Test - Evolve : Who you gonna call?
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Zu perfekt?
Ein unheimlich spannendes System, das sich in den ersten sieben, acht Partien nahezu großartig trug - bis sich irgendwann die Routine eingestellt hat. So toll und frisch das Konzept auch ist, offenbarten sich uns die Schwachstellen dieses Prinzips mit jeder Partie immer deutlicher. So entstehen beispielsweise aufseiten der Jäger große Leerläufe, sodass während der Monstersuche stellenweise nichts auf dem Bildschirm passierte - auf Kosten der Dynamik. Darüber hinaus fiel es uns schwer, mit einem Team aus völlig fremden Mitspielern Erfolge zu feiern. Der kooperative Gedanke von Evolve wurde nahezu perfekt umgesetzt - vielleicht aber auch zu perfekt. Solltet ihr keine Mitspieler haben, mit denen ihr vertraut seid und gut kommuniziert, verkommt die Jagd zu Farce.
Probleme hatten wir auch mit den Monstern. Mit Goliath, Kraken und Geist stehen in der fertigen Version drei Aliens zur Auswahl. Im Gegensatz zu den Jägern steuern die sich jedoch weitaus schwammiger und weniger präzise, was gerade bei laufenden Gefechten zu Frustration führt. Zudem sorgt der Umfang des Titels für Sorgenfalten. Neben der klassischen Jagd steht euch der sogenannte Evakuierungsmodus zur Verfügung. Dieser dient als abgespeckter Kampagnenmodus. In fünf Partien und verschiedenen Modi gilt es, das Gefecht Monster gegen Jäger auszutragen. In “Nest” müssen Jäger alle sechs Eier des Monsters vernichten, ehe junge Monster schlüpfen und zum Gegenangriff übergehen. Gleichzeitig steuert ein gegnerischer Spieler ein großes Monster, das den Angreifern die Aufgabe zusätzlich erschweren soll.
In “Rettung” sollen die Jäger fünf verletzte Kolonisten finden und anschließend zum nächsten Rettungsschiff geleiten. Das Monster hat es da etwas einfacher: Tötet es die Kolonisten, hat es die Runde gewonnen. In “Verteidigung” schließlich sichern die Jäger das Flugschiff, das die Monster selbstverständlich zerstören wollen. Vorher gilt es, zwei Generatoren zu schützen, die das Schiff mit Energie versorgen. Der Ausgang einer jeden Partie wirkt sich auf den Fortlauf der Evakuierungskampagne aus. So erhält der Gewinner einer Runde Vorteile für die nächste Partie. Gewinnen also beispielsweise die Jäger den Modus “Rettung”, bekommen sie für die nächste Runde einen Bonus in Form eines zusätzlichen NPC-Kämpfers. Gleiches gilt für das Monster.
Das war es aber auch schon. Evolves Kern ist der Jagdmodus - aus diesem wurden wiederum einige andere Modi gestrickt. Ob das reicht, entscheidet ihr. Evolve ist ein Titel, der extrem von seiner Spielerschaft abhängig ist. Verlieren die Spieler zu schnell die Lust, ist das Experiment gescheitert und der Shooter wird mit seinen frischen und innovativen Ansätzen fallen gelassen. Gerade deswegen sollten die Verantwortlichen alles dafür tun, um das Projekt den Spielern näherzubringen. Stattdessen werden diese mit Mikrotransaktionen und Season-Pässen abgeschreckt. Um das Problem klarer darzustellen, eine kleine Aufstellung:
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Kauft zum Start Evolve für 60 Euro und ihr erhaltet Zugang zu zwölf verschiedenen Jägern und drei Monstern.
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Kauft den zusätzlichen Hunting-Season-Pass für 20 Euro, um im Frühling vier neue Jäger und drei neue Monster-Skins zu erhalten. Für 80 Euro hättet ihr insgesamt 16 Jäger, drei Monster und drei Monster-Skins.
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Kauft die 79,99 Euro teure PC Monster Race Edition, um zur gegebenen Zeit Zugang zu 18 neuen Jägern, vier Monstern, vier Monster-Skins sowie im Frühling vier neuen Jägern und einem neuen Monster zu erhalten.
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Wollt ihr keine Extra-Editionen oder Season-Pässe kaufen, habt ihr im Frühling die Möglichkeit, neue Jäger und Monster für jeweils 7,49 Euro sowie 14,99 Euro zu erstehen. 60 Euro für das eigentliche Spiel nicht eingerechnet.
Solche Geschäftspraktiken sind nicht nur der Beweis für fehlendes Fingerspitzengefühl, sondern auch ein perfektes Abschreckungsmittel. Auf der Evolve-Subreddit-Seite machen bereits erste Spieler ihrem Ärger Luft und fordern ein Umdenken Richtung Free-to-play-Modell. Gleiches gilt für Steam-Nutzer, die den Titel mit schlechten Rezensionen abstempeln. Diese Rezensionen sind anschließend direkt auf der Steam-Produktseite zu sehen.
Das schreckt Spieler ab. Evolve braucht jedoch Spieler, um längerfristig zu funktionieren. Nur mit einer gesunden Nutzerbasis geht das Konzept des Spiels völlig auf. Der beste Beweis: Trotz Mängeln und überschaubaren Inhalts macht der Titel gerade mit Freunden unheimlich viel Spaß. Jetzt liegt es an Entwickler Turtlerock und Publisher 2K, mit weisen Entscheidungen und starker Unterstützung aus einer guten Idee ein tolles Spiel zu machen. Evolve hätte es verdient.
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