Preview - Far Cry 6 : Malerischer Guerilla-Krieg
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Wer Far Cry kennt, weiß, was ihn erwartet. Oder doch nicht? Kaum ein anderes Spiel repräsentiert die „Ubisoft-Formel“ so sehr wie Far Cry. Und doch macht die muntere Open-World-Ballerei immer wieder Spaß, nicht zuletzt dank ausgefeiltem Gameplay, viel Inhalt und punktgenauer Steuerung. Nun stellt sich nur die Frage, ob Far Cry 6 außer einem neuen Szenario samt fiesem Gegenspieler echte Neuerungen zu bieten hat. Im Rahmen eines Remote-Events konnten wir bereits sehr ausgiebig zocken und erste Eindrücke sammeln.
Schon das Szenario von Far Cry 6 macht im Grunde klar, dass in diesem Jahr alles eine Nummer größer wird. Die Entwickler, angeführt von Ubisoft Montreal und Toronto, schicken euch in die Karibik. Der fiktive Inselstaat Yara wird von Diktator Antón Castillo mit eiserner Hand regiert, dargestellt von Giancarlo Esposito, den wir natürlich alle aus Breaking Bad, Better Call Saul und The Mandalorian kennen. Einfach perfekt für die Rolle eines perfiden und brutalen Bösewichts. Nicht, dass solche Typen in der Serie etwas Neues wären.
Auftritt für Dani Rojas, unsere Hauptfigur. Ähnlich wie in Assassin’s Creed: Valhalla könnt ihr unter gleichem Namen wählen, ob ihr die männliche oder weibliche Ausgabe zocken wollt. Spielerisch hat das keine spürbaren Auswirkungen, im Hinblick auf die Präsentation schon. Immerhin hat Dani wieder eine Stimme und ist auch in den Zwischensequenzen zu sehen, was beim vorherigen Teil nicht der Fall war und zu den Kritikpunkten gehörte. Eine gute Entscheidung, gerade auch in Hinblick darauf, dass die Story ziemlich persönlich wird.
Dani hat jedenfalls die Nase gestrichen voll von Yara und will einfach nur weg, am besten via Mexiko nach Florida. Das ist allerdings nicht so ganz einfach, denn Castillo hat sein kleines Reich resolut abgeriegelt. Die Flucht geht prompt in die Hose und Dani landet auf einer kleineren Insel vor dem Festland.
Dort trifft unsere Hauptfigur auf die kleine Rebellentruppe Libertad. Durchaus kampftauglich nach früherer Militärzeit erlernt Dani dort die Grundlagen des Guerillakriegs, zum Beispiel die geheimen Wege durch die Gebiete oder den mehr oder minder improvisierten Bau von Waffen und Ausrüstung. Der Abschnitt auf der ersten Insel dient quasi als längeres Tutorial, aber bereits mit vollwertigen Missionen, in denen zum Beispiel eine Plantage vernichtet oder FLAK-Geschütze zerstört werden, um den Weg zur Hauptinsel frei zu machen.
Nach einem sehenswerten Abschluss auf der kleinen Insel geht es aufs Festland. Nun öffnet sich das Geschehen und euch steht ein ziemlich riesiges Gebiet zum Austoben zur Verfügung. Ihr lernt weitere Rebellen und Widerstandstruppen kennen und erreicht ein Guerilla-Camp, das ihr mithilfe von Rohstoffen nach und nach weiter ausbauen könnt und das zum Stützpunkt für eure Aktivitäten in Yara wird. Von dort aus könnt ihr sogar mit dem Bandidos-Feature Söldner und Rebellen, die ihr im Verlauf der Einsätze rekrutiert, auf Missionen schicken, um weitere Ressourcen zu erbeuten.
Auf Yara seid ihr nicht allein unterwegs. Zum einen stehen euch tierische Begleiter zur Verfügung, die sogenannten Amigos, wie der Rollstuhldackel Chorizo, der Gegner ablenken kann, oder Krokodil Guapo, das etwas bissiger zur Sache geht. Insgesamt fünf tierische Begleiter gibt es, soweit wir gesehen haben, darunter sogar ein leicht geistesgestörter Kampfgockel. Die könnt ihr per Knopfdruck postieren oder direkt auf Gegner ansetzen. Endgültig sterben kann keines der Viecher, werden sie mal umgelatzt, stehen sie nach dem Kampf automatisch wieder auf oder ihr belebt sie während des Kampfes wieder.
Die andere Alternative ist ein menschlicher Begleiter, denn Far Cry 6 kann auch im Zwei-Spieler-Koop gespielt werden. Das klappte in unsere Anspielsession erfreulich reibungslos und auch in den Details macht Ubisoft viel richtig. Loot gibt es für beide Spieler individuell – öffnet einer eine Kiste, bekommt auch der andere Spieler automatisch Beute. Der Spielfortschritt soll bei beiden Mitspielern voll übernommen werden, sodass ihr bei weiteren Solo-Ausflügen nichts wiederholen müsst. Auch Schnellreise und Teleport, falls ihr mal getrennt werdet, funktionierten bereits reibungslos. Ihr landet sogar auf dem Beifahrersitz eures Mitspielers, sollte der auf einem Vehikel hocken.
Yara entpuppt sich als verflucht große Spielwelt, zum Glück stehen euch reichlich Vehikel zur Fortbewegung zur Verfügung, während Camps und eroberte Kontrollposten als Schnellreisepunkte dienen. Autos und LKWs, Motorräder und Quads, Boote aller Art, Pferde, Flugzeuge, Helikopter – alles ist vorhanden und kann eurem Fuhrpark zugefügt werden. Selbstredend können Vehikel sogar modifiziert werden, von Geschützen bis hin zu Zierobjekten wie den Duftbaum am Spiegel. Flugzeuge und Helis sind allerdings mit Vorsicht zu nutzen, es gibt reichlich FLAKs und feindliche Flattermänner, denen ihr wirklich nicht ins Gehege kommen wollt. Dann hilft oft nur der Ausstieg und die hoffentlich sichere Landung per Wingsuit oder Fallschirm (ja, die gibt es auch).
Um Gegner zu überreden, aus dem Leben zu scheiden, steht euch ein immens umfangreiches Arsenal zur Verfügung. Standardmäßig mit der Machete ausgestattet, kommen schnell Pistolen, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, Gadgets wie Flammenwerfer oder Nagelpistole bis hin zu verschiedenen Backpacks mit verschiedenen Specials wie Raketenwerfer, Explosionsring oder EMP-Puls hinzu. Ubsioft gibt euch eine ganze Reihe von Werkzeugen für unterschiedlichste Vorgehensweisen an die Hand.
Waffen gibt es auch in einzigartigen Ausführungen mit mehr Wumms, die im Gegensatz zu normalen Objekten nicht modifiziert werden können. Solche Waffen erwischt ihr schon mal von gegnerischen Offizieren oder bei Schatzsuchen, die mit kleinen Rätseln versehen sind. Was die Mods angeht, stehen euch immense Möglichkeiten an den Werkbänken in der Spielwelt offen, von der leeren Pulle als Schalldämpfer bis hin zu militärischen Anbauten in Top-Qualität. Recht putzig sind die zahlreichen Impro-Waffen, die aussehen, wie von Opa im Heimwerkerkeller zusammengedengelt. Für weitere Individualisierung dürfen verschiedene Waffenskins natürlich nicht fehlen.
Auch bei Rüstungen, bzw. Rüstungsteilen gibt es viel Auswahl, oft auch in Form von kompletten Sets aus Hose, Brustschutz, Stiefel, Kopfschutz und Handschuhen. Je nach Bauweise unterstützen die Rüstungsteile auch eure Fertigkeiten. Manche bieten Verteidigung gegen bestimmte Munitionstypen, andere schützen wiederum vor Feuer und Gift. Glücklicherweise ist euer Inventar unbegrenzt und ihr könnt euch jederzeit umziehen oder eure Ausrüstung wechseln.
Daraus lässt sich schon entnehmen, dass ihr bei der Wahl eurer Mittel und eurer Spielweise komplett frei Bahn habt. Ihr könnt sowohl „Guns blazing“ auf eure Gegner losgehen, aber auch komplett im Stealth spielen und eure Gegner mit Machete oder Schalldämpfer ausschalten, das auch noch im Zusammenspiel mit euren tierischen Amigos. Spielerisch machen alle Varianten eine Menge Laune. Das liegt vor allem daran, dass Steuerung und Gunplay wirklich gelungen sind und auch am Gamepad sehr flüssig von der Hand gehen. Aber diesbezüglich war die Reihe ohnehin schon immer sehr stark.
Stark ist auch die Darstellung der Spielwelt. Die Umgebungen sind enorm abwechslungsreich, farbenfroh und detailreich. Das Karibikflair hat ebenso herrliche Strände und Dschungel zu bieten wie kargere Gebirgsregionen oder Agrarlandschaften. Eher ungewöhnlich ist, dass es dieses Mal auch sehr viele urbane Umgebungen gibt, inklusive kompletten Städten, was den Abwechslungsreichtum der Spielwelt noch zusätzlich erhöht.
Vor allem die Lichtstimmungen sorgen für viel gute Laune, das hat Ubisoft mittlerweile richtig gut drauf. Mal einfach nur im Boot an der Küste entlang schippern oder mit dem Heli über den Dschungel cruisen (sofern kein FLAK in der Nähe ist) sieht einfach klasse aus und lief bei der Anspielsession trotz Cloud-Gaming richtig schick und flüssig.
Es gibt aber auch noch einiges zu tun. Die KI von Gegnern und Begleitern ist nicht immer die hellste, Fahrzeugkollisionen auf den Straßen sorgen für das ultimative Chaos. Die tierischen Amigos verirren sich gelegentlich auch ganz gehörig. Aber nun gut, die gespielte Version war weit entfernt von „final“ und bis zum Release im Oktober vergeht ja auch noch einiges an Zeit. Hoffentlich bekommt Ubisoft die Kinderkrankheiten noch schnell in den Griff, nicht dass uns ellenlange Patches bevorstehen.
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