Test - Next Level Racing Wheel Stand 2.0 : Flexibilität und Stabilität?
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Für Rennspiel-Enthusiasten gehört ein Lenkrad zu den Pflichtanschaffungen und ein ordentliches Gestell ebenso, schließlich soll das teure Gerät bombenfest sitzen und nicht den Schreibtisch verbiegen, wenn man in hitzigen Rennen daran dreht. Was aber, wenn man nicht den Platz für ein permanentes Rig hat? Ständiges Auf- und Abbauen inklusive Pedalverkabelung? Nee, das ist viel zu nervig! Der Beste Kompromiss ist eine mobile Lösung, die man in wenigen Sekunden zusammenklappen kann, damit sie in die Ecke passt. Der Wheel Stand 2.0 von Next Level Racing verspricht genau das bei maximaler Flexibilität und Stabilität. Ob dieses brandneue Gestell seine Erwartungen erfüllen kann, haben wir geprüft.
Das Anhängsel 2.0 besagt, dass dieser Wheel Stand einen Vorgänger hat. Das ist kein Geheimnis, schließlich vertrauen eine ganze Menge Rennspiel-Freunde darauf. Als eines der ersten zusammenklappbare Modelle überhaupt bot es 2011 nicht nur volle Beinfreiheit dank des Verzichts auf eine Mittelstange, sondern auch flexible Schienen für Gestell-Höhe und Pedal-Entfernung. Für ein mobiles Rig keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Doch wie das so ist mit ersten Entwürfen, entstanden mit der Zeit neue Begehrlichkeiten. Kleine Ungereimtheiten wurden immer offensichtlicher, je weiter sich das Rad der Lenkrad-Technologie drehte. Manche Kunden verlangen erweiterte Unterstützung für neue Lenkrad-Modelle (mit anderen Worten: mehr vorgebohrte Löcher auf dem Träger), andere bemängelten die fehlende Flexibilität der recht schmalen Trägerplatte, die sich nicht im Winkel verstellen ließ, was bei den neuen Direct-Drive-Lenkrädern besonders ins Gewicht fällt. Im Gegensatz zu typischen Riemengetriebe-Lenkrädern sind diese nämlich kerzengerade ausgerichtet, was auf Dauer zu einer unangenehmen Fehlhaltung führt, wenn man seinen Rennsitz nicht in Formel-1- Manier auf halbe Liegeposition verlagert.
Diese und weitere Kritikpunkte nahm sich Next Level Racing zu Herzen. Wheel Stand 2.0 wurde im Oktober 2021 angekündigt und ist seit der ersten Januar-Woche 2022 endlich in Deutschland verfügbar. Das alte Modell kann man derweil weiterhin bei diversen Händlern vorrätig finden. Es kostet nach zehn Jahren noch immer rund 210 bis 230 Euro – also genauso viel wie das neue. Aber das wird garantiert nicht so bleiben, denn Wheel Stand 2.0 soll in allen Belangen besser sein als der Erstling.
Da wir über ausgiebige Erfahrung mit Version 1 verfügen, wissen wir, dass das nicht ganz hinkommt. Obwohl viele Dinge verbessert wurden, konnte der Hersteller in zwei Aspekten keine Qualitätssteigerung erreichen. Um genau zu sein, schneidet die neue Variante in diesen beiden Aspekten sogar minimal schlechter ab. Um was es da genau geht, klären wir gleich.
Ein Rig für (fast) alle Modelle
Zuallererst sollten wir klären, für welche Lenkräder sich der neue Wheel Stand 2.0 eignet. Die Antwort ist einfach: Für fast alle Modelle von Thrustmaster, Fanatec und Logitech. Womöglich auch für weniger geläufige Marken wie Simucube und Simagic, aber das konnten wir leider nicht testen. Bohrlöcher auf dem Träger sind jedenfalls genügend vorhanden, und auch in Sachen Stabilität lässt das Gestell kaum Wünsche offen, sofern man unter der magischen Grenze von 20 Newtonmeter Drehmoment bleibt. Für alles darüber möchte der Hersteller nicht garantieren. Wer also die 25 NM eines DD2 ausreizen möchte oder andere Maschinen dieses Kalibers betreibt, sollte lieber zum nächstgrößeren Gestell des Herstellers greifen, das nicht umsonst Wheel Stand DD heißt. Allerdings ist dieses nochmals stabilere Rig nicht zusammenklappbar.
Wir haben die Belastungsgrenze des Wheel Stand 2.0 mithilfe eines Fanatec DD1-Lenkrads voll ausgereizt und können uns nicht beklagen. Sofern man alle Inbusschrauben ordentlich festzieht, biegt sich auch bei extremem Kraftaufwand nichts. Und das, obwohl die Karbonstahlplatte, auf der das Lenkrad sitzt, flexibler ist als im Vorgängermodell. Sie lässt sich um etwa 80 Grad neigen - 40 Grad nach oben, um die gerade Ausrichtung von Direct-Drive-Lenkrädern auszugleichen, aber auch um 40 Grad nach unten, damit man von Haus aus abgeschrägte Riemengetriebe-Räder auf Formel-1-Konfiguration bringen kann.
