Test - Pacific Drive : Test: Düsterer Survival-Roadtrip durchs apokalyptische Nirgendwo
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K.I.T.T. aus David Hasselhoffs Knight Rider, Doc Brown und sein DeLorean oder der tolle Käfer Herby: die Popkultur kennt unzählige Autos, die weit mehr können, als nur den Sonntagseinkauf nach Hause zu fahren. Jetzt muss aber ein weiterer Platz in der Garage freigeräumt werden für den kleinen, tapferen, verbeulten Kombi, der euch in Pacific Drive stets zuverlässig durch Sturm, radioaktive Strahlung und verseuchte Pfützen bringt.
Der ganze giftige Schmodder befindet sich hinter den dicken Mauern der Olympic Exclusion Zone im Nordwesten der USA. Hier wurde in den 1940er Jahren eine zunächst nicht näher bekannte, jedoch bahnbrechende, technologische Entdeckung gemacht. Nachdem es allerdings zu einer Reihe von übernatürlichen Ereignissen und vermissten Personen kam, beschloss die Regierung den Schaden zu minimieren, evakuierte die gesamte Olympic-Halbinsel und schirmte sie mit einer riesigen Mauer vor der Öffentlichkeit ab. Seitdem ist es unmöglich, das Sperrgebiet zu betreten oder es wieder zu verlassen.
Der namen- und gesichtslose Protagonist hat aber natürlich das (Un-)Glück, eines Abends bei einer Spritztour in der Nähe der Mauer von einer mysteriösen Kraft ins Innere der Anlage gezogen zu werden. Nachdem er sich vor der Strahlung gerade noch in einen alten, klapprigen Kombi retten konnte, stellt sich heraus, dass die Sperrzone gar nicht so unbewohnt ist, wie zunächst gedacht. Von nun an ist Flucht das einzige Ziel des Fahrers, doch um der Halbinsel zu entkommen und die Geheimnisse der Zone aufzudecken, gibt es nur einen Weg: immer tiefer hinein ins Herz der Anomalie.
Hoffentlich Vollkasko versichert
Erstmal dürft ihr es euch aber in der Werkstatt einer der Bewohnerinnen der Zone gemütlich machen. Die Chefin selbst ist zwar nicht anwesend, lässt euch aber zumindest ihre Werkzeuge benutzen und versorgt euch über Funk immer mit dem nötigen Schrauberwissen.
Euer Kombi ist nämlich ganz schön wartungsintensiv. So ziemlich jedes Kleinteil kann während eurer Reise ins Sperrgebiet beschädigt werden. Ihr seid einmal gegen einen Baum gefahren? Scheinwerfer kaputt. Zu lange abseits einer befestigten Straße unterwegs gewesen? Reifen platt. Vergessen das Licht auszumachen? Batterie leer. Ständig wollen Türen ausgetauscht, Bleche gekittet und Stoßstangen ausgebeult werden und das ist auf Dauer ganz schön teuer.
Denn obwohl euch eine komplett ausgestattete Werkstatt zur Verfügung steht, müsst ihr immer noch eure Ressourcen dazu nutzen, um Reparaturkits oder Ersatzteile zu basteln. Also tackert ihr euren Boliden notdürftig zusammen und macht euch auf ins Sperrgebiet auf der Suche nach Metall, Gummi, Elektroschrott und sonstigem brauchbaren Kram.
Außerhalb eurer kleinen, gemütlichen Werkstatt wird aber erst das gesamte Ausmaß der Katastrophe klar. Zwar führen für gewöhnlich halbwegs befestigte Straßen durch die einzelnen Gebiete, eine ruhige Fahrt bei Tempo 130 ist allerdings nicht drin. Verschiedene Anomalien machen euch und eurem Auto nämlich das Leben schwer. So gibt es zum Beispiel bestimmte Orte, an denen eure Karre permanent unter Strom gesetzt wird. Euch selbst macht das zwar zunächst nichts aus (man erinnere sich an den faradayschen Käfig aus dem Physikunterricht), eure elektrischen Bauteile und vor allem die Batterie werden den Dauerschock allerdings nicht lange durchstehen, und ihr wollt sicher nicht ohne funktionsfähige Scheinwerfer nachts unterwegs sein.
Besonders tückisch sind auch am Boden liegende Energiebänder, die einfach mal die Schwerkraft aussetzen, wenn ihr darüber fahrt. Anfangs macht es ja vielleicht noch Spaß, mit dem Auto durch die Gegend zu fliegen, aber schon nach wenigen Sekunden hat der Traum vom Fliegen ein Ende und euch trifft die harte Realität des Erdbodens. Ein absolutes Fest für Reifen, Motor und Federung.
