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Special - Free-to-play – Kolumne : Free-to-play verdient eine Chance

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    Was für Batman der Joker und für Superman das Kryptonit, das sind für Videospieler ganz offensichtlich Free-to-play-Spiele. Kaum prangen über einem Titel die großen Lettern „F2P“, schrillen die Alarmglocken. „Das ist doch Abzocke!“, schreien die einen. „Bleib mir weg mit dieser Farmerama-Scheiße!“, brüllen die anderen. Free-to-play-Spiele sind wie Pornofilme. Jeder kennt sie, aber kaum einer steht dazu. Ich sage es frei heraus: Ich mag Free-to-play – im Prinzip (was aber nicht impliziert, dass ich Pornos schaue)!

    (Anm. d. Red.: Auch wenn Olaf des Öfteren für Gameswelt freiberuflich auch Standardartikel, etwa Previews, schreibt, gilt für seine Kolumne das, worauf wir auch bei normalen Gastbeiträgen immer hinweisen: Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.)

    Für die wenigen Menschen, die mit dem Begriff „Free-to-play“ nichts anfangen können: Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Genrebezeichnung, sondern um ein Geschäftsmodell. Mit dem handlichen Slogan bezeichnet man Spiele, die grundlegend umsonst sind, allerdings mit spielinternen Shops versuchen, ihren Benutzern das Geld aus der Tasche zu ziehen. So zumindest das weitläufige Vorurteil. Denn in den vergangenen Jahren haben sich Spiele wie Dungeon Keeper einen schlechten Namen dadurch gemacht, dass sie den Frust des Spielers nutzen, um daraus Profit zu schlagen.

    Irgendwann sind die Wartezeiten – etwa zum Bauen von Gebäuden oder bis zur nächsten Spielrunde – derart groß, dass das Spielen auf der Strecke bleibt. Irgendwann zwingen einen diese Übeltäter einfach zur Kreditkarte. Sie kreieren zunächst so etwas wie Spaß, nehmen ihn uns dann aber wieder weg und wedeln uns lachend mit Bezahloptionen vor der Nase herum. Wir Spieler sind in diesem Fall nichts anderes als der Junkie, der seine nächste Dröhnung braucht. Und genau in solchen Fälle hasse ich Free-to-play. Weil das Spiel in den Hintergrund rückt. Weil die Gier nach Geld offensichtlich ist. Weil es im Kern nicht mehr um Spaß, sondern ausschließlich um die Kohle geht. In diesem Fall ist Free-to-play ein Arschloch!

    Gratismassenbewegung

    Aber wie überall im Leben gibt es im Free-to-play-Konzept eine Kehrseite. Und die zeigt uns Spielern nicht die blanken Backen, sondern spricht in deutlichen, klaren Worten. League of Legends und DotA 2 sind zwei der bedeutendsten Spiele der Gegenwart. Beide sind kostenlos und haben das Genre der MOBAs der ganzen Welt geöffnet. Täglich spielen mehr als 27 Millionen Menschen League of Legends. DotA 2 überflügelte mit 7,86 Millionen aktiven Spielern kürzlich World of WarCraft. Bei E-Sport-Events locken allein diese Spiele Millionen Menschen vor die Twitch-Kanäle und in die Stadien. Wie falsch kann Free-to-play da sein?

    Thomas Paicon ist Operations Manager bei Ubisofts Free-to-play-Sektion. Er bringt die Sache auf den Punkt: „Dank Free-to-play können wir unsere Marken deutlich erweitern und in Teile der Welt vorstoßen, die wir mit normalen Methoden nie erreicht hätten. Wer etwa hätte gedacht, dass ein Produkt wie Heroes Online in Brasilien beliebt werden könnte?“ Auf den schlechten Ruf von Free-to-play angesprochen, gibt sich Thomas aber bescheiden: „Natürlich ist Free-to-play für viele Spieler ein rotes Tuch. Schließlich gibt es gerade in der Vergangenheit genug Beispiele, wo die Entwickler nur das schnelle Geld sahen und den Frust der Spieler ausnutzen wollten. Aber am besten sind Free-to-play-Spiele immer genau dann, wenn man sie gar nicht als solche wahrnimmt.“

    Der Begriff des Pay-to-win schwebt wie ein blutiges Damoklesschwert über dem Free-to-play-Geschäftsmodell. Das bedeutet: Wer möglichst viel Geld in ein Produkt hineinbuttert, steigt schneller auf, bekommt beispielsweise bessere Waffen und Ausrüstungsgegenstände und verschafft sich gegenüber den anderen Spielern einen entscheidenden Vorteil. Wer zahlt, gewinnt! Thomas hat dazu eine klare Meinung: „Genau so funktioniert es natürlich nicht. Aber dieser Begriff ist vielen im Kopf geblieben.“

    Buh, ich bin das Pay-to-win-Schreckgespenst!

    Kein Spielentwickler gibt offen zu, dass seine Spiele nur mit Echtgeld Spaß machen. Wenn ich aber in einem Spiel bezahle, dann will ich auch die Auswirkungen spüren. „Das funktioniert beispielsweise mit kurzen Boosts“, führt Thomas Paicon weiter aus. „Zwar levelst du dann schneller auf, aber das Spiel steht weiterhin im Mittelpunkt. Darum soll es gehen. Du kommst nur voran, wenn du weiterspielst, und kannst dich nicht einfach hochkaufen.“ So macht mir Free-to-play Spaß! In League of Legends beispielsweise kann ich mir neue Outfits kaufen. Damit hebe ich mich von anderen Spielern ab. In Mighty Quest for Epic Loot hole ich mir Boosts und bekomme für eine bestimmte Zeit mehr Erfahrungspunkte. In dieser Form funktioniert Free-to-play!

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