Test - Mortal Kombat 11 : Spektakuläre Plackerei
- PS4
So stand ich mal in einem Turm der Zeit Sub-Zero gegenüber. Nicht alleine, zwei weitere Mitspieler, die per Matchmaking dazukamen, spielten ebenfalls mit. Jeder war nacheinander an der Reihe und gemeinsam versuchten wir, diese besonders starke Version des Lin-Kuei-Anführers zu besiegen. Diese Türme besitzen manchmal Modifikatoren, die den Kampf beeinflussen, aber auch hin und wieder ordentlich erschweren, was die Frusttoleranz auf die Probe stellt.
Am Anfang ist es ja noch ganz witzig, gegen Frost zu kämpfen, die einen zusätzlichen Eis-Buff hat, was bedeutet, dass ihr nach einem kurzen Moment einfriert, wenn ihr euch dem Gegner nähert. Aber im nächsten Match dauerhaft Feuerschaden zu erleiden, wenn man zu nah an Liu Kang steht, war dann doch etwas zu viel des Guten. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Modifikatoren können euch richtig in die Suppe spucken. Trotzdem: Wer die Story beendet hat und nicht gerne online gegen andere Spieler kämpft, wird hier wahrscheinlich einen Großteil seiner Zeit verbringen. Es sei allerdings angemerkt, dass die Türme der Zeit trotzdem eine Onlineverbindung benötigen.
Die Krypt: eine Hassliebe
Dann ist da noch die Krypt. Das Prinzip dieses Spielmodus ist nicht neu. Wie in den früheren Teilen erkundet ihr ein Gebiet, löst kleinere Rätsel oder findet spezielle Gegenstände, damit ihr neue Orte betreten könnt. Überall verteilt sind Kisten, die sich öffnen lassen und Belohnungen enthalten. Dafür braucht ihr aber Koins, die ihr durchs Spielen verdient.
Warum das in diesem Teil einen faden Beigeschmack hat? Die Belohnungen bestehen nicht nur aus Artworks oder neuen Fatalitys, sondern auch aus kosmetischen Gegenständen für jeden Kämpfer, mit denen ihr sie anpassen könnt, was übrigens eine spaßige Angelegenheit ist. Ihr wählt die Ausrüstung, die, wenn ihr damit spielt, Verstärkungsfassungen bekommt, die Boni wie beispielsweise zusätzlichen Schaden enthalten. Ihr entscheidet euch für eine der zahlreichen Skins, einen der Intro- oder Siegesfilme und bestimmt den Fatality, Brutality und die Verspottung.
Ein unnachgiebiges Grind-Fest
Es ist auch nett, dass euch das Spiel direkt sagt, in welchem Modus ihr was freischaltet. Die Krypt ist aber ein ziemliches Grind-Fest mit frustrierendem Zufallsfaktor. Ihr wisst nicht, in welcher Truhe sich was befindet. Öffnet ihr einfach jede Kiste, auf die ihr stoßt, brennt ihr euch in Nullkommanichts durch euren Koins-Vorrat und es ist gut möglich, dass ihr auf Gedeih und Verderben nicht das bekommt, was ihr euch erhofft, denn die Objekte besitzen auch verschiedene Seltenheitsstufen.
Dabei ist der Ort der neuen Krypt fantastisch gewählt. Ihr besucht Shang Tsungs Insel, den Schauplatz des ersten Mortal-Kombat-Turniers. Während ihr bekannte Orte erkundet, hört ihr immer wieder Shang Tsungs Stimme, der euch ein bisschen was dazu erzählt. Gerade für Fans ein toller Nostalgietrip.
Einerseits werden die Hardcore-Fans dank der Krypt wohl immer etwas zu tun haben, Normalsterbliche können jedoch abgeschreckt werden. Warum sollte man sich die Mühe machen, einen Kämpfer umfangreich anzupassen, wenn die Möglichkeit, gewisse Objekte freizuspielen, so sehr vom Zufall abhängt?
Es gibt übrigens einen Shop, wo Skins zeitlich begrenzt angeboten werden. Ihr dürft auch Geld für eine vierte Währung ausgeben, die dann im Shop genutzt wird. Diese Zeitkristalle bekommt ihr in kleinen Mengen aber auch durchs Spielen. Immerhin. Fairerweise sei angemerkt, dass die Entwickler im Rahmen eines Livestreams bereits reagiert und angekündigt haben, die Ökonomie des Spiels fairer zu gestalten. Die Belohnungen sollen angepasst werden. Auch der Schwierigkeitsgrad wird heruntergeschraubt und die Modifikatoren etwas abgeschwächt. Ob das Abhilfe verschafft, wird die Zeit zeigen.
Üppiges Multiplayer-Angeobt
Wem das alles egal ist und wer einfach nur anderen Spielern aufs Maul hauen möchte, der kann das auf vielfältige Art und Weise tun. Zum einen in Zwangloskämpfen oder in Ranglistensets. Auch private Lobbys lassen sich errichten, ihr dürft Räume für bis zu 99 Spieler erstellen oder ihnen beitreten. Übungsmatches stehen ebenfalls auf dem Plan. Hier lässt Mortal Kombat 11 kaum Wünsche offen.
Schön ist auch, dass euch vorher angezeigt wird, wie die Verbindungsqualität zu eurem Gegenspieler ist. Seid ihr mit der Qualität nicht zufrieden, müsst ihr nicht zum Kampf antreten. Allerdings liefen die meisten Onlinescharmützel nahezu reibungslos. Nur vereinzelt geriet das Spielgeschehen ins Stocken.
Brutal schön
Mortal Kombat 11 ist eine grafische Augenweide. Die unterschiedlichen Arenen bestechen mit umfangreichen Details. Im Hintergrund ist quasi ständig etwas los, was man während eines Kampfes nicht immer wahrnimmt, weil einem die Fäuste um die Ohren fliegen. Die wahren Highlights sind aber die Kämpfer, die fast schon lebensecht wirken und mit einer detaillierten Mimik aufwarten. Derzeit gibt es kein Beat-'em-up, das mit Mortal Kombat auf visueller Ebene mithalten kann.
Allerdings bedeutet das natürlich, dass der Gewaltgrad noch unangenehmer wirken kann. Zwar übertreibt Mortal Kombat 11 maßlos und zieht es gerade bei den Fatalitys ins Absurde, einen starken Magen braucht ihr trotzdem, wenn die Kämpfer gevierteilt werden oder sich allerhand spitze Gegenstände durch die Augen bohren.
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