Test - Echo Prime : Rambo im Weltraum
- PC
Erinnert ihr euch noch an die simplen Arcade-Spiele der frühen 90er-Jahre? Selten war mehr zu tun, als einfach alles möglichst schnell oder elegant plattzumachen, ob mit Schusswaffen, Ninja-Sternen oder gar den bloßen Fäusten. Spaß machten die Spiele trotzdem. Im Windschatten der Retrowelle werden solche alten Ideen wieder auf die heimischen Bildschirme gebracht, natürlich mit aufgemotzter Grafik und einigen weiteren Feinheiten, die es früher nicht gab. Echo Prime ist in genau diesem Sinne ein guter alter Brawler in der isometrischen Vogelperspektive – nur mit etwas mehr Finessen, wie zum Beispiel einem rollenspielartigen Stufenaufstieg.
Es hätte alles so schön sein können: ein lauschiger Arbeitsplatz irgendwo zwischen den Sternen als Sicