Test - Game of Thrones: Episode 1 - Iron from Ice : Politik und Blut
- PC
Telltale Games steht vor seiner bislang größten Herausforderung. Eine gigantische Masse Fans blickt mit Argusaugen auf das, was die Walking-Dead- und Wolf-Among-Us-Entwickler aus der extrem erfolgreichen Game-of-Thrones-Reihe machen. Die Aufgabe lautet, sowohl Fans der Bücher als auch Fans der Serie zufriedenzustellen. Und zu guter Letzt die eigenen Fans, die einmal mehr von der Telltale-Erzählkunst gut unterhalten werden wollen. Episode 1 mit dem Titel Iron from Ice gelingt es zunächst aber nicht, es allen rechtzumachen.
Das erste Problem ergibt sich bereits beim Einstieg. Ohne zu spoilern: Es ist nicht unbedingt die beste Idee, direkt mit der Red Wedding zu beginnen. Die Mitglieder des Hauses Forrester, um das sich die sechs Telltale-Episoden drehen, und der erste von drei steuerbaren Charakteren namens Gared bekommen keine ausreichende Einführung. Stattdessen wird bereits nach wenigen Augenblicken von null auf hundert geschaltet und ihr findet euch in einer lang gezogenen Action-Sequenz wieder. Leider sind solche Sequenzen noch nie die Stärke dieses Studios gewesen.
Wie gewohnt gilt es, bestimmte Knöpfe oder Tasten in den richtigen Augenblicken zu drücken oder rechtzeitig Pfeilrichtungen zu folgen. Das funktioniert immer noch ganz okay, aber spannend ist das hier keineswegs. Dazwischen trefft ihr die ersten Entscheidungen per Dialogoptionen, die bereits die ersten Tode zur Folge haben. Nur kümmert euch das wenig, da ihr die frisch Verstorbenen ohnehin erst vor Sekunden kennengelernt habt und keinerlei emotionale Bindung aufgebaut wurde. Das alles ergibt einen zwar spektakulären, aber erzählerisch ungeschickten Start, der weder den Büchern noch der Serie gerecht wird.
Die Feder besiegt das Schwert
Glücklicherweise ändert sich das im Laufe der rund zwei folgenden Stunden. Insbesondere, wenn ihr zu den anderen beiden spielbaren Figuren wechselt, die beide mit Action-Szenen eher weniger am Hut haben. In diesen Abschnitten wird klar, dass Game of Thrones erst in den verbalen Auseinandersetzungen aufblüht. Obwohl Kennern der Vorlagen von vornherein klar ist, dass das Schicksal der Forresters niemals so bedeutend für die Welt sein kann wie beispielsweise das der Starks oder Lannisters, gelingt es den Telltale-Erzählern so nach und nach dennoch, euch zumindest ansatzweise in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen.
Bereits die erste Episode konfrontiert euch mit einigen cleveren Dialogen und kniffligen Entscheidungen. Zudem tauchen in diesen Szenen häufig Figuren aus den Büchern auf, passenderweise im Look der Seriencharaktere und mit den Stimmen der Originalschauspieler. Kombiniert mit dem typischen Telltale-Grafikstil ergibt sich ein zunächst gewöhnungsbedürftiges Bild. Rein technisch agiert Game of Thrones auf demselben passablen Niveau der anderen Telltale-Werke der letzten zwei Jahre. Getestet haben wir die PC-Version, die größtenteils flüssig lief.
Das Auftauchen der Serienebenbilder ist nicht nur reiner Fan-Service oder gar billige Effekthascherei. Jedes bekannte Gesicht hat in der jeweiligen Situation Sinn, agiert und reagiert genau so, wie man es aus den Vorlagen kennt. Das macht letztendlich klar, dass die Geschichte der Forresters vielleicht doch mehr ist als ein unbedeutender Nebenkriegsschauplatz. Die Betonung liegt allerdings selbst nach der finalen Szene immer noch auf „vielleicht“.
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