Test - Lotus Challenge : Lotus Challenge

Die Automarke Lotus bringt schon seit vielen Jahren vor allem männliche Erdlinge dazu, in Begeisterungsstürme auszubrechen. Fast jeder hätte gerne so ein Wägelchen in der Garage stehen, doch nun kann man sich ein solches Fahrzeug via PlayStation 2 zumindest virtuell ins Wohnzimmer stellen. Kuju Entertainment und Virgin Interactive haben nämlich vor kurzem 'Lotus Challenge' auf den Markt gebracht. Volltanken, anschnallen und Fuss aufs Gaspedal.

Im Intro sieht man Highlights der Firmengeschichte.

Als zum ersten Mal der Spiel-Name Lotus Challenge fiel, kamen diverse Nostalgiegefühle auf, denn auf dem betagten Heimcomputer Commodore Amiga werkelte seinerzeit die englische Entwicklerfirma Magnetic Fields an einem Spiel namens 'Lotus Turbo Challenge', das Spieler weltweit begeisterte und prompt zwei Nachfolger erschienen. Sollte dieses Spiel nun endlich eine Wiederbelebung erfahren? Leider nein, doch zumindest hat die Firma Lotus bereits damals erkannt, das Videospiele durchaus eine lukrative Werbeplattform sein können. Das hat sich auch das Entwicklerstudio Kuju Entertainment gedacht und hat vor gut eineinhalb Jahren mit der Entwicklung des PS2-Rennspiels begonnen. Das Aussergewöhnliche an der Zusammenarbeit mit Lotus war in diesem Fall das Verständnis seitens des Autoherstellers, dass auch Schäden an den Fahrzeugen durchaus dargestellt werden dürfen. Während bei 'Gran Turismo 3: A-Spec' auch bei einer Frontalkollision mit einer Wand noch alle Karosserieteile glänzen, hat man bei 'Lotus Challenge' auch die Schäden simuliert. Für Kuju Entertainment bot dies eine ideale Ausgangslage, um auch gewagtere Spielmodi zu integrieren, bei denen die Fahrzeuge durchaus Schaden nehmen können.

Das Kernstück von 'Lotus Challenge' bildet der sogenannte 'Challenge'-Spielmodus. In diesem übernehmt ihr die Rolle von Zoe oder Jack, zwei Rennfahrern, deren Karriere ihr in die Hand nehmen könnt. Dabei warten immer gänzlich neue Aufgaben auf euch. Während ihr in einem Rennen einfach den ersten Platz belegen müsst, sollt ihr vielleicht bei der nächsten Aufgabe einen Stunt für einen Fernseh-Werbespot absolvieren oder einen Lotus-Prototypen vor einer Horde Fotografen in Sicherheit bringen, damit keine Fotos gemacht werden können. Die verschiedenen Rennvarianten sind auch auf die jeweiligen Fahrzeuge zugeschnitten, denn 'Lotus Challenge' bietet Fahrzeuge aus verschiedenen Jahrgängen des Firmenkonzerns: Die Super Class, Formula Lotus, Classic B-Class, Classic A Class, Classic Super Class, B Class und die A Class. Darunter findet ihr ältere Modelle wie zum Beispiel den Eleven S2 aus dem Jahre 1957, den Lotus Cortina von 1962, den Type 18 von 1960 aber auch Prototypen wie den GT aus dem Jahre 2001. Selbstverständlich sind auch Klassiker wie der Lotus Esprit dabei.

Der Titelscreen.

Dadurch, dass ihr im 'Challenge'-Modus fast konstant neue Fahrzeuge fahren könnt und immer neue Strecken und Events zu Gesicht kriegt, müsst ihr euch aber auch mit den Tücken jedes Fahrzeuges immer wieder aufs Neue auseinandersetzen, denn so verschieden die Autos äusserlich sind, so unterschiedlich ist auch deren Steuerungen. Manche Fahrzeuge liegen besser in der Kurve, andere beschleunigen langsamer oder verfügen über keine effektive Handbremse (was vor allem bei Oldtimern oft der Fall ist), wodurch Powersliding in den Kurven praktisch unmöglich ist. Die Entwickler haben sich bei der Steuerung auch noch ein paar innovative Dinge einfallen lassen. Beispielsweise könnt ihr zusätzlich zur standardisierten Links-Rechts-Steuerung auch noch eine Lenkrad-ähnliche Steuerung aktivieren, bei welcher ihr den linken Analog-Stick nach vorne drückt um geradeaus zu fahren und nach vorne links drückt, wenn ihr eine sanfte Linkskurve fahren wollt, anstatt den Stick direkt nach links zu drücken. Das mag sich am Anfang zwar etwas seltsam anhören und bedarf auch einiger Übung, doch ihr lernt diese Steuerungsmethode relativ schnell. Wie komplex die Steuerung teilweise sein kann, lässt sich anhand eines Beispiels veranschaulichen: Bei einer der ersten Challenges müsst ihr auf etwa 70mph beschleunigen, dann das Fahrzeug um 180 Grad drehen und rückwärts weiterfahren. Das hört sich relativ einfach an, ist es aber nicht. Ihr beschleunigt also auf 70mph, steuert dann nach rechts - während ihr die Handbremse zieht - und wenn sich das Auto bereits um 90 Grad gedreht hat, lasst ihr die Handbremse los und stellt das Lenkrad gerade, damit das Auto rückwärts rollt. In diesem Moment müsst ihr gleichzeitig manuell in den Rückwärtsgang schalten, damit ihr dann das Auto wieder korrekt beschleunigen könnt. Das Knifflige an solchen Manövern ist, dass sich alles in Sekundenbruchteilen abspielt, vor allem wenn es sich um Drehungen und manuelle Schaltungen handelt.

Im Hollywoodfilm muss man über einen Zug springen.

Eine ähnliche Situation gibt es beim ersten Dreh zu einem Werbespot, der für eine Reifenfirma auf einer Ölplattform gedreht wird. Eure Aufgabe ist es, zuerst ein paar 360-Grad-Spins auf dem Helikopterlandeplatz zu vollbringen, anschliessend mit maximalem Tempo auf den Rand der Bohrinsel zuzufahren und dann so zu bremsen, dass die Motorhaube des Autos noch über den Rand hinaus schaut. Danach müsst ihr in den Rückwärtsgang schalten, beschleunigen und das Auto um 180 Grad drehen, geradeaus fahren und dann am anderen Ende der Plattform das Auto mit der Handbremse parallel zum Plattformrand zwischen zwei Hütchen und innerhalb einer gelben Markierung zum Stillstand bringen. Zum Schluss müsst ihr noch Anlauf holen und über eine Rampe auf eine andere Plattform springen. Dieser Stunt ist in vier Szenen unterteilt, die ihr nacheinander in Angriff nehmen könnt. Am schwierigsten ist - wie bereits erwähnt - die rechtzeitige Ausführung von einzelnen Manövern. Dafür braucht man einige Übung. Solltet ihr drei misslungene Versuche gestartet haben, bekommt ihr Hilfestellungen: So wird euch beispielsweise gesagt, auf welche Geschwindigkeit ihr das Auto beschleunigen müsst oder wann ihr welches Manöver wie ausführen müsst, um den gewünschten Erfolg zu haben.