternenhimmel zu verbringen, wenig entspannend ausfällt. Vielleicht helft ihr aber auch der Polizistin, die einen Rebellen in einem der Nachbarzimmer vermutet. Doch könnt ihr ihr trauen? Und wollt ihr wirklich einen Aktivisten an die Polizei verraten, der eigentlich für eure gemeinsame Sache kämpft?
Road 96 enthält dadurch im Gegensatz zu quasi allen anderen interaktiven Geschichten eine starke spielerische Komponente, die die Ansätze eines Survival-Games erkennen lässt und euch dazu anhält, zahlreiche verschieden Faktoren im Auge zu behalten. Denn nicht nur, dass ihr mit jeder Entscheidung das aktuelle Geschehen und die jeweilige Situation beeinflusst, euren Hals aus der Schlinge zieht, euch mit anderen Menschen anfreundet oder sie zu Feinden macht, stets müsst ihr auch dafür sorgen, dass es euch körperlich und mental gut geht, um nicht zusammenzubrechen und das vorzeitige Game Over herbeizuführen.
Oder auch um für den nervenaufreibenden Grenzübertritt am Ende gewappnet zu sein. Denn nur wer über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, kann am Schluss einen Schleuser anheuern, der einen über die Grenze schmuggelt. Und nur wer körperlich fit ist, übersteht die anstrengende Fahrt als blinder Passagier im Frachtraum eines Lkw oder die Strapazen beim Klettern über die steilen Felsen am Grenzübergang. Dann heißt es auch: Habt ihr euch vorher Freunde gemacht, die euch womöglich aus einer ausweglos scheinenden Patsche helfen?
Es sind die Menschen, die dich prägen
Denn Road 96 handelt vor allem auch von der Begegnung mit den Menschen, die ihr auf eurer Reise trefft und denen ihr über mehrere Durchläufe hinweg immer wieder in verschiedenen Situationen begegnen werdet: der bullige Truck-Fahrer mit harter Schale, aber weichem Kern; das weltgewandte, rothaarige Mädchen, das genau wie ihr versucht, sich bis zur Grenze durchzuschlagen; die herzensgute Polizistin, das leicht debile Gauner-Duo oder der dubiose Psychopath mit Aggressionsproblemen.
Ihre Geschichten sind es, die ihr als übergeordnete Erzählung von Road 96 erlebt: Mit meinem ersten Charakter nahm mich der Truck-Fahrer als Anhalter ein Stück des Weges mit und ich erfuhr von seiner tragischen Lebensgeschichte, während ich ihm dabei half, gegen den Sekundenschlaf während des Fahrens anzukämpfen. Später traf ich ihn mit Charakter Nr. #4 wieder, als er sternhagelvoll durch die Wüste torkelte und seine zum Scheitern verurteilte Liebe zu einer Polizistin im Alkohol ergoss.
Mit der hübschen, rothaarigen Tramperin verbrachte ich eine romantische Nacht am Lagerfeuer eines Zeltplatzes, eine seltene Auszeit mit unbeschwerten Scherzen und neckischen Streichen. In Durchlauf #3 traf ich sie an einer Tankstelle wieder, von Polizisten mit Handschellen ans Auto gekettet, wo ich sie befreite, indem ich die halbe Tankstelle in die Luft jagte. Mit den geistig minderbemittelten Ganoven raubte ich einen Waschsalon aus und lieferte mir in einem anderen Durchgang als Beisitzer in ihrem Motorrad eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd mit der Polizei den Highway entlang, während ich die Verfolger zur Ablenkung mit dem erbeuteten Geld aus dem vorherigen Durchlauf bewarf.
Mit dem jungen Wunderkind spielte ich bei unserem ersten Aufeinandertreffen an einem Arcade-Automaten eine Runde Pong um die Wette; als ich ihn mit einem anderen Charakter traf, stellten wir uns gemeinsam in einer Telefonzelle vor dem Regen unter, wo ich ihn überredete, wieder Kontakt zu seiner Mutter aufzunehmen, vor der er ausgerissen war. Den unberechenbaren Psychopathen traf ich das erste Mal als Gast in einer Bar, bevor ich einen Durchgang später unbedacht in sein Taxi stieg und die nächsten Minuten um mein Leben bangte - bis er mich wegen einer unbedachten Bemerkung erschoss.
