Special - Special: Die Geschichte japanischer Rollenspiele : Special
Seit einigen Jahren erfreuen sich Konsolenrollenspiele auch in Europa und im deutschsprachigen Raum größter Beliebtheit. Spätestens seit 'Final Fantasy VII' (1997) gehört das einstige Nischengenre zu einem der umschwärmtesten Bereiche der Konsolensoftware. Die Nachfrage steigt ständig, allerdings ist das Angebot in den PAL-Gebieten noch recht dürftig, vor allem weil der Lokalisierungsaufwand sehr hoch ist. Wenn man nämlich von Konsolenrollenspielen spricht, redet man im gleichen Atemzug von japanischen Rollenspielen, da gut 95% aller Titel dieses Genres aus Nippon stammen.
Ein neues Genre wird geboren
Klar, dass in Japan das Genre schon seit langem auf der Erfolgswelle
schwimmt. Angefangen hat alles 1986, als die Rollenspielwelt in Fernost
noch ganz anders aussah. Es gab nur wenige, die sich an 'Pen &
Paper'-RPGs versuchten (die Urform, zu der nur Papier, Bleistift und
jede Menge Phantasie nötig waren), daneben gab es noch vereinzelt
PC-Rollenspiele wie 'Ultima', die aber aufgrund der hohen Komplexität
in der konsolenverwöhnten Welt wenig Beachtung und Anklang fanden.
Das sollte sich allerdings ändern, als Enix-Mitarbeiter Yuji
Horii und der bekannte Manga-Zeichner Akira Toriyama, der unter anderem
durch seine Serien 'Dragonball' und 'Dr. Slump' international berühmt
wurde, sich zusammensetzten und versuchten, ein Rollenspiel für
Jedermann zu kreieren. Man bastelte ein einfaches rundenbasiertes
Kampfsystem, eine große Welt, viel zu entdecken, nannte das
ganze 'Dragon Quest' und löste damit einen Boom aus, der bis
heute seinesgleichen sucht. Die Japaner rissen den Händlern die
Exemplare förmlich aus den Händen und die Serie wurde zu
einem sicheren Topseller. Egal, was man verkaufen will, der Name 'Dragon
Quest' ist Grund genug, um Millionen an den japanischen Mann zu bringen.
Aufgrund der enormen Popularität des Spiels wurde sogar ein eigenes
Gesetz eingeführt, das besagte, dass ein neuer Teil der 'Dragon
Quest'-Reihe nur an schulfreien Tagen erscheinen durfte, da ja sowieso
jeder die Schule beziehungsweise die Arbeit geschwänzt hätte.
Klar, dass der enorme Erfolg des Spiels massenweise Nachahmer mit
sich brachte. Somit schlug die Geburtsstunde eines neuen Genres.
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Die 8-Bit Zeiten: Die Anfänge
Die damalige Spitzenkonsole für gute Rollenspiele war Nintendos
Famicom, hierzulande wohl besser als 'NES' (Nintendo Entertainment
System) bekannt, auf dem auch 'Dragon Quest' sowie die ersten drei
Nachfolger erschienen.
Wie gesagt, der ernome Erfolg von Enix' Drachensaga brachte eine Menge
an Kopien mit sich, unter anderem auch einen Titel einer damals noch
sehr unbekannten Spielschmiede, die sich mit Arcade-Rennspielen über
Wasser hielt. Die Rede ist von Squaresofts 'Final Fantasy'. Als letzte
Hoffnung für eine zum Tode verurteilte Softwarefirma brachte
Mitarbeiter Hironobu Sakaguchi seine 'Letzte Fantasie' auf eine Famicom-Cartridge.
Mit allerlei Innovationen wie einem Vorreiter des beliebt gewordenen
Jobsystems, einer interessanten Hintergrundgeschichte sowie einer
phänomenalen Präsentation war 'Final Fantasy' der Startschuss
einer Bestsellerserie, die zwar immer im Schatten von 'Dragon Quest'
stand, aber trotzdem Millionen Fans begeistern konnte.
Selbstverständlich konnte Nintendo den Erfolg anhand der ausgelieferten Exemplare von 'Dragon Quest' und 'Final Fantasy' nicht übersehen und schickte ihren Spitzendesigner Shigeru Miyamoto los, um einen Titel zu kreieren, der den großen Vorbildern das Wasser reichen konnte. Miyamoto, der sich vor allem mit 'Donkey Kong' und 'Mario Bros.' einen Namen in der Spieleszene machte, dachte an seine Kindheit zurück, in der er als kleiner Junge durch die Felder vor seinem Haus lief. Das Gefühl, das er dabei hatte, setzte er in 'The Legend of Zelda' um, dem ersten Teil der erfolgreichen Rollenspielserie.
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In den Grundzügen war es handfeste RPG-Kost: Man steuerte eine Heldenfigur - namenlos natürlich, ausser für aufmerksame Handbuchleser - Bildschirm für Bildschirm durch die Länder von Hyrule und bekämpft fiese Spinnen, Moblins und anderes Gesocks. Allerdings sollte sich Miyamotos Vorstellung eines Rollenspiels sehr stark von den bisher üblichen 'Dragon Quests' und 'Final Fantasy'-Teilen unterscheiden. Anstatt sich, wie üblich, durch nervende 'Random Encounters' Schritt für Schritt aufzuleveln, bekämpft man die Monster in Hyrule in Echtzeit und bekommt für besiegte Gegner keinerlei Erfahrungspunkte. Stattdessen muss Link durch neue Waffen und Herzcontainer, die seine Energieleiste auffüllen, besser werden. Dieses damals sehr innovative und abwechslungsreiche Gameplay, welches in den Nachfolgern konsequent weiterentwickelt wurde, sorgte für sehr viel Aufregung und machte 'The Legend of Zelda' zu einem weltweiten Hit ('Zelda' ist die einzige Rollenspielserie, die in Europa komplett erschienen ist). Auch begründete Nintendo mit dem Spiel das Genre der Action-Adventures beziehungsweise der Action-RPGs.
Wenn man schon von bekannten Klassikern spricht, sollte auch 'Crystalis' von SNK nicht unerwähnt bleiben. Die Entwickler nahmen die besten Elemente von 'Dragon Quest', 'Final Fantasy' und 'Zelda', mixten etwas Science-Fiction dazu und machten daraus den wohl genialsten Klon, den die Rollenspielszene je gesehen hat. Es gibt darin zwar wirklich wenig Neues, jedoch wurden die beliebten Elemente derartig gut vermischt, dass man richtig Freude daran fand. Leider ist auch 'Crystalis' ein Spiel, das es nie in unsere Breiten geschafft hat.
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