Test - Nioh: Defiant Honor : Das beste Nioh, das es je gab
- PS4
Das Wichtigste vorab – und weil es die Überschrift ohnehin schon verrät: Mit dem zweiten DLC Defiant Honor legt sich Entwickler Team Ninja nochmal so richtig ins Zeug. Wie im vorherigen DLC Dragon of the North gibt es drei neue große Missionen – zwei Haupt- und eine Nebenmission, von denen bereits die erste womöglich die bisher beste, zumindest aber die sicherlich außergewöhnlichste der Reihe bislang ist.
Nioh: Defiant Honor setzt die im ersten DLC begonnene Geschichte um den neu entfachten Krieg im Japan des frühen 17. Jahrhunderts fort. Diesmal geht es um die Belagerung Osakas, die aufgrund der Unterstützung spanischer Invasoren und Hexen für Sir Anjin und seine Gefolgsleute zum Fiasko wird.
Allen, denen bereits die beiden letzten Bossgegner des vorherigen Add-ons gehörig zu schaffen machten, schlägt Team Ninja mit der ersten Nebenmission sogleich mit geballter Faust mitten ins Gesicht: Ihr trefft erneut auf Date Masamune, ohnehin schon einer der schwersten Bosse im gesamten Spiel, nun noch einmal deutlich schwerer – zumindest kam es mir so vor. Auch die erste Hauptmission zieht die Daumenschrauben des Schwierigkeitsgrades bis zum Anschlag in zuvor ungekannte Dimensionen des Schmerzes an.
Meine erste Befürchtung: Team Ninja ist das Balancing in der Zwickmühle zwischen overpowerten Hardcore-Spielern und Ottonormal-Samurai komplett aus dem Ruder gelaufen. Doch Entwarnung: Die beiden späteren Missionen sind deutlich einfacher und fügen sich perfekt in die bisherige Lernkurve ein. Nur die typischen Nebenmissionen gegen mehrere Bosse (diesmal sogar drei davon direkt hintereinander) heben das Niveau auf Profi-Bissigkeit, die Gelegenheitsspieler mit den Zähnen knirschen lässt. Was aber völlig in Ordnung ist: Auf diese Weise gibt es genug Herausforderung für Pro-Gamer, während weniger frustresistente Spieler zumindest ohne größere Probleme der Geschichte folgen können, um auch noch für den kommenden dritten und letzten DLC gewappnet zu sein.
Winter is coming
Klares Highlight von Defiant Honor ist die erste Hauptmission „Belagerung von Osaka“, die deutlich verzweigter und offener strukturiert ist als ihre Vorgänger und endlich die Eigenständigkeit und den Einfallsreichtum vorweist, die Nioh bislang im Dauer-Copy-and-Paste seiner allzu deutlich durchschimmernden Pausvorlage Dark- und Demon's Souls vermissen ließ.
Das Schlachtfeld von Osaka erinnert an jene ikonische Mission aus dem Hauptspiel, die euch mitten hinein warf in das Getümmel des Krieges. Die Luft geschwängert vom grauen Rauch der Kanonen, die Schreie verstümmelter Soldaten in der Ferne, zerfetzte Leichen allerorts, die sich zu surrealen Stapeln des Todes auftürmen.
Doch dass Nioh sich hier nicht einfach nur selbst kopiert, wird nur wenige Sekunden nach Beginn deutlich. Kaum betreten wir das Schlachtfeld, hagelt ein Schauer aus Hunderten brennender Pfeilen darnieder, der alles niedermetzelt, was nicht schnell genug Deckung gesucht hat. So hasten wir von Unterstand zu Unterstand, durch die Schützengräben hindurch, stets auf der Flucht vor dem Pfeilregen – eine mitunter frustrierende, im Rückblick aber atemberaubende Hetzjagd nach den rettenden Kanonen, mit denen sich die Bogenschützen schlussendlich „abschalten“ lassen.
Die beiden weiteren Missionen von Defiant Honor sind im Vergleich dazu weitaus konventioneller, wenngleich nicht zwangsweise schlechter: In der zweiten Mission kämpfen wir uns (mal wieder) durch eine Mine in die immer noch belagerte Stadt vor, um dort den Feind aus dem Hinterhalt zu überraschen. Die dritte neue (Neben-)Mission ist ein raffiniertes Labyrinth aus illusorischen Wänden und zauberhaften Kniffen. Nie wirklich im Verdacht genial zu sein, doch ausgestattet mit dem längst überfälligen Mut zur Eigenständigkeit, der im Hinblick auf ein mögliches Nioh 2 den immer noch deutlich vorhandenen Abstand zu den From-Software-Vorbildern schmelzen lässt wie eine Portion Eis bei den derzeitigen Temperaturen.
Ansonsten? Ninja-Hunde!
Die wieder einmal nur rein menschlichen Bosse haben zwar einige hübsche Tricks auf Lager, sind aber im Vergleich zu den originellen Yokai-Bossen wie der Nue oder der Menschenfresserin eher langweilig, aber zum Glück auch nicht so schwer wie die finalen Gegner im vorherigen DLC. Die neue Waffengattung, das Tonfa, ist eine schnelle, beidhändig geführte Waffe, ähnlich der Doppelschwerter, die wegen ihrer ausgeklügelten Schlagkombos vor allem für erfahrenere Spieler eine wertvolle Bereicherung darstellt.
Die Nebenmissionen pendeln sich wie immer ein im Wechsel zwischen generischer Spielzeitstreckung und extraschweren Boss-Fights, darunter auch neue Bosse, die nicht einfach nur aus der Main-Quest recycelt wurden. Apropos neue Gegner. Es gibt Füchse, neue Ninja, Hunde und: Ninja-Hunde! Wie geil ist das denn?! Echte Ninja-Hunde! Damit direkt zum Fazit, denn jetzt kann nun wirklich nichts mehr kommen.
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