Special - Goodbye, LucasArts : Disney leistet Sterbehilfe

Tim Hopmann:

Es war wohl Nostalgie, die einen großen Teil zum gestrigen Entrüsten über Disneys Entscheidung beitrug. Auch ich war zuerst sehr erbost, was sich dank Twitter und Co. schnell in die Welt rausposaunen ließ. Wie konnte es der Konzern wagen, so mit meinen liebsten Kindheitserinnerungen umzugehen? Durch ihre Werke wie Monkey Island 2, Day of the Tentacle oder Indiana Jones and the Fate of Atlantis hatte LucasArts auch bei mir den Status eines heiligen, quasi unantastbaren Studios. Eine Bastion der Kreativität inmitten einer immer gleichgeschalteten Spielwelt.

Aber das war einmal. Zu lange ruhte sich das Studio auf einstigen Glanzleistungen aus. Betrachtet man die Sache etwas nüchterner, muss man zugeben, dass in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr viel Bemerkenswertes von LucasArts kam. Im Gegenteil: Lieblose Lizenzgurken wie The Force Unleashed 2 anstatt Ideenreichtum und Witz. Sicher, das angekündigte StarWars 1313 sah geil aus, aber auch dieses Spiel hatte mit dem alten LucasArts, das gestern so oft hochgejubelt wurde, nichts mehr zu tun. Trotzdem: Es ist immer schade, einen alten Veteranen gehen zu sehen.

Ilyass Alaoui:

Eine Ära geht zu Ende. Das bekommt man zumindest vermittelt, wenn man sich die Reaktionen im Internet zur vermeintlichen Schließung des LucasArts-Studios anschaut. Ist der Stern über dem Studio aber wirklich erst seit dem gestrigen Tag nicht mehr zu sehen? Machen wir uns nichts vor, die Blütezeit der damals legendären Adventure-Schmiede ist spätestens seit dem Weggang der Veteranen Ron Gilbert, Tim Schafer und Dave Grossman vorbei. Mir fielen nach der Newsmeldung nicht einmal spontan die letzten Releases des Studios ein.

Nichtsdestotrotz finde ich es natürlich auch schade, dass Disney die noch laufenden Entwicklungen eingestellt hat. Nicht zuletzt wegen Star Wars 1313, das, wenn wir mal ehrlich sind, mit seinem düsteren Unterton doch das ein oder andere Fünkchen Interesse wecken konnte. Ob die Entwicklung extern fortgeführt wird, steht noch in den Sternen. Was auch noch in den Sternen steht: Ob es Ron Gilbert jemals gelingen wird, sich die Monkey Island-Lizenz unter den Nagel zu reißen. Wenn Gilbert mit diesem Unterfangen tatsächlich irgendwann Erfolg hat, könnte mich das über das Ende dieser Ära hinwegtrösten.