Test - Project CARS : Im Rennspielhimmel?
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Die Entwickler von Slightly Mad Studios haben bereits einige Rennspiele hinter sich – gute, wie die beiden Shift-Teile für Electronic Arts, und schwächere, wie die eher misslungene Auftragsproduktion Test Drive: Ferrari Racing Legends. Project CARS hingegen wurde mittels Crowdfunding finanziert, was den Entwicklern die Möglichkeit gab, sich völlig eigenständig auszutoben. Und dabei zudem die Spieler selbst einzubeziehen, die während der langen Testphase bereits Zugriff auf das Spiel hatten und entsprechend Feedback und Verbesserungswünsche äußern durften. Ob die Mühe sich gelohnt hat, muss nun die finale Version des bereits im Vorfeld hochgelobten Rennspiels zeigen.
Es ist erst mein drittes Renn-Event, aber ich bin optimistisch. Das Training ist gut gelaufen - bis auf einen Dreher. Man sollte halt nicht mit kalten Reifen volles Risiko fahren. Aber zumindest kenne ich jetzt die Herausforderungen der Strecke, weiß, wie mein Wagen reagiert. Das Qualifying lief gut, als die Reifen endlich warm waren. Das eigentliche Rennen startet. Der Himmel ist bedeckt. Einige Tropfen Regen treffen meine Windschutzscheibe, die Straße wird feucht. Nur ein kurzer Schauer oder muss ich mir Gedanken über meine Reifen machen?
Es beginnt zu gießen wie aus Eimern. Jede Kurve wird zu einer Herausforderung. Ich verliere einige Plätze, bis ich das richtige Gefühl für Gas und Bremse entwickle. Meine Gegner kennen keine Gnade. Meine Nerven liegen blank. In der Box wechsle ich auf Regenreifen. Schon besser. Nach einigen Runden klart es endlich auf, der Regen stoppt, die Piste trocknet langsam. Ich habe endlich wieder vollen Grip. Attacke! Ich bin im Rennspielhimmel.
Spielmodi für alle
Schon bei den Spielmodi wird schnell klar: Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Solisten freuen sich über das freie Training, in dem ihr gegen Ghostcars aus der Community antreten könnt. Oder auf die Einzelrennen und Rennwochenenden, deren Umfang ihr anhand einer Vielzahl an Optionen selbst gestalten könnt – Training, Qualifying und Warm-up inklusive. Ihr könnt euch auch den Community-Events widmen, quasi zeitlich begrenzten Challenges, in denen ihr mit bestimmten Fahrzeugen auf bestimmten Strecken Bestzeiten für euren Tabellenplatz einfahren müsst. Natürlich ist da auch noch die Karriere, auf die wir später eingehen.
Der Multiplayer-Modus bietet Rennen für bis zu 32 Mitspieler (auf Konsole 16), wobei ihr auch hier Einfluss auf etliche Einstellungen nehmen könnt: Rundenzahl, das Auffüllen mit KI-Gegnern, Training, Qualifying, Warm-up, Wetterbedingungen, Einschränkung von Fahrhilfen, Strafen und viele mehr. Die Lobbys für eure Rennen könnt ihr bei Bedarf nur für Freunde zulassen oder mit einem Passwort schützen. Das Einzige, was wir vermisst haben, ist eine Möglichkeit, ganze Meisterschaften zu erstellen. Aber das wäre vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten. Die Mehrspielerkomponenten werden wir nach dem Release noch genauer unter die Lupe nehmen, da die Sitzungen während der finalen Herstellertestphase noch nicht so recht aussagekräftig waren.
Fahrzeuge und Strecken
Project CARS bietet eine recht umfangreiche, gemischte Kost aus jeweils über 70 lizenzierten Fahrzeugen sowie originalgetreuen Strecken und Varianten. Hierbei kommen hauptsächlich Tourenwagen aus den GT-Klassen oder der DTM zum Einsatz. Aber auch Prototypen und Formelklassen, einige historische Fahrzeuge und Exoten stehen zur Auswahl. Klassische Sportwagen sind eher eine Seltenheit, die Entwickler haben sich nahezu völlig auf Rennmaschinen konzentriert, weswegen ihr beispielsweise keine Ferraris oder Lamborghinis finden werdet. Dafür aber dürft ihr sogar in Karts über spezielle Pisten brettern.
Bei den Strecken wird so ziemlich alles geboten, was Rang und Namen hat. Die Anzahl ist hoch, zudem gibt es zu einigen Strecken verschiedene Varianten wie GP, National, International oder Sprintstrecken. Natürlich darf im Aufgebot die berühmte Nordschleife ebenso wenig fehlen wie bekannte Strecken wie Oschersleben, Hockenheim, Le Mans oder Donington. Die Strecken wurden akribisch genau nachgebildet, jede Besonderheit findet sich im virtuellen Pendant wieder.
Rennfahrerkarriere
Das Kernstück des Spiels ist die Karriere. Zum Auftakt erstellt ihr ein Fahrerprofil und wählt einen Startwettbewerb aus. Hierbei habt ihr von vornherein Zugriff auf alle Fahrzeugklassen. Für den ersten Wettbewerb bekommt ihr ein Fahrzeug zugeteilt, später erhaltet ihr abhängig von euren Leistungen Einladungen anderer Rennställe oder zu anderen Wettbewerben. Somit könnt ihr im Verlauf eurer Karriere verschiedene Fahrzeuge und Fahrzeugklassen spielen, ohne von vornherein auf leistungsschwächere Klassen eingeschränkt zu sein und diese erst freispielen zu müssen. Lobenswert, nicht jeder möchte ewig im lahmen Kleinwagen durch die Nordschleife schlingern. An der Balance der Wettbewerbe könnte Slightly Mad allerdings noch etwas arbeiten, uns erschienen sie von der Schwierigkeit her etwas unausgewogen.
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