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Test - Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung : Eine Liebeserklärung an Breath of the Wild

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Zeit der Verheerung erzählt die in Breath of the Wild oft angerissene Geschichte, die 100 Jahre vor dem Open-World-Adventure stattfand. Aber ist die Warriors-Formel das richtige Format dafür? Und gibt die Story überhaupt genug her? Wir haben uns durch zigtausende Bokblins geschnetzelt, um es herauszufinden. Vorsicht, es folgen Spoiler zu Breath of the Wild!

Vor sechs Jahren diente Hyrule Warriors auf der Wii U noch dem Zweck, die reichlich verworrene Zelda-Timeline zu einem All-Star-Treffen zusammenzuführen. 2020 ist Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung als Vorgeschichte zur Open-World-Perle The Legend of Zelda: Breath of the Wild konzipiert und soll sogar zum offiziellen Kanon gehören. Für ein Warriors-Spiel ist das ein Ritterschlag.

Kanon? Nein! Doch! Vielleicht?

Links Abenteuer in Breath of the Wild beginnt noch damit, nach einem hundertjährigen Schlaf allmählich seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Schlummer wiederzugewinnen, um letztlich die von Zelda in Schloss Hyrule versiegelte Verheerung Ganon zu bezwingen. Durch die auf der Map von Hyrule verstreuten Erinnerungen haben wir eine recht gute Vorstellung davon, was vor 100 Jahren passiert ist. Was sollte Zeit der Verheerung noch groß erzählen?

Genau das ist der Knackpunkt. Denn Hyrule Warriors 2 erzählt im Grunde keine neue Geschichte und füllt etwaige Lücken nur bedingt. Im Wesentlichen handelt es sich um dieselbe Erzählung, nur mit anderen, ausschweifenderen Formulierungen. Dabei war Breath of the Wild schon kein storylastiges Spiel.

Um dennoch mit etwas Neuem zu locken, bricht die Handlung an allen Ecken und Enden mit den im Hauptspiel etablierten Ereignissen. Die Grundpfeiler mögen noch stimmen: Link und Zelda versammeln die vier Recken hinter sich, um mit den Titanen gegen die Verheerung vorzugehen. Details wollen und dürfen wir nicht verraten. So viel sei jedoch gesagt: Spielern, denen eine kohärente und übergreifende Story am Herzen liegt, dürften sich die Hinox-Zehennägel aufrollen.

Bis zum Schluss haben wir erwartet, dass Zeit der Verheerung dem Kanon etwas wirklich Substantielles hinzufügt. Doch das Warrior-Spin-off lässt einige gute Gelegenheiten verstreichen und bleibt stets vage. Wer ausschließlich wegen der Aussicht auf mehr Breath-of-the-Wild-Lore mit dem Kauf liebäugelt, kann den Titel überspringen. Aber es gibt einige gute Gründe, sich das neue Hyrule Warriors trotzdem auf die Switch zu laden. Nicht zuletzt, weil Zelda, die eigentliche Heldin, einige neue Facetten zeigt.

Eine Liebeserklärung an Breath of the Wild

Zeit der Verheerung ist ein romantischer Liebesbrief an das Hauptspiel und seine Fans. Der entscheidende Reiz besteht darin, die Heerscharen an Feinden nicht nur als Link, sondern auch mit den beliebtesten Nebenfiguren in die Schranken weisen zu können. Wie bereits der Vorgänger ist sich auch der zweite Teil für keinen Charakter zu schade und verhilft selbst kuriosen Randfiguren zu einem Auftritt.

Besonders viel Mühe ist dabei in die individuellen Kampfstile der einzelnen Charaktere geflossen. Y, Y, Y, X lautet die bekannte Formel, um in Warriors-Spielen einfache und starke Angriffe zu immer spektakuläreren Kombos aneinanderzureihen. Die einzigartige Handhabung der Kämpfer zeugt jedoch von Liebe fürs Detail. Link ist natürlich auf den Umgang mit dem Schwert spezialisiert. Die weniger kampferprobte Zelda nutzt dagegen den Shieka-Stein, um ihre Gegner in Stasis zu versetzen und mit Bomben und Eis zu malträtieren.

Jeder Kämpfer hebt sich vor allem durch seine spezielle Charakter-Aktion von den Gefährten ab. Reckin Urbosa lädt sich per Knopfdruck mit Elektrizität auf, um ihre Kombos zu verstärken. Ihre Kollegin Impa hingegen erschafft auf diese Weise bis zu sechs Doppelgänger, die sie im Kampf unterstützen.

Neben den Kämpfern wurden auch allerhand andere Elemente aus Breath of the Wild gekonnt mit der Warriors-Formel verflochten. Vor allem der Shieka-Stein kommt auf gelungene Weise zum Einsatz. Seine vier Module Stasis, Magnet, Eis und Bomben sind von Zeit zu Zeit erforderlich, um innerhalb eines kurzen Zeitfensters die Verteidigung des starken Gegners zu durchbrechen und seinen wunden Punkt zu treffen.

