Special - Fortnite : Der nächste Early-Access-Hit?
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Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Entwicklung erblickt Fortnite das Licht der Welt. Nicht ganz. Eigentlich gar nicht, denn bis nächstes Jahr herrscht noch immer die erweiterte Testphase. Und weil die Teilnahme daran ein Privileg ist, darf man für das, was andere nächstes Jahr „umsonst“ bekommen, rund vierzig Lappen auf den Tresen legen. Der Mix aus Survival-Zombie-Ballerei und Minecraft-ähnlichem Basenbau hat für den Preis durchaus etwas zu bieten, aber bei aller Liebe: Hier geht es um Bananensoftware: Sie reift beim Kunden.
Hart, aber wahr: Nach rund sechs Jahren Entwicklungszeit und angesichts des Einstiegspreises von rund 50 Euro für die Konsolenversion und etwa 40 Lappen für die PC-Fassung hat Fortnite keinen Welpenschutz verdient. Wer es kauft, will spielen und kein Betatester sein. Aber weil Fortnite noch immer nicht mehr ist als eine Beta und im kommenden Jahr einen ganzen Rattenschwanz an Veränderungen erfahren kann, ja, erfahren muss, wäre es nicht nur sinnlos, sondern auch unfair, eine endgültige Wertung abzugeben. Dieser Artikel ist somit als Erfahrungsbericht zu verstehen.
Es ist ist beispielsweise keine besonders erhebende Erfahrung, 80 Minuten auf einen Online-Slot warten zu müssen, obwohl man vielleicht nur eine Stunde spielen wollte. Es ist unwahrscheinlich, in der Finalfassung auf Warteslots zu treffen, aber ausschließen kann man es auch nicht. Ein ganzer Haufen Loot-Boni sollen euch den Kauf des zukünftigen Free-to-play-Titels schmackhaft machen. Je mehr ihr zahlt, desto üppiger der Bonus. Ob das Top-Paket wirklich 120 Euro wert ist, ist jedoch auszudiskutieren und hängt sehr stark vom individuellen Spaßfaktor beim Käufer ab. Ganz schön schwammige Bedingungen für einen sorglosen Einstieg. Aber fangen wir lieber ganz von vorne an.
Sollte euch der Titel nichts sagen, dann stellt euch ein Online-Zombiegemetzel wie Left 4 Dead in Kombination mit Minecraft in Comicgrafik vor. Left 4 Dead passt nicht ganz, denn Fortnite spielt ihr aus dem Blickwinkel einer Verfolgerkamera und nicht in der First-Person-Perspektive. Der Vergleich geht aber in die richtige Richtung, was Hektik und Durchhaltevermögen betrift, denn das Ziel eines jeden Levels besteht vornehmlich im Überleben eines Zombieüberfalls durch Aufbau und Verteidigung eines Forts - und nicht zu vergessen durch Waffengewalt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Buddeln, bauen, ballern
Fortnite besteht aus drei zentralen Spielelementen: Buddeln, Bauen und Ballern. Diese drei Phasen überlappen sich normalerweise nicht, sodass am Anfang eines Levels ausgiebiges Suchen und Sammeln ansteht. Spitzhacke, ahoi. Ziel: Ressourcenabbau. Holz, Metall und Steine holt ihr euch fröhlich aus der postapokalyptischen Umgebung, sei es von Bäumen und Brettern, von Zivilisationsschrott wie Kühlschränken und Autos oder aus blankem Gestein.
Der Comicstil der Grafik wie auch die Animationen der betroffenen Objekte verraten, dass die Entwickler bei Epic ein Auge zudrücken, wenn es um realistische Mengen oder Materialeigenschaften geht. Alles, was abgebaut werden kann, glibbert bei Bearbeitung wie ein Wackelpudding. Das ist stilistisch nicht unbedingt schön, aber ein guter Indikator für lohnenswerte Forschungsausflüge.
Obwohl grundsätzlich jeder der acht verfügbaren Avatare Ressourcen abbauen kann, stellen sie sich abhängig von vier Klassen unterschiedlich geschickt an. Soldaten beweisen ihr Können an den Waffen, Konstruktoren haben ein Händchen fürs Bauen, Ninjas lieben den Nahkampf und Outlander buddeln wie die Weltmeister.
Wer mit einem Outlander spielt und die Augen offen hält, entdeckt eher unterirdische Gänge, geheime Keller oder anderer Verstecke mit Rohstoffen. Darunter nicht nur die drei zuvor genannten, sondern auch Submaterialien wie Schrauben und Zahnräder oder die besonders wertvollen BluGlo-Partikel, die als Energiequelle für Maschinen und Apparate dienen. Trotz einer gewissen Eintönigkeit ein süchtig machendes Unterfangen.
Wenn ihr einmal mit dem Buddeln anfangt, kann es ganz schön schwer sein, damit aufzuhören, weil ihr immer mehr und mehr Rohstoffe anhäufen möchtet. Subquests und gelegentlich einhergehende Zeitlimits unterbinden endloses Abbauen, können die Sucht aber nur schwerlich im Zaum halten.
Häusle baue
Was macht ihr mit all dem Material? Ihr rückt in die zweite Spielphase vor, in der ihr ein Fort errichtet, das als Verteidigungsbasis gegen anrückende Zombiehorden dient. Ihr installiert dazu Schnapp- und Schussfallen und – ganz wichtig – craftet Munition. Auch dieser Spielmodus hat Suchtpotenzial, denn der Basenbau ist ein Traum. So einfach, so intuitiv. Schlicht in den Baumodus umschalten, per Mausrad oder Joypad-Kommando zwischen Wänden, Dachkonstruktionen, Treppen oder diversen Fallen für Decke, Wand und Boden wählen und dann dort platzieren, wo die aktuelle Map Bauflächen im Bodenraster anzeigt. Kein Perspektivenwechsel, keine unnötigen Komplikationen. Super gelöst!
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