Test - Forza Horizon : Need Forza Speed?
- X360
Offene Welt, reichlich Events, sexy Mädels und coole Rivalen? Das klingt irgendwie so gar nicht nach einem echten Forza. Genau das ist Forza Horizon eigentlich auch nicht, sondern ein Ableger der Serie, der von Playground Studios entwickelt wurde. Turn 10 hat allerdings trotzdem die Finger mit im Spiel und bei Playground werkeln zig ehemalige Entwickler anderer Rennspielgrößen wie Bizarre Creations (Project Gotham Racing). Aber was erwartet uns in Horizon? Autosimulation à la Forza oder Arcade-Racer à la Need for Speed?
Um das herauszufinden, begeben wir uns nach Colorado - oder zumindest dem, was die Entwickler daraus gemacht haben. Zwischen Wüste und Rocky Mountains findet das Horizon-Festival statt, das mit Events, Rennen und Konzerten zahllose Autoliebhaber anlockt. Als einem von vielen gelingt es uns, mit unserem gammeligen 95er VW Corado VR6 tatsächlich, den letzten der begehrten 250 Startplätze für die Horizon-Meisterschaft zu ergattern. Natürlich mit dem Ziel, am Ende die dreijährige Vorherrschaft des amtierenden Champion Darius Flynt zu beenden. Doch bevor es so weit ist, warten unzählige Kilometer Asphalt auf uns.
Zu schön, um wahr zu sein
Der Entwickler garniert diese Karriere mit zahlreichen kurzen Videosequenzen und versucht, dem Spiel genau das richtige Event-Flair zu vermitteln. Autos nicht mehr nur als Liebhaberstücke und Genitalersatz, sondern als Lebensstil. Auf den ersten Blick gelingt das sogar ganz gut, bis man allerdings feststellt, dass das ganze Brimborium doch nur eine ziemlich aufgesetzte Theaterkulisse mit tonnenweise Klischees ist, vom hübschen Girlie der Rennleitung in Shorts und knappem Shirt bis zu den leider völlig profillos bleibenden Rivalen, die ihr im Verlauf eurer Karriere besiegen müsst. Forza Horizon versucht hier, ein bisschen das Gefühl von The Fast and the Furious zu vermitteln, allerdings riecht die ziemlich hohl wirkende Hochglanzdarstellung ein wenig zu sehr nach Sekt und Kaviar und weniger nach Benzin und verbranntem Gummi.
Sei es drum, wir erwarten von einem Rennspiel natürlich nicht zwingend so etwas wie eine Handlung oder ein originelles Umfeld, sondern wir wollen kräftig aufs Pedal treten. Möglichkeiten dazu habt ihr reichlich in der offenen Spielwelt von Colorado, die Playground hier auf beeindruckende Art und Weise auf den Bildschirm zaubert. Was da an grafischer Qualität geboten wird, klatscht so ziemlich alles an die Wand, was bisher im Laufwerk einer Xbox 360 lag. Grandiose Fernsicht, bildschöne Umgebungen, viel Abwechslung, stimmungsvolle Tag-Nacht-Zyklen – Forza Horizon ist visuell ein Fest für die Sinne, auch wenn es abseits der Straße immer wieder etwas zu leblos wirkt. Und das ohne jedwede Patzer. Es gibt keine Ruckler, kein Tearing, keine Pop-ups. Klasse, was auf der Konsole möglich ist, wenn man als Entwickler weiß, wie man das letzte Quentchen Leistung herauskitzeln kann.
Aus Freude am Fahren
Und damit die schöne weite Welt nicht nur Kulisse ist, gibt es einiges zu tun und zu entdecken. Allerdings bleibt die Freiheit nur auf der Straße erhalten, denn nur selten lässt uns das Spiel die Straßen, Highways und Pisten verlassen und die Landschaft intensiver zu erkunden. Aber immerhin: Es gibt zerstörbare Upgrade-Schilder, die euch Rabatte in der Werkstatt bescheren und erst mal gefunden werden müssen. Blitzer und Tempozonen locken mit Herausforderungen. Und nicht zuletzt dürft ihr konkurrierende Fahrer, die ihr auf den Straßen trefft, jederzeit zu einem Rennen herausfordern. Und es gibt insgesamt neun Scheunen, in denen ihr alte Sportwagenklassiker entdecken könnt, die von eurem Mann in der Werkstatt in kurzer Zeit restauriert werden und euch dann zur Verfügung stehen. Das war es eigentlich auch schon mit den Aktivitäten in Sachen „Free Roaming“.
Damit die ganze Gurkerei in der Pampa dennoch einen Sinn hat, mal abgesehen von den wenigen Aktivitäten und dem Genießen der schönen Landschaft, werden eure Fahrmanöver mit Punkten belohnt. Burnouts und Drifts werden ebenso veredelt wie hohes Tempo, riskante Überholmanöver, Zerstörung von Objekten oder waghalsige Stunts. In jedem dieser Bereiche sammelt ihr Punkte, die wiederum in verschiedene Level ausufern und immer mal wieder mit zusätzlichen Credits belohnt werden. Wer sich also mal auf den Straßen austoben will, darf das gerne tun. Wie gesagt, schade, dass man dabei so sehr auf die Straßen eingeschränkt wird. Noch ein Tick mehr Offenheit wäre wirklich schön gewesen. Dafür habt ihr immerhin die Wahl aus drei Radiosendern, die euch mit unterschiedlicher Musik während der Fahrt beglücken. Auch was Feines.
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