Special - Gamehotel 2009 – Event-Bericht : Das Kult-Event: kleiner, aber feiner
Den Videospiel-Gourmets braucht man das Gamehotel nicht mehr vorzustellen. Die von TNC Network ins Leben gerufene Event-Reihe begeistert seit Jahren Journalisten, Experten und Spiele-Freaks rund um die Welt - von Paris über San José und Tokio bis nach Köln und Zürich. In der Schweizer Metropole fühlt sich das Gamehotel besonders wohl - zum vierten Mal fand in Zürich die Show statt. Diesmal allerdings in einem deutlich kleineren Rahmen. Nichtsdestotrotz wurde wieder viel über Spiele gesprochen. Gameswelt war live vor Ort.
Eine Soiree für Spielevisionäre
Das Gamehotel beweist Jahr für Jahr vor allem eins: Videospiele sind keine dummen Dinge für dumme Leute, die durch das ewige Zocken noch mehr verdummen. Vielmehr wird gezeigt, dass das Spielen und damit die ganze Spielebranche eine höchst kreative, komplexe und nicht selten kunstvolle Sache darstellt; Videospiele als ein wichtiger Teil der heutigen Medienlandschaft, als präsentes Lifestyle-Objekt und als zentrales Medium der Zukunft. Genau darum ging es dann auch in der neuesten Gamehotel-Ausgabe, die am 27. Oktober 2009 im Papiersaal in Zürich stattfand. Das diesjährige Motto: Reinventing fun - from games to entertainment.
Abermals lud Gamehotel-Direktor Bruno Beusch eine originelle Mischung von Fachleuten ein. Darunter führende Köpfe großer Spielestudios, aber auch Zockervisionäre und Designer von kleinen Independent-Spieleschmieden. "Klein" war sowieso das Schlagwort des Gamehotel 2009: Anstatt eine große Show sowie Konferenzen auf die Beine zu stellen, beschränkte man sich auf die Gamehotel Soiree: In einem kleineren Saal und mit weniger Publikum ging es deutlich intimer zu als noch bei den früheren Events, die für die breite Öffentlichkeit zugänglich waren. So kam an dem Abend fast schon eine familiäre Atmosphäre auf, bestand das Publikum doch zu einem großen Teil aus Fachleuten und Schreiberlingen der Schweizer Medienlandschaft.
Duell der Spielephilosophien
Eine etwas kleinere Show, dafür nach wie vor intelligente Diskussionen über die Gegenwart und die Zukunft der Videospielbranche - das bot das Gamehotel auch in diesem Jahr, und zwar verpackt in die "Battle of the Ideas". Zwei Gruppen traten in drei Runden gegeneinander an. Gruppe eins bestand aus Remedy-CEO Matias Myllyrinne (Alan Wake, Max Payne) sowie Kevin McSherry und Daniel Neil von FreeStyle Games (DJ Hero). Dieses Trio trat gegen eine Gruppe „kleinerer" Spielentwickler-Teams, bestehend aus Alex Amsel von Tuna Technologies (Cletus Clay), Social-Gaming-Experte Joroen Ellferich von Ex Machina und Marten Brüggemann von Pieces Interactive (Fret Nice), an.
Ausgehend von der Frage, ob Film und Spiele in Zukunft verschmelzen oder sich bloß weiter annähern, entbrannte eine lebhafte Diskussion, in der im Grunde zwei Spieldesign-Philosophien aufeinander trafen: Die großen Videospiele im Hollywood-Stil gegen die Just-for-Fun-Titel, die weniger die Inszenierung, sondern das Spielen als solches in den Mittelpunkt stellen. Logisch, dass somit Team zwei vor allem Alan Wake ins Kreuzfeuer nahm.
Die Independent-Entwickler forderten, dass sich die Branche endlich vom ewigen Vergleich mit der Filmbranche lösen müsse. Während gerade der Remedy-CEO hervorhob, wie nahe Spielproduktionen heutzutage an Filmprojekten dran seien, was Aufwand und Qualität betreffe, und dass damit die Spiele-Industrie die Qualität der Unterhaltungssparte insgesamt vorantreibe, hielt ihm die Gegenseite vor, die Leute wollten heutzutage mehr Spiele für den kleinen Hunger und solche, in denen das gemeinsame Zocken im Vordergrund stehe. Somit sollten sich moderne Videospiele eher mit Fernsehproduktionen als mit Kino vergleichen. Team eins konterte, das sei in etwa so, als vergleiche man den Kino-Blockbuster Titanic mit Privatvideos einer Hochzeitsfeier.
Die Zukunft des Gamings?
Auch in den späteren Diskussionsrunden - verpackt in einen dezent aufgesetzt und konfus wirkenden Wettstreit - wurden diese beiden Philosophien der Spielentwickler deutlich. Etwa bei der Frage, ob neue soziale Medien wie Facebook eine Auswirkung auf Spiele hätten. Team zwei meinte, dass es eher umgekehrt sei und etwa Facebook mit seinen Umfragen, Spielen und bereits mit dem Sammeln von möglichst vielen Freunden spielerische Elemente besitze. Die andere Gruppe hob hervor, dass das Zocken an Konsolen und PC dank der Online-Spielmodi immer mehr ein wichtiges Werkzeug sei, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Ellferich ergänzte, dass das gemeinsame Spielen etwas sei, was die Menschheit lange vor der Erfindung von Fernseher und Kino seit Jahrtausenden mache, man denke nur an all die Karten-, Würfel- und Brettspiele.
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