Test - Horizon: Zero Dawn : Sonys neues Aushängeschild
- PS4
Mit gespaltener Zunge
Gespräche stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Ihr dürft dabei oft verschiedene Themengebiete auswählen. So weit, so bekannt. Guerrilla Games erweitert das Dialogsystem um eine angenehme Facette: Einige Antworten drücken ein spezielles Gefühl aus. Ihr habt dadurch Einfluss darauf, ob Aloy in dieser Situation clever, aggressiv oder mitfühlend reagiert. Zwar ändern diese Entscheidungen den Ausgang der Handlung nicht, sie tragen aber subtil dazu bei, dass ihr der Heldin einen eigenen emotionalen Anstrich verpasst.
Apropos Handlung: In dieser Hinsicht reißt Horizon: Zero Dawn keine Bäume aus, serviert euch aber zwei Story-Fäden, die so interessant sind, dass ihr stets am Ball bleibt, auch wenn die Entwickler gerade am Anfang einige vielversprechende Ansätze ungenutzt verpuffen lassen. Einerseits verfolgt das Spiel Aloys Bedürfnis herauszufinden, wer ihre Mutter ist, gleichzeitig wird aber auch aufgearbeitet, was aus der alten Welt geworden ist. Das bedeutet zwar, dass ihr im letzten Drittel des Spiels mit Informationen geradezu überschüttet werdet, aber die Entwickler servieren euch spannende Häppchen und eine im Kontext durchaus sinnvolle Erklärung.
Aloy gibt sich bis zuletzt recht eigensinnig und stellt ihre persönlichen Fragen über die dem Planeten drohende Gefahr, aber als Spieler den Geheimnissen der alten Welt auf den Grund zu gehen, ist ungemein motivierend. Das liegt natürlich auch an der Umgebung an sich. In der offenen Welt stolpert ihr immer wieder über Ruinen zerstörter Städte. Da denkt man unweigerlich an The Last of Us oder Enslaved: Odyssey to the West. Ihr werdet euch der Faszination dieser Spielwelt nicht entziehen können.
Ein Augenöffner
Horizon: Zero Dawn ist nach Uncharted 4: A Thief's End vielleicht das schönste Spiel, das ihr derzeit auf der PlayStation 4 findet, egal, ob auf der normalen Konsole oder der Pro-Version. Letztere profitiert erst mit dem zum Testzeitpunkt noch ausstehenden Day-Zero-Patch von der zusätzlichen Hardware-Power. Mit dem Update kommt ein Performance-Modus, der nicht nur die Optik etwas hübscher, sondern auch die Bildwiederholrate geschmeidiger macht. Das ist aber vorerst halb so wild, denn auch auf der handelsüblichen PS4 ist Horizon: Zero Dawn wunderschön.
Die technische Seite mit den beeindruckenden Lichteffekten und der enormen Sichtweite ist das eine, komplettiert wird die visuelle Pracht aber erst durch das hervorragende Art Design. Es gibt keine Ecke in dieser Welt, die nicht mit Liebe zum Detail gestaltet wurde. Egal wohin ihr geht, alles sieht wie ein Postkartenmotiv aus. Da verschmerzt man die Tatsache, dass Objekte in der Distanz hin und wieder unschön ins Bild poppen oder Aloys Gesicht im Vergleich zu vielen anderen Charakteren deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommen hat. Auch die leeren Gesichtsausdrücke sind da nur ein unbedeutendes Haar in einem Ozean voll Suppe. Außerdem scheint der dynamische Tag- und Nachtwechsel noch nicht so recht zu funktionieren.
Nerviger sind da schon die Reibereien mit der Kamera. Gerade wenn ihr euch in einer hektischen Auseinandersetzung mit mehreren Maschinen befindet, verliert ihr öfters mal die Übersicht. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr als Aloy nicht an jeder Kante hochklettern dürft und nicht jedes Hindernis überwinden könnt. Manchmal bleibt ihr auch an den kleinsten Objekten hängen, was in solchen Momenten durchaus für Frust sorgen kann.
Kommentarezum Artikel