Grundsätzlich sind wir von der Qualität des Rigs begeistert. All seine Bestandteile wirken hochwertiger und präziser zugeschnitten als beim Vorgänger. Und es sieht in seiner vollen schwarzen Beschichtung auch noch besser aus. Rund vierzig Minuten muss man für den ersten Aufbau einplanen, weil die einzelnen Komponenten recht schwer sind. Die Aufbau-Anleitung wurde mit großen, gut verständlichen Zeichnungen versehen, sodass jeder Arbeitsschritt verständlich vermittelt wird. Peinlich ist allerdings, dass die Anleitung per QR-Code ein Video-Tutorial für den Aufbau verspricht, das (bisher) nicht zur Verfügung steht. Das wird wahrscheinlich noch nachgeliefert.
Sei es drum. Das Rig bekommt man auch ohne Video problemlos zusammengetüftelt, inklusive aller neuen Extras. Darunter zum Beispiel eine Halteschiene für alle, die einen Gaming-Stuhl auf Rollen haben. Setzt man die vorderen Füße des Stuhls in diese Halterung ein, dann kann man auch mit voller Kraft auf die Bremse treten, ohne mit dem Stuhl in die entgegengesetzte Richtung zu rollen.
Flexibler? Ja, aber nicht nur zum Guten.
Die zweite Neuerung besteht aus einer Erweiterungsplatte für Handbremsen, die direkt neben der Gangschaltungsplatte angebracht werden kann. An sich eine praktische Angelegenheit, aber leider auch der erste Faktor, der eine minimale Verschlechterung zum Vorgängermodell verursacht. Die beiden Platten für Schaltung und Handbremse hängen nämlich an einem Metallarm, der optional auf der linken oder rechten Haupt-Strebe angeschraubt werden kann, statt wie zuvor am Querbalken auf Höhe des Lenkrads zu hängen. Die Hebelwirkung verursacht beim Schalten und beim Ziehen der Handbremse eine spürbare Vibration, beziehungsweise eine leichte Biegung des Arm-Materials.
Da es auch hier um Karbonstahl geht, besteht keine Gefahr eines Schadens, aber das Biegen nervt auf Dauer ein wenig. Das ist sicherlich kein Beinbruch, höchstens ein Abzug in der B-Note, denn grundsätzlich wäre die erhöhte Flexibilität dieser neuen Lösung lobenswert. Man hat nun mehr Freiheit bei der Wahl der Höhe, auf der man den Schaltknüppel anbringen will. Wobei die Verschraubung etwas zu eng wirkt. Schnell mal abschrauben, weil man auf Formel 1 umsteigt und keine Lust auf dem Schaltknüppel hat, ist nun nicht mehr machbar, weil mit fünf Minuten Inbus-Action verbunden.
Wenn wir schon dabei sind, kommen wir gleich zur zweiten Verschlimmbesserung, die das Zusammenklappen betrifft. Wheel Stand 2.0 wiegt aufgrund des besseren Materials ganze sieben Kilo mehr als der Vorgänger. 22 Kilo plus das Gewicht eures Racing Gears sind nichts für zierliche Personen, zumal die neuen rutschfesten Noppenfüße, die ein Verrutschen beim Bremsen verhindern sollen, auch ein Wegschieben des Rigs unterbinden. Obendrein benötigt das Zusammenfalten zwei Handgriffe mehr als bei Wheel Stand Version 1. Letzteres wollen wir nicht zwingend als negativen Punkt anführen, da der neue Aufbau der allgemeinen Stabilität zugutekommt, aber unter Strich ist Wheel Stand 2.0 ein klein wenig umständlicher zu bedienen und aufgrund seines Gewichts schwieriger in die nächste Ecke zu stellen. Für ein Rig, das mit seiner Mobilität punkten soll, nicht gerade ein Highlight.
Ein Kritikpunkt, der nicht zu stark gewichtet werden sollte, denn das Zusammenfalten dauert selbst mit den zwei weiteren Handgriffen nicht länger als 10 Sekunden, und wenn es mal in der Ecke steht, macht es sich wunderbar schmal. Mitsamt dem angeschraubten Lenkrad und den Pedalen zwar nicht schmal genug, um hinter eine Zimmertür zu passen, aber mit etwa 22 cm zwischen den beiden zusammengeklappten Füßen noch immer angenehm platzsparend.
Flexibilität ist das Zauberwort, das auch in umgekehrter Richtung funktioniert. Solltet ihr irgendwann doch Platz für einen permanenten Aufbau haben, so könnt ihr das komplette Ökosystem von Next Level Racing anbauen. Etwa einen vollwertigen Rennstuhl für rund 500 Euro oder Halterungen für bis zu drei große Monitore für knapp 200 Euro, beziehungsweise rund 400 Euro. Auch eine Bodenmatte, eine Halterung für ein Keyboard und viele weitere Accessoires könnt ihr zusätzlich erwerben. Da glüht die Kreditkarte. Kein Grund zum Unken, schließlich bekommt man ordentliches Material für das Geld.
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