Denn auch dieses Damocles-Schwert schwebt jederzeit in Road 96 über euch: Trefft ihr eine falsche Entscheidung oder sinkt euer Gesundheitsbalken auf Null, weil ihr nicht genug Schlaf oder Nahrung finden konntet, ereilt euch der Tod oder die Verhaftung durch die Polizei. Road 96 erhält dadurch eine Anmutung von Roguelike, weil Scheitern und sofortiger Neubeginn zum Prinzip gehören. Ebenfalls wie in Roguelikes erhaltet ihr gelegentlich neue Fähigkeiten, die euch auch in späteren „Runs“ erhalten bleiben und so Vorteile verschaffen, die das Spiel zusehends einfacher machen: lernt ihr etwa von den Gangstern, wie man Schlösser knackt, könnt ihr später in die Hinterzimmer von Tankstellen einbrechen und Vorräte stehlen. Stibitzt ihr den Ausweis der Polizistin, eröffnet das in späteren Auseinandersetzungen mit den Cops zusätzliche Optionen, und lauscht ihr den Lebensweisheiten des Lkw-Fahrers, erhöht das für den Rest des Spiels euer Würfelglück bei zufallsabhängigen Entscheidungen.
Selbst die regelmäßigen Minispiele, die ganz leicht als lästige Störfaktoren hätten enden können, fallen trotz ihres geradezu läppischen Gameplays so abwechslungsreich und regelrecht subversiv frech und verwegen aus, dass man sie einfach lieben muss: Da werdet ihr in einer Bar zu einer Partie Shufflepuck überredet, müsst als Aushilfstankwart die Kunden mit der passenden Menge Benzin bedienen oder fischt mit zittriger Hand einen Schlüssel aus einem Gulli. Mit der betrunkenen Fernsehmoderatorin träumt ihr euch wie in einer Partie Guitar Hero durch einen schrillen Drogenrausch, und beim Einbruch in den Waschsalon müsst ihr euren Komplizen mithilfe der Überwachungskameras den richtigen Weg zur Beute weisen.
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Road 96 erzeugt dadurch eine ständige Anspannung zwischen störendem Stress und prickelndem Nervenkitzel im Gewahrsein, selbst einen gerade hervorragend laufenden „Run“ mit einer einzigen dummen Entscheidung plötzlich vermasseln zu können. (Hierzu ein Tipp: Wenn ihr das Spiel sofort beendet, sobald ihr sterbt, könnt ihr einfach am letzten Speicherstand das Kapitel neu starten und einen hoffentlich besseren Ausgang herbeiführen.) Aber gut, das gehört nunmal dazu und macht letztlich auch die Spannung aus, zumal man in Road 96 im Gegensatz zu einem Roguelike im Grunde eben nicht wieder ganz vorne beginnt, sondern sich die Geschichte trotzdem immer weiter entwickelt – nun eben mit einem tragischen Zwischenfall mehr. Nichtsdestotrotz nagt bei jedem Versagen die Ungewissheit, was wohl noch alles passiert wäre, wenn sich der Durchlauf anders entwickelt hätte, und ob man vielleicht etwas Aufsehenerregendes verpasst hat.
Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst.
Ein Kritikpunkt, über den sich bei aller Liebe jedoch nicht hinwegsehen lässt, ist die Grafik. Während man sich diese auf dem PC noch mit zugekniffenem Auge als minimalistisch und bisweilen durchaus malerisch schönreden kann, fällt sie in der von mir hauptsächlich getesteten Switch-Version indiskutabel aus: eine unterirdische Performance, Animationen wie aus ganz, ganz frühen Machinimas, hässliche, eckige Objekte wie aus den ersten ruckelnden Rendergrafiken Mitte der 90er, also passenderweise genau der Zeit, in der Road 96 spielt. Umso unverständlicher wirkt es, dass das Spiel vorerst nicht für PS4 oder Xbox herauskommt – auf Switch hätte es streng genommen niemals erscheinen dürfen. Aber sei’s drum. Darüber muss man einfach hinwegsehen. Zum Glück ist der Rest so gut, dass das irgendwann leichter fällt, als es anfangs den Anschein macht.
