Test - Oxenfree : Stimmungsvolle Geistergeschichte
- PC
Spiele, die auf Atmosphäre und Stimmung setzen, sind groß in Mode. Gerade im Indie-Bereich findet man so einige Perlen. Oxenfree schlägt ebenfalls in diese Kerbe und macht das ziemlich gut. Obwohl das Spiel von fünf Teenagern handelt, ist es doch ziemlich erwachsen.
Jeder kann sich noch an seine Zeit als Teenager erinnern: die ersten Partys, die komischen Annäherungsversuche ans andere Geschlecht, Freundschaften für Leben, für die der Grundstein gelegt wird, und natürlich eine gehörige Portion naiver Idealismus, der den Charakter mitprägt. Überhaupt verbringt man viel Zeit seiner Jugend damit herauszufinden, wer man selbst überhaupt ist, und durchläuft die eine oder andere Phase, während der Eltern nur genervt den Kopf schütteln. Außerdem erlebt man so manches Abenteuer, auf das man auch Jahre später noch zurückblickt.
Auch Spiele widmen sich oftmals Teenagern. Zum einen, weil die meist die Zielgruppe sind. Zum anderen, weil es viele Leute gibt, die gerne an diese Zeit der Unbeschwertheit erinnert werden wollen. Während ein Spiel wie Until Dawn sich dem Horror-Flair eines B-Trash-Filmchens verschrieben hat und vor allem durch die üblichen Klischeecharaktere des amerikanischen Coming-of-Age-Films glänzt, geht das neue Indiespiel Oxenfree einen etwas anderen Weg, auch wenn die Thematik durchaus ähnlich ist.
Teenager-Probleme
In Oxenfree geht es um fünf Teenager, die es auf einer Insel ordentlich krachen lassen wollen. Ihr schlüpft in die Rolle von Alex, die mitsamt ihrem neuen Stiefbruder ankommt und dann ihren besten Kumpel Ren sowie Clarissa und Nona trifft. Ziemlich schnell stellt sich heraus, dass nicht jeder mit jedem in dieser Gruppe klarkommt und es Konflikte gibt, die unter der Oberfläche schlummern. Es entfaltet sich eine Geschichte, die persönlichen Schmerz, Schuldzuweisungen und wie man damit fertig wird thematisiert. Im Grunde ziemlich erwachsene Themen, die ihr über Dialoge mit den anderen Figuren verarbeiten oder auch ignorieren könnt.
Wie ihr mit den Charaktere umgeht, beeinflusst allerdings auch die Haltung euch und den anderen gegenüber. Die Dialoge sind wunderbar gesprochen und wandern den schmalen Grat, nicht zu kitschig, aber auch nicht zu prätentiös zu sein. Das ist hervorragend geschrieben und wirkt sehr natürlich. Einziges Problem: Es wird uns schon fast ein bisschen zu viel gesprochen.
Doch die Beziehungen der Personen zueinander sind nur ein Aspekt von Oxenfree. Alex kann mit ihrem Radio nicht nur diverse Sender der Insel empfangen, die auch sehr schummrige Details offenbaren, sondern sorgt zudem dafür, dass das Spiel eine übernatürliche Komponente bekommt. Bei einer kleinen Höhlenerkundungstour mit Jonas weckt Alex mit diesem Radio ... etwas. Etwas, das unseren Teenagern nicht freundlich gesinnt ist, das mit deren Wahrnehmung spielt und für eine bedrohliche Atmosphäre sorgt. Nun ist es an euch, heil von dieser Insel zu kommen und herauszufinden, was hier passiert ist.
Gespräche, Entscheidungen und Rätsel
Spielerisch werdet ihr bei Oxenfree nicht überfordert. Ihr lauft von Punkt A nach B, führt währenddessen viele Gespräche, setzt immer wieder euer Radio ein, um mit den Wesen oder was auch immer zu kommunizieren und kleine Rätsel zu lösen, die aussehen, als würden sie einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum verursachen. Dabei passieren immer wieder ganz unterschwellig verstörende Dinge, zum Beispiel wenn der Bildschirm zu flimmern anfängt und ihr in einer Zeitschleife gefangen werdet. Dann kommen Kassettenrekorder ins Spiel, die ihr in der richtigen Geschwindigkeit abspielen müsst, um den Zirkel zu durchbrechen.
Die Interaktion mag zwar nicht sonderlich ausgeprägt sein, dennoch hat euer Verhalten im Spiel Auswirkungen. Wie ihr mit Leuten redet und welche Entscheidungen ihr trefft, wirkt sich auf das Ende des Spiels aus, wovon es mehrere gibt. So wird der eine oder andere das Spiel sicher noch ein zweites und drittes Mal spielen, sofern er gewillt ist, wiederkehrendes Backtracking in Kauf zu nehmen.
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