Preview - FIFA 21 : So spielt sich der neue Teil!
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Agile Dribbling, Positioning Awareness, Creative Runs, Natural Collision System – die neuen Features von FIFA 21 klingen so hochtrabend wie eh und je. Ob sich dahinter nur PR-Versprechen oder tatsächliche spielerische Neuerungen verbergen, konnten wir im Rahmen einer ersten Demo herausfinden.
Manche sagen, Fußball sei ein simpler Sport. 22 Leute rennen einem Ball hinterher und so weiter. Auf FIFA 21 scheint das im ersten Moment allerdings nicht zuzutreffen. Denn gleich zu Beginn der virtuellen Präsentation, die uns den nächsten Ableger vorstellt, werden wir mit neuen Features und ihren Auswirkungen auf das Spielgeschehen regelrecht überschüttet. Doch wie so oft klingt alles viel abgehobener, als es im Kern tatsächlich ist. Also klären wir zunächst, was hinter den angeblich frischen Ideen wirklich steckt.
Agil, kreativ und persönlich
Agile Dribbling gibt euch die Möglichkeit, via rechtem Bumper und linkem Stick mit dem Ball auf der Stelle zu dribbeln. Das soll unter anderem mehr Optionen bieten, um etwa auf dem Flügel einen Außenverteidiger richtig zu vernaschen. Positioning Awareness bedeutet einfach, dass sich eure Spieler besser im Raum bewegen. So sprinten Stürmer regelmäßig in den freien Raum und fordern das finale Zuspiel. Passt euch das nicht, brecht ihr mittels rechtem Stick den Lauf ab, um etwa eine Abseitsposition zu vermeiden. Verteidiger wiederum blockieren Passwege sowie offene Räume und wehren häufiger Schüsse mit den Beinen oder dem Oberkörper ab.
Creative Runs ermöglichen es, euren Spieler nach jeder Art von Pass in eine bestimmte Richtung laufen zu lassen, indem ihr den rechten Stick bewegt. Genauso dürft ihr auch dem nächsten Passempfänger manuell eine Laufrichtung zuweisen und erst danach den Ball abspielen. Bis zu fünf Spieler schickt ihr mit diesem neuen System gleichzeitig los. Zusätzlich könnt ihr selbst nach einem Pass oder Schuss den aktuellen Fußballer weitersteuern, indem ihr beide Sticks nach unten drückt. Auf diese Weise legt ihr zum Beispiel mit dem Stürmer den Ball ab, lauft selbst in die gewünschte Position, fordert das Zuspiel und schießt abschließend aufs Tor.
Das sogenannte Natural Collision System verspricht glaubwürdigere Zusammenstöße und Ausweichbewegungen. Die oftmals merkwürdigen bis völlig absurden Verrenkungen vergangener Jahre, wenn zum Beispiel Stürmer und Torwart ineinander rauschen, sollen damit nicht mehr vorkommen. Auch das Blocken des Balles sowie Zweikämpfe möchte man damit authentischer und variantenreicher gestalten.
Frische Impulse ...
Auf das eigentliche Spielgeschehen wirken sich die Neuerungen sehr unterschiedlich aus. Die Effektivität des Agile Dribbling hängt maßgeblich von den technischen Fähigkeiten des Spielers ab. Lediglich bei technisch sehr beschlagenen Kickern wie Jaden Sancho, Bernardo Silva oder Neymar macht der Einsatz überhaupt Sinn, weil sie die Kugel ebenso schnell wie präzise bewegen können. Defensivspieler mit eher geringen Werten bei der Ballkontrolle lassen das Spielgerät dagegen teils weit vom Fuß und damit in Richtung Gegner springen – das ist dann nicht effektiv, sondern einfach unbeholfen.
Generell hilfreich sind die steuerbaren Laufwege. Anfangs reißt man damit noch ungewollte Lücken ins gut gestaffelte Mittelfeld oder die Abwehrkette. Doch nach ein paar Anläufen fühlt sich das Solospiel dadurch kontrollierter und flexibler an. Vor allem in der Offensive werden dadurch einige unkonventionelle Laufwege möglich. Aber auch in der Verteidigung kann es helfen, beispielsweise einen defensiven Mittelfeldspieler als zusätzliche Anspielstation kurzzeitig weit in die eigene Hälfte zu schicken.
Für die größte Veränderung im Spielablauf sorgt das Positioning Awareness. Offensive Mittelfeldleute, Stürmer und Flügelflitzer nutzen fast jede Gelegenheit, um sich freizulaufen. Zwar lassen sich die KI-Mitspieler auch wie bisher auf Knopfdruck zu einem entsprechenden Lauf animieren, jedoch ist das viel seltener notwendig. Denn die Angreifer gehen relativ geschickt vor, indem sie sich beispielsweise zwischen zwei Verteidigern bewegen oder versuchen, in deren Rücken vorbeizusprinten. Das ist einerseits gut, weil es zu deutlich mehr Torraumszenen führt und das Angriffsspiel spürbar dynamischer macht.
Andererseits wirkt dieses Feature in der gespielten Demo etwas zu mächtig. Weil die Geschwindigkeit in FIFA 21 erneut eine sehr große Rolle spielt, sind clever einlaufende Tempospieler wie Kylian Mbappé oder Mohamed Salah kaum zu stoppen. Lediglich absolute Spitzenverteidiger à la Virgil Van Dijk oder Sergio Ramos schaffen es durch ihr Positionsspiel, den letzten Pass abzufangen oder den startenden Stürmer noch irgendwie abzudrängen.
Dennoch artet FIFA 21 keineswegs zum Festival der Traumtore aus: Auf den höheren Schwierigkeitsgraden erleben wir einige saubere Grätschen in letzter Sekunde und agile Torhüter, die mit erstklassigen Reflexen und geschicktem Herauslaufen den sicher geglaubten Treffer verhindern.
… und alte Macken
Grafisch macht FIFA 21 in der Demo einen überzeugenden Eindruck. Wie immer gibt es einige neue Animationen zu sehen, die das Geschehen noch etwas filigraner und eleganter machen. Einige Ballannahmen, Dribblings und Zuspiele schaut man sich in der Wiederholung gerne ein zweites oder drittes Mal an.
Zwischen die vielen gelungenen Aktionen mischen sich jedoch regelmäßig hektische und abgehackte Bewegungen, die selbst absoluten Spitzenfußballern anatomisch unmöglich sein dürften. Dazu bleibt das Problem mit den Gesichtern bestehen: Nach wie vor sehen nur absolute Weltklasseleute wie Ronaldo, Messi und Lewandowski ihren realen Vorbildern wirklich ähnlich. Dahinter schwankt das Niveau zwischen gut getroffen und voll daneben, selbst bei Akteuren bekannter Erstligavereine.
Beim Spielablauf setzen sich die alten Ungereimtheiten fort. Bestenfalls mittelmäßige Mannschaften, etwa aus den Niederlanden oder den USA, spielen auf höheren Schwierigkeitsstufen oft ein Kurzpassspiel, dass Pep Guardiola neidisch machen würde. Das Mittelfeld scheint bei einigen Partien gar nicht existent zu sein, stattdessen geht der Ball auf kürzestem Weg in die Spitze. Mehrfach spielt die KI aus dem defensiven Mittelfeld heraus unfassbar lange und hohe Steilpässe, die genau auf dem Fuß eines Mitspielers landen. Bei Abstößen und langen Freistößen geht es sogar der Kamera zu schnell, so dass für einen Moment der Blick auf die neue Spielsituation verwehrt bleibt.
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