Apropos Rest, der in Spielebesprechungen häufig unter den Tisch fällt: Zu guter Letzt darf unter keinen Umständen der Soundtrack unerwähnt bleiben, der eine solch zentrale Rolle im Gesamterlebnis einnimmt, dass die Audiokassetten dazu sogar als Sammelobjekt fungieren durften: Zahlreiche (eher unbekannte) Songs verschiedenster Genres bilden den jeweils angemessenen musikalischen Klangteppich für die weite emotionale Bandbreite der unterschiedlichen Situationen: verträumter Folk, peitschender Rock, quirliger Pop, wummernder Techno oder natürlich Countryklänge für die Panoramen von einsamen Trucks vor dem Hintergrund majestätischer Weiten. Denn wie wir alle wissen, ist es letztlich einzig und allein die Musik aus dem Autoradio, die jeder Reise erst ihre eigene Note verleiht und sie zu dem macht, als was sie am Ende in Erinnerung bleiben wird.
Update: Alles besser auf PS5?
Dieser Test erschien ursprünglich im August 2021 zur Veröffentlichung der Versionen für PC und Switch. Am 14. April 2022 erscheint Road 96 endlich auch für Playstation und Xbox. Wir haben uns die PS5-Version angeschaut und das Spiel erneut mit großer Freude durchgespielt. Ende gut, alles gut?
Zumindest lässt sich festhalten: Auf PS5 läuft Road 96 flüssig wie geschmiert, sodass man im Gegensatz zur Switch-Version nicht vom ständigen Gefühl getrieben ist, aussteigen und die Framerate anschieben zu wollen. Auch wenn die Charaktere und Objekte nach wie vor mehr Ecken und Kanten vorweisen als jeder Bordstein, kann der minimalistische Stil immerhin effektiv seinen Charme entfalten, vor allem dann wenn die Entwickler geschickt Lichtstimmungen setzen: beim Träumen unter glitzerndem Sternenhimmel, bei sengenden Sonnenstrahlen in der flirrenden Wüste oder dem bedrohlichen Farbenspiel der Blaulichter von Polizeiautos in nebelverhangener Nacht.
Wer minimalistischem Grafikstil etwas abgewinnen kann, der kann Road 96 auf den „großen“ Konsolen reuelos spielen, zumal es spielerisch weiterhin über jeden Zweifel erhaben ist. Dennoch fällt die technische Umsetzung den "großen" Konsolen nicht würdig aus: Unstet optimierte Kantenglättung sorgt regelmäßig dafür, dass kleinteilige Objekte wie gespannte Telefonkabel oder Maschendrahtzäune flirren wie ein Bienenschwarm, und manche Videosequenz wirkt auf geradezu bizarre Weise mit Artefakten verpixelt, als haben die Entwickler ihre alten Videocodecs aus den 90ern dafür wieder in Betrieb genommen. Höchst befremdlich mutet zudem an, dass die Entwickler sich offenbar eines Tricks behelfen wollen im Versuch, in der Ferne aufploppende Objekte zu vermeiden, was nun dazu führt, dass bei der Fahrt durch die Landschaft am Horizont ununterbrochen Bäume und Häuser aus dem Boden zu wachsen scheinen.
Schlimm ist das nicht. Niemals würde ich irgendjemandem wegen solch unbedeutender Kleinigkeiten ausreden wollen, sich dieses wundervolle Indie-Spiel zu kaufen, erst recht nicht bei einem Preis von lediglich 35 Euro. Schade ist es aber dennoch, dass nach der beinahe schon peinlichen Switch-Version nicht mehr Mühe und Sorgfalt in diesen Port geflossen sind.
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