Und falls euch diese Umwelt-Anomalien noch nicht genug sind, gibt es auch noch lebendige Kreissägen, die durch den Boden pflügen und liebend gern als Dosenöffner für euer Auto dienen möchten, oder riesige, wild gewordene Drohnen. Letztere suchen permanent die Umgebung nach euch, dem Kombi oder allem ab, was für euch nützlich sein könnte. Bekommen die Blechbüchsen dann tatsächlich etwas in die Greifarme, schleudern sie es auf kürzestem Weg gegen den nächsten Baum und den Schaden bezahlt eure Versicherung niemals.
Roadtrip mit Hindernissen
Um an die wertvollen Ressourcen zu gelangen, gilt es, verlassene Forschungsstationen, Radiosender oder die Behausungen der ehemaligen Bewohner zu durchsuchen. Die gefundenen Materialien lassen sich nach eurer Rückkehr in die Verbesserung eures Fahrzeugs stecken.
Eine Stoßstange aus Stahl hält schonmal mehr aus als das alte Blechteil, und wo ihr gerade dabei seid, könntet ihr das Ding doch direkt unter Strom setzen und euch so per Knopfdruck lästiger Angreifer erwehren, ohne vom gemütlichen Massagesitz aufstehen zu müssen. Später schaltet ihr auch noch seitliche Halterungen oder einen Dachgepäckträger frei, die euch mehr Platz für zusätzliche Scheinwerfer, Stauraum, zusätzliche Benzintanks oder andere Spielereien bieten.
Mit etwas Pech kann es aber auch passieren, dass ihr von eurem Ausflug wiederkommt und die Reparatur der unterwegs genommenen Schäden mehr Materialien verschlingt, als ihr überhaupt mitgebracht habt. Wenn dies regelmäßig passiert, kann es einem auch schonmal die Lust am Spiel verleiden.
Pacific Drive steuert ihr direkt vom Fahrersitz aus, Komfort dürft ihr allerdings nicht erwarten. Nur sehr wenige Funktionen des Autos lassen sich per Schnellwahl durch Drücken einer bestimmten Taste auf Tastatur oder Controller direkt steuern; der Rest verlangt reichlich umständliches Hantieren. Wollt ihr etwa das Fahrzeug anlassen, so müsst ihr mit der Kamera erstmal auf den Zündschlüssel zielen und ein wenig Geduld mitbringen, bis der Wagen anspringt. Jedes mal, wenn ihr das Auto verlassen wollt, müsst ihr also Scheinwerfer und Scheibenwischer ausmachen, den Schalthebel anvisieren und zurückziehen, dann den Zündschlüssel suchen und umdrehen, um euch anschließend zur Tür zu drehen und diese durch Klicken zu öffnen.
Beim Einsteigen geht es dann wieder rückwärts, also erst die Tür öffnen, die Tür schließen, Zündschlüssel umdrehen, Gang einlegen (glücklicherweise ist es ein Automatik), Scheinwerfer und Scheibenwischer anmachen und bei Bedarf noch den Radiosender einstellen. Das klingt vielleicht gar nicht so schlimm und tendenziell ja auch realistisch, aber wenn ihr auf einem Ausflug 30 mal aus- und wieder einsteigen müsst oder panisch versucht den Wagen zu starten, während ihr vor tödlichen Anomalien flüchtet, dann kann das schon recht anspruchsvoll werden. In gewisser Weise erinnert Pacific Drive darin entfernt an den Omnibus Simulator, statt mit übellaunigen Fahrgästen bekommt ihr es aber halt hier mit Tesla-Türmen und Elektro-Igeln zu tun.
Aus irgendwelchen fadenscheinigen Anomalie-Gründen ist es allerdings nicht möglich, denselben Weg zur Werkstatt zurück zu nehmen, den ihr auf dem Hinweg gefahren seid. Stattdessen müsst ihr ein hochkomplexes Transportersystem benutzen. Habt ihr eure Plünderfahrt also beendet und wollt zurück zur heimatlichen Werkstatt, sucht ihr euch einen der Teleportpunkte im aktuellen Gebiet aus und aktiviert den Transporter.
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Leider geht das nur aus einer beträchtlichen Entfernung und sobald ihr den Vorgang startet, bricht die Hölle über die Gegend herein und radioaktive Stürme ziehen sich in Richtung des Teleportpunkts zusammen. Also drückt ihr das Gaspedal ordentlich durch, weicht im Eiltempo Anomalien aus, rattert durch Wälder und über Berge auf direktem Weg zum Teleporter und betet, dass eure Reifen den wilden Ritt aushalten und euch der Sprit nicht ausgeht.
Habt ihr es dann mit Müh’ und Not doch noch geschafft, steht ihr wieder vor der Werkstatt. Zeit, eure Wunden zu lecken, aufzutanken, Ersatzteile zu beschaffen und dann gleich wieder mit dem kleinen, tapferen, verbeulten Kombi ins Sperrgebiet aufbrechen.
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