Test - Halo 5: Guardians : Chieflage
- One
Rundreise
Erfreulich viel von Halo 5 findet in Außenarealen statt. Klinische Raumschiffkorridore oder Alien-Installationen treten verhältnismäßig selten auf. Leider ist direkt Mission 2 – die erste mit dem Master Chief – die langatmigste und grafisch schlichteste des ganzen Spiels. Lasst euch davon nicht abschrecken, denn fast alle anderen Level bieten tolle Schauwerte. Mal tobt eine Raumschlacht am Himmel, mal befindet ihr euch auf dem Heimatplaneten der Eliten und erkundet deren Kultstätten samt riesigen Felsmonumenten. Unser Favorit ist die von bizarrer Flora geprägte Welt Genesis, in der ihr zudem ein paar der hitzigsten Gefechte des Spiels austragt.
Viele Spielabschnitte bieten Alternativrouten oder kleinere Abkürzungen, die ihr euch im Kampf zunutze machen könnt. Eine Mission sieht vor, mehrere von der Allianz installierte Schilde auszuschalten. Dies könnt ihr mit reiner Feuerkraft erreichen; ihr könnt aber auch versuchen, die Energiequelle der Barriere zu zerstören oder das Hindernis über eine geheime Passage komplett zu umgehen. Eine andere Mission bietet die Wahl, ob ihr einen Abschnitt zu Fuß oder hinterm Steuer eines Gleiters zurücklegt. Diese etwas größere Offenheit gegenüber früheren Halo-Teilen kommt vor allem im Koop-Modus zur Geltung.
Prächtige Planeten
Wer sich bis jetzt nicht mit dem typischen Grafikstil der Reihe anfreunden konnte, wird auch mit Halo 5 keinen Frieden schließen. Die Ringweltsaga besticht auch auf der Xbox One mit einer Mischung aus saturierten, farbvollen Elementen und dazu im Kontrast stehenden sterileren Versatzstücken. Das Spiel ist optisch keine neue Referenz, aber vor allem die erwähnten Außenareale erfreuen mit Detailreichtum und gelungener Atmosphäre. Hier und da ist eine schwächere Textur zu sehen, dafür – und das ist wichtiger – läuft das Spiel nahezu konstant flüssig mit 60 fps. Selbst dann, wenn auf dem Bildschirm mehr los ist als in US-Einkaufszentren am Schwarzen Freitag.
Die Charaktermodelle, die ihr nur in den helmfreien Zwischensequenzen so richtig begutachten könnt, überzeugen ebenfalls. Für die Rolle des Edward Buck aus dem Team Osiris konnte man Nathan Fillion gewinnen, der Sci-Fi-Fans durch die Kultserie "Firefly" ein Begriff sein sollte. In der deutschen Fassung wird er von seinem gewohnten Synchronsprecher vertont. Wie auch seine Kollegen erledigt dieser seine Arbeit makellos, was Halo 5 zu einem der am besten lokalisierten Spiele seiner Generation macht.
Stell dir vor, es ist Krieg
Ein neuer und von den Entwicklern im Vorfeld oft angepriesener Multiplayer-Modus von Guardians ist Warzone beziehungsweise „Kriegsgebiet“ wie es auf Deutsch heißt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um große Maps, in denen eine wahre Schlacht tobt. Nicht nur euer und das gegnerische Team ringen um den Sieg. Es gibt auch neutrale Allianz- und Prometheaner-Einheiten, die ihr ausschalten könnt und solltet. Denn die nötigen Punkte erlangt ihr nicht nur durch die Einnahme von Basen und das Meucheln menschlicher Konkurrenz, sondern auch durch Alien-Abschüsse. Diese können oft das Zünglein an der Waage sein, denn nur der finale, todbringende Treffer zählt für das jeweilige Team.
Eine andere Methode, als Sieger hervorzugehen, ist die Zerstörung des gegnerischen Kerns. Die Basen dienen dabei als Rücksetzpunkte und bieten überdies Terminals für die überaus wichtigen Requirierungen. Das sind Waffen, Vehikel und Power-ups, die ihr euch durch eure Leistungen im Kriegsgebiet verdient. Ihr müsst dabei abwägen, ob ihr sofort in Ausrüstung investiert oder lieber auf mächtigere Hilfsmittel spart. Bei den Fahrzeugen fangt ihr zum Beispiel mit Goose und Ghost an, könnt bei den entsprechenden Rücklagen aber auch Panzer und Phaetons erwerben. Für was auch immer ihr die Punkte raushaut: Beim Ableben ist alles futsch und der Gegner kann es sich schlimmstenfalls einverleiben.
Warzone wird den großen Erwartungen gerecht. Von den sechs zu Beginn verfügbaren Karten konnten wir bislang zwar nur drei ausprobieren, doch die Gefechte mit bis zu 24 Spielern sind spaßig, intensiv und können jederzeit kippen. So lag unser Team in einer Runde erst scheinbar aussichtslos zurück, konnte dann aber durch den Kill eines mächtigen Bossgegners doch noch in Führung gehen. Bei Levelaufstiegen dürft ihr Requirierungspakete öffnen, die zufällige Perks und Ausrüstung enthalten. Alternativ kauft ihr die Packs für REQ-Punkte, die ihr in den Partien sammelt. Außerdem schaltet ihr nach und nach optische Veränderungen für euren Spartaner frei.
In der Manege
Warzone verfügt ferner über einen Zweitmodus, der auf neutrale Gegner verzichtet und sich ausschließlich um das Einnehmen beziehungsweise Verteidigen eines Hauptquartiers dreht. Auf Fahrzeuge dürft ihr freilich auch hier zurückgreifen. Weniger episch, aber ebenfalls spaßig geht es auf den kleinere Karten des Arenamodus zu. Hier bestreitet ihr klassische Multiplayer-Matches in Spielvarianten wie Team Deathmatch oder Capture the Flag. Wer Halo in der Vergangenheit bereits online gespielt hat, dürfte sich schnell wieder heimisch fühlen, denn das grundlegende Spielgefühl wurde beibehalten. Das Tempo ist durchgehend hoch, Atempausen gibt es kaum.
Gerade in der Arena kommt die verbesserte Mobilität der Spartaner zum Tragen. Durch die Jetpacks und Kletterfähigkeit der Soldaten werden die Matches in den engen Arealen dynamischer und unberechenbarer. Alles spielt sich auf mehreren Ebenen ab, wer ständig in Bewegung ist, erhöht seine Überlebenschancen enorm. Besonders spannend ist der neue Ausbruchmodus, in dem ihr pro Runde nur ein Leben habt. Um ausgedehntes Campen zu verhindern, könnt ihr zusätzlich auch gewinnen, wenn ihr die Flagge des Feindes in eure eigene Ecke entführt.
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