Musikspiele gibt es mittlerweile bekanntlich eine Menge und vor allem in Japan sind sie äusserst beliebt. Mit 'Rez' versucht nun Sega, die ausgetretenen Pfade dieses Genres zu verlassen und ein komplett neues Techno-Erlebnis zu bieten, das zuweilen im positiven Sinne mehr an einen Drogentrip als an ein konventionelles Spiel erinnert.
| Auf dieses seltsame Wesen trefft ihr schon im Intro. |
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Segas Entwicklerteam UGA (United Game Artists) sind keine Neulinge im Musikgames-Genre: Bereits mit 'Space Channel 5' zeigten sie, dass noch andere Gameplay-Möglichkeiten existieren als das Bemani-System von Konami, das Sega auch beim Dreamcast- und Arcade-Hit 'Samba de Amigo' angewendet hat. Während ihr bei 'Space Channel 5' zu flippigen 60er Jahre-Sounds eine hübsche Reporterin tanzend im Kampf gegen Aliens begleitetet, wechselten UGA bei 'Rez' nicht nur die Musikrichtung, das Spielprinzip und die Hintergrundstory, sondern auch den Grafikstil. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Grafik-Stil ist äusserst ungewöhnlich und wirkt auf den ersten Blick sehr einfach. Die Umgebung ist eher karg und selbst die Spielfigur besteht bloss aus Linien und untexturierten Polygonen. Trotzdem ist der visuelle Eindruck keineswegs schlecht, sondern im Gegenteil äusserst berauschend - doch dazu später mehr.
| Im Tutorial wird euch das simple Gameplay erklärt. |
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Tron-Feeling
Zwar ist die Hintergrundgeschichte von 'Rez' im eigentlichen Spielgeschehen zweitrangig, wir wollen sie aber trotzdem kurz zusammenfassen. Wer Disneys revolutionären Kinofilm 'Tron' gesehen hat, fühlt sich sicherlich nicht nur beim Anblick der Grafik sofort an diesen Streifen erinnert, sondern auch beim Lesen der 'Rez'-Story: Wieder einmal finden wir uns in einer düsteren Zukunft wieder - die Welt ist völlig überbevölkert und die moderne 'Netzwerkgesellschaft' leidet an einer hohen Kriminalitätsrate. Nun soll ein Super-Computer namens 'Projekt K' mit nie dagewesener Power für Verbesserung sorgen. Im Inneren dieses Mega-Rechners werkelt eine künstliche Intelligenz mit dem Namen 'Eden'. Dieses virtuelle Vieh wird allerdings durch die riesigen Datenströme verwirrt und beginnt, über seine Existenz nachzudenken und diese zu hinterfragen. Es kommt, wie es kommen musste, und Eden macht sich selbständig, so dass er zu einer riesigen unkontrollierten Macht mutiert, die sich selbst nach und nach abschaltet. Ihr sollt euch auf jeden Fall nun in den Cyberspace des Projekt-K-Netzwerks begeben und alle Viren und Firewalls ausschalten. Was für einen Charakter ihr im Spiel übernehmt, bleibt ungewiss: Handelt es sich um einen Programmierer, einen ausserirdischen Held, einen Zukunfts-Superman oder gar ein kleines mutiges Computer-Programm à la 'Tron'?
Simples Gameplay
Nach dem Start des Spiels und einer kurzen Intro-Sequenz findet ihr euch schon im Hauptmenü wieder, wo ihr euch ins Spielgeschehen stürzen, in den Optionen herumfuhrwerken oder das Tutorial starten könnt. Letzteres ist eigentlich überflüssig, den das Spielprinzip von 'Rez' ist schnell durchschaut: Ihr steuert eine Figur durch den Cyberspace, die im Grunde durch das visuell dargestellte Datenwirrwarr wie durch einen Tunnel fliegt, ohne dass ihr die Geschwindigkeit oder die Richtung selbst bestimmen dürft. Sogar das Ausweichen ist nicht möglich, so dass ihr gefährliche Feinde auf Kollisionskurs, Schranken und gegnerische Projektile rechtzeitig abschiessen müsst. Glücklicherweise seid ihr nicht wehrlos, denn ihr bewegt eine Art Cursor über den Bildschirm, mit dem ihr zielt. Per Knopfdruck schiesst eure Figur Einzelschüsse ab. Effektiver ist allerdings, den Schussbutton gedrückt zu halten und möglichst viele feindliche Ziele mit dem Cursor zu berühren - lasst ihr nun den Knopf los, explodieren gleich alle anvisierten Feinde zugleich, beziehungsweise schnell nacheinander. Ausser dem Analogstick und dem X-Button braucht ihr nur noch die Kreis-Taste, mit der sich das sogenannte 'Overdrive', eine Art Smart-Bomb, aktivieren lässt. Es überrascht nicht, dass an 'Rez' einige Entwickler mitgearbeitet haben, die schon für den Sega-Klassiker 'Panzer Dragoon' für die 32Bit-Konsole Saturn verantwortlich waren, erinnert doch dieses einfache aber spassige Spielprinzip stark an den Hit-Oldie.
| Im Rausch der Farben. |
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Jede der fünf regulären Welten des Projekts K besteht aus zehn meist recht kurzen Levels. Ihr fliegt durch den Abschnitt und ballert fleissig Gegner ab. Irgendwann erscheint dann ein Extra, das einen Kennwortschutz darstellen soll. Habt ihr dieses mit einem Schuss geknackt, müsst ihr die Öffnung mit mehreren Treffern aufschiessen, so dass ihr in das nächste Level wechseln könnt. Dabei erstrahlt das Extra wie eine Discokugel und auch der stufenlose Wechsel in den nächsten Abschnitt gerät sehr wuchtig. Die Umgebung ändert sich, die schemenhaften Umrisse der Umgebung mutieren zu neuen Formen, die Farbenvielfalt nimmt zu und neue Feindformationen tauchen auf. Allgemein nimmt die Intensität und Komplexität der Umgebung mit jedem Level zu. Nachdem ihr also bis in das Innerste der ausgewählten Welt eingedrungen seid, erwartet euch ein imposanter Obermotz, eine Firewall, der sogar noch abstrakter gestaltet wurde als die kleinen Gegner in den vorherigen Levels. Hier dauert der Kampf schon mal mehrere Minuten, wobei sich die Firewall immer mal wieder verändert und mit einer anderen Strategie angreift.
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