Test - Rise of the Argonauts : Männer, Mythen und Legenden
- PC
- PS3
- X360
Hack'n'Slay? Oder doch RPG?
Die Grafik der PC-Version ist den Konsolen-Varianten um einiges Voraus, kommt aber mit dem Wermutstropfen, dass ihr keine Detaileinstellungen vornehmen könnt. Lediglich die Auflösung lässt sich einstellen, das war's dann aber auch schon.
Die Physik ist ziemlich beeindruckend, die Steuerung von Jason fühlt sich sehr realistisch an. Das fängt schon allein damit an, dass ihr nicht sofort aus dem Sprint anhalten könnt, sondern erst noch ein Stück weiter rennt, um abzubremsen. Auch führt simples Button-Mashing beim Kämpfen nicht zum Sieg, sondern eher zu vielen Luftlöchern und Schwertern in Jasons Rücken. Viel Blut spritzt, in manchen Zwischensequenzen vielleicht sogar zu viel, aber darum scheint es ja auch zu gehen. Romantik und Gemetzel - was für eine Kombination.
Oft wird Rise of the Argonauts als Hack'n'Slay-Spiel mit RPG-Elementen dargestellt. Zeitweise mag dies zutreffen, vor allem wenn ihr auf Iolkos die Ionier besiegen müsst. Fakt ist aber, dass es kaum ein Rollenspiel ohne Kampfelemente gibt und die Kämpfe hier halten sich verhältnismäßig in Grenzen. Hier müsst ihr ein paar Gladiatorenkämpfe absolvieren, dort Dorfbewohner vor der Ionier-Bedrohung retten. Alles halb so schlimm.
Mögen die Götter mit euch sein!
Neben der Hauptgeschichte könnt ihr euch um allerlei Sidequests kümmern, die das ansonsten doch recht kurz geratene Spiel etwas aufblähen sollen. Mal sollt ihr bestimmte Gegenstände besorgen, dann wieder anderen Leuten aus der Patsche helfen. Dabei hilft euch die Karte, die eure notwendigen Zielpunkte markiert - leider ist sie nur umständlich über das Menü erreichbar. Dafür ist sie aber sehr genau und somit oft eine wirkliche Hilfe. Auch hier gilt: Wer mehr erkundet und sozusagen vom Weg abkommt, findet mehr und gewinnt vor allem mehr Heldentaten. Diese werden einzelnen Sternbildern zugeordnet und können durch Schlachten ebenso wie durch „gute Taten" erworben werden.
Diese Errungenschaften werden dann den Göttern gewidmet, entweder Ares, Hermes, Apollo oder Athene. Alle haben ihre speziellen Eigenschaften - Ares ist vor allem aggressiv, Apollo oftmals heilend. Mit den erworbenen Attributen kauft ihr dann Zusatzfähigkeiten. Ein wirkliches Level-System gibt es nicht, Heldentaten werden gegen neue Fähigkeiten eingetauscht. Allerdings scheinen diese göttlichen Fähigkeiten eher eine Nebenrolle zu spielen. Die Rüstung findet ihr auch nicht einfach so auf der Straße, sie wird euch immer gegeben.
Nur soviel ihr tragen könnt.
Genauso konsequent wird das Inventar gehandhabt: Es gibt keins. Keine unsichtbaren Taschen, die unendlich viel tragen können. Was ihr habt, tragt ihr deutlich sichtbar am Körper, nämlich eure Rüstung und drei Waffen. Ihr braucht keine Potions oder Heilkräuter, sondern die Genesung erfolgt nach und nach automatisch. Leider ist nicht wirklich ersichtlich, wie schlimm es um euch steht, da es auch keine Gesundheitsanzeige gibt. Wenn Jason aus den letzten Löchern pfeift, verschwimmt der Bildschirm leicht und Gebets-Singsang ertönt. Dann rennt ihr ein paar Runden im Kreis, bevor sich alles wieder normalisiert und ihr wieder erholt habt. Glücklicherweise könnt ihr eine entsprechende Anzeige in den Optionen einschalten.
Angst vorm Abkratzen? Ihr seid ja nicht allein! Von vier Begleitern könnt ihr - ähnlich wie in Mass Effect - jeweils zwei Auswählen, die euch zur Hilfe kommen. Und ihr müsst nicht einmal Kindermädchen spielen! Die KI ist ausgeklügelt genug, um euch wirklich zu helfen und nicht noch mehr Ärger zu verursachen. Während in anderen Spielen vormals übermächtige Gegner zu nutzlosen Schwächlingen wurden, sobald sie sich euch angeschlossen haben, kann man dies beispielsweise von Achilles nicht gerade behaupten. Sehr lobenswert, also.
Auch lobenswert ist die Tonuntermalung. Auf Iolkos wirkt es manchmal, als würde ein Track mit jeweils ein oder zwei Minuten Pause im Loop spielen, aber auch hier wird es nach Delphi etwas besser. Besonders klasse ist, dass sämtliche Dialoge gesprochen wurden, nicht nur die Schlüsselszenen. Selbst wenn ihr oder eure Mitstreiter Kommentare machen, ohne dass ein richtiger Dialog stattfindet, gibt es entsprechende Gesichtsanimationen. Überall, wo es Licht gibt, existiert aber auch Schatten: So sprechen die Charaktere oft genug stumm weiter, die Synchronisation gleicht einer Vorabend-Seifenoper und die Tonqualität wechselt völlig strukturfrei zwischen meist uralter Telefonqualität und klarer, deutlicher Audio-Ausgabe.
Unausgereift
Um es zusammenzufassen: Rise of the Argonauts hätte später erscheinen müssen. Etwas mehr Politur hier und da, sauberere Grafiken und Sprachausgabe und weniger Bugs wären wünschenswert gewesen. Wer auf der Xbox 360 spielt, sollte auf jeden Fall die Installationsmöglichkeit nutzen. PC-Spieler werden unter den fehlenden Grafikoptionen und der zu empfindlichen Kamera leiden - mal im Ernst, Angriffstasten und Kamera auf der Maus? Die Dialoge sind, für Rollenspiele üblich, lang und aufschlussreich, aber ihr könnt sie auch überspringen (was, ganz am Rande, aber nicht empfehlenswert ist). Davon abgesehen, dass alles etwas unfertig und experimentell wirkt, kann aber der Unterhaltungswert nicht verleugnet werden.
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