Die Parallelen, dank derer wir uns wieder in Hyrule zu Haue fühlten und die Zeit der Verheerung so eng mit Breath of the Wild verbanden, sind zu viele, um sie alle aufzuzählen. Da sind die Wächter, die zu Beginn Angst und Schrecken verbreiten und später kaum der Rede wert sind. Oder die unzähligen Krogs auf jedem Schlachtfeld, die uns nach einem kleinen Rätsel mit ihrem ganz besonderen Geschenk belohnen. Und natürlich die Shieka-Türme und Karten, die den Originalschauplätzen genau nachempfunden wurden.

Eine Karte, sie zu knechten

Wo wir beim Thema aufzählen sind: Auf ein klassisches Menü verzichtet Hyrule Warriors 2 weitgehend. Stattdessen werden sämtliche Missionen, Aufgaben, Läden und Charakter-Verbesserungen auf der kompletten Karte von Hyrule angezeigt. Was anfangs wie eine weitere nette Referenz wirkt, offenbart mit zunehmender Spieldauer Schwächen. Eigentlich erfüllt eine Karte den Zweck, für Übersicht zu sorgen. Als Menüersatz bewirkt sie aber genau das Gegenteil. Für jede erfüllte Aufgabe erscheinen weitere Symbole auf der Map, bis ihre Anzahl irgendwann in die Hunderte geht. Erfüllte Aufgaben verschwinden nicht und so steigt die Menge der Icons proportional zur Spielzeit in schwindelerregende Höhe.

Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung - Trailer: Eine Geschichte, die 100 Jahre vor Breath of the Wild spielt

Mit Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung hat Nintendo überraschend ein neues Spiel für Nintendo Switch angekündigt, dass die Ereignisse vor Breath of the Wild zum Thema hat und bereits am 20. November erscheinen soll.

Aufgaben, für die alle Materialien gesammelt wurden, beginnen zu pulsieren. Dieser Effekt ist jedoch zunehmend schwieriger zu erkennen ist, je voller es auf der Karte wird. Immerhin lassen sich durch die Schultertasten Listenmenüs aufrufen. Doch auch sie haben spätestens ab der Hälfte der Kampagne ausgedient, da eine Sortierung nach noch zu erledigenden Aufgaben nicht möglich sind. Folglich sahen wir uns gezwungen, durch lange Listen zu scrollen. Das hätte bereits mit kleinen Kniffen optimiert werden können.

Immerhin gelang es den Entwicklern, in diesem wahnsinnigen Wust ein System zu implementieren, um den Spieler dazu zu motivieren, sich überhaupt mit dem Icon-Wahn zu beschäftigen: Jedes abgehakte Symbol füllt die Abschlussleiste eines Gebietes, an deren Ende wiederum Belohnungen wie Kostüme winken. Ein zugegeben simpler, aber effektiver Trick. Paradoxerweise wirkt Zeit der Verheerung trotz dieser Menükarte viel entschlackter und geradliniger der aus allen Nähten platzende Vorgänger.

Die typischen Warriors-Probleme

Wer bereits ein Warriors-Spiel gespielt hat, weiß um dessen typische Krankheiten. Sie verpassen dem befriedigenden Gefühl, 100 Gegner auf einmal umzuhauen, regelmäßig einen Dämpfer. Auch Zeit der Verheerung ist davor nicht gefeit. Besonders auf der technisch nicht allzu kräftigen Switch machen sich größere Gegneransammlungen schnell in der Framerate bemerkbar. Wirklich flüssig läuft das Spiel nur in Ausnahmefällen. Vor allem in brenzligen Situationen mit mehreren großen Feinden wird die Konsole teils völlig in die Knie gezwungen. Dann friert das Bild gerne mal für wenige Augenblicke ein. Hinzu gesellen sich immer wieder Kameraprobleme, die gerade in Bosskämpfen sauer aufstoßen.

Was uns aber gerade im Vergleich zum Vorgänger negativ auffiel, ist die KI beziehungsweise der Schwierigkeitsgrad. Wir spielten weite Teile der Handlung auf “Schwer” und hatten nicht einmal das Gefühl, dass es möglich ist, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren. Teil 1 platzierte auf der Map nicht nur Vorposten, sondern auch kleinere Sammelpunkte, an denen regelmäßig neue Gegner auftauchten. Dadurch kippte das Kräfteverhältnis gerne mal. Doch hier fehlen sie völlig. Einmal befreite Bereiche bleiben in der Regel bis zum Schluss sauber. Wir hatten, abgesehen von Zeitmissionen, stets Gelegenheit, in aller Seelenruhe die komplette Map nach Krogs abzusuchen – das Schlachtgeschehen änderte sich in der Zwischenzeit nicht.

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