Die Verknüpfung der Serie mit dem Spiel lässt sich am besten so erklären: Stellt euch vier jeweils 25 Minuten lange Zwischensequenzen mit Realschauspielern vor, die immer nach bestimmten Entscheidungsmomenten abgespielt werden. Diese Entscheidungen beeinflussen sowohl bestimmte Details im Spiel als auch die Inhalte der Live-Action-Serie – mal weniger, mal erfreulich drastisch. Das erhöht den Wiederspielwert deutlich.
Allerdings befinden sich die Folgen nicht auf der Disc, sondern müssen stattdessen gestreamt werden. Das funktionierte bei uns nicht immer problemlos. Gelegentliches Buffern bis hin zum Abbruch war trotz sehr guter Leitung die Folge. Daraufhin wird euch ein Download der jeweiligen Folge angeboten. Während unserer Testphase stand der jedoch noch nicht zur Verfügung.
Überzeugender Cast
Zu sehen gibt es einige bekannte Hollywood-Stars, unter anderem Lance Reddick, der mal wieder seine Standardrolle zu spielen scheint. Seiner einnehmenden Präsenz ist es zu verdanken, dass uns diese Tatsache aber nicht weiter gestört hat. Unser Urteil für Hauptdarsteller Shawn Ashmore fällt hingegen eher nüchtern aus: Er ist offenbar leider nur dabei, weil man auch sein Gesicht kennt und bessere Schauspieler für diese Rolle wohl zu teuer gewesen wären. Dominic Monaghan muss sich schon fast spürbar zurückhalten, um ihn nicht komplett untergehen zu lassen. Ashmores Performance ist durchgehend solide, aber leider nicht mehr.
Er verblasst vor allem gegenüber Aidan Gillen, der aus seiner Rolle im Vergleich viel, viel mehr macht. Sein Paul Serene ist kein klassischer Bösewicht, aber seine Handlungen sind dennoch zumindest teilweise sehr drastisch. Gillen gelingt es trotzdem, Sympathien für seine Figur zu erzeugen. Die weiteren Hauptdarsteller reihen sich allesamt unter Gillen und Monaghan, aber klar über Ashmore ein. Selbst Patrick Heusinger gelingt das, obwohl seine Figur des Liam Burke sehr nah am Heldenklischee ist.
Quantum Break geht im letzten Drittel leider etwas die Puste aus. Remedy setzt fast das gesamte Spiel über auf eine interessante, neugierig machende Erzählung mit vereinzelten, kurzen Spannungsspitzen. Gerade zum eher mittelmäßigen Ende hin wäre mehr Spannung jedoch dringend notwendig gewesen. Reichlich Action und Explosionen wiegen dieses Manko nur teilweise auf.
The Elder Scrolls: Quantum Break?
Hinzu kommt, dass sehr viele Informationen, die wichtig zum Verständnis sind, durch Sammelobjekte vermittelt werden. Unzählige Dokumente und E-Mails erschlagen euch mit häufig bedrückend großen Textwüsten, die ständig den Drive aus der Geschichte nehmen. Klar, ihr könnt diese „Miniromane“ auch alle ignorieren. Aber wenn ihr wegen der dann fehlenden Informationen nicht ausreichend durchschaut, was genau passiert, beeinflusst das die Haupthandlung negativ. Remedy hat offensichtlich sehr, sehr viel zu erzählen. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn man deutlich mehr auf Audio- und Videologs gesetzt hätte, zumal die deutschen Stimmen äußerst gelungen sind.
Es handelt sich durchgehend um höchst professionelle Sprecher, die dafür sorgen, dass die Kinofilmatmosphäre konstant aufrechterhalten wird. Eine englische Tonspur ist ebenfalls enthalten für alle, die die Originalschauspieler hören möchten. Auf musikalischer Seite hält sich Quantum Break leider eher zurück. Das ist manchmal angenehm, aber speziell bei mitreißenden Szenen geht eine Menge emotionales Potenzial verloren, wenn die Musik fast die ganze Zeit unauffällig bleibt.
Ich mochte sowohl Alan Wake als auch die Max-Payne-Serie sehr. Dennoch ließ mich Quantum Break bis zum Test eher kalt. Eine Fehleinschätzung, wie ich inzwischen eingestehen muss, denn das neue Remedy-Werk ist ein ganz klares Must-play für alle Xbox-One-Besitzer. Ich habe noch kein Spiel gesehen, das so überzeugend mit Live-Action-Szenen verknüpft wurde, wie es Quantum Break scheinbar mühelos gelingt. Das liegt zum einen an der faszinierenden Zeitreisethematik, zum anderen an den größtenteils guten bis sehr guten Schauspielern und der äußerst hochwertigen Produktion.
Spielerisch dürfte Quantum Break sein Publikum ähnlich spalten wie schon Max Payne. Remedys ganz besonderer Action-Stil ist in jedem Kampf wieder deutlich spürbar. Wer das Maximum an Spaß aus den Schusswechseln herausholen will, muss sich darauf einlassen können. Die Devise lautet: Raus aus der Deckung und alle Fähigkeiten einsetzen, die sehr stylisch präsentiert werden. Der Rest des Spiels überzeugt grafisch ebenfalls, auch wenn die Konsole mehr zu leisten vermag, wie man beispielsweise an Rise of the Tomb Raider sieht. Hervorheben möchte ich vornehmlich einige surreale Momente, die ich so noch in keinem anderen Videospiel gesehen habe.
Leider kann das Ende der Geschichte meiner Meinung nach nicht mit dem Rest des Remedy-Werks mithalten. Ich habe verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten ausprobiert und mir ist die Kinnlade bei so mancher Konsequenz tatsächlich heruntergeklappt – allerdings eben nicht beim Ende, das mich eher unbefriedigt zurückließ. Eine kurze Anmerkung noch zur PC-Version: Obwohl sie am selben Tag wie die Konsolenfassung erscheint, wurde uns vorab kein Testmuster zur Verfügung gestellt. Wir werden sie aber auf jeden Fall ebenfalls einem Test unterziehen und liefern unsere Meinung dazu schnellstmöglich nach. [Update 12.04.2016: Unser Urteil zur PC-Fassung findet ihr jetzt im Infokasten auf Seite 1.]
Quantum Break schafft sehr schnell genau das, was ich von einem reinen Singleplayer-Spiel erwarte. Es motiviert mich durch eine spannende Story und tolle Charaktere zum stetigen Weiterspielen. Und das ist für mich das Wichtigste in so einem Spiel – noch vor dem eigentlichen Gameplay. Das Gameplay ist auch mein einziger Kritikpunkt an dem Spiel. Die Schussgefechte fühlen sich meiner Meinung nach nicht gut an. Man hat nie das Gefühl, die volle Kontrolle über Jack Joyce zu haben.
Positiv überrascht bin ich aber von der Live-Action-Serie im Spiel. Die jeweils gut 25-minütigen Serienabschnitte passen perfekt in den Fluss des Spiels und aufgrund ihrer sehr hochwertige Produktion mit tollen Schauspielern habe ich jede Minute genossen. Ganz klar der bisher beste Einsatz von Live-Action-Filmszenen in einem Videospiel. Quantum Break ist ein Muss für Freunde von storylastigen Action-Spielen, die dazu noch Wert auf eine tolle Grafik legen, auch wenn es optisch nicht an Rise of the Tomb Raider herankommt.
Überblick
Pro
hochwertig produzierte Live-Action-Serie ...
faszinierende Geschichte ...
gute geschriebene Charaktere
überzeugende Schauspieler …
professionelle deutsche Sprecher
englische Tonspur enthalten
Entscheidungsmöglichkeiten mit teilweise drastischen Folgen
hoher Wiederspielwert
spaßige Shoot-outs
viele sinnvolle Fähigkeiten inklusive Skilltree
grafisch überzeugend
größtenteils flüssiger Spielablauf
Contra
… die sich nicht auf der Disc befindet
… mit mittelmäßigen Enden
viel zu viele Textwüsten
… aber ein nur solide schauspielernder Shawn Ashmore
gelegentliches Kantenflimmern
musikalisch etwas schwach auf der Brust
PC-Version mit massiven technischen Problemen (siehe Seite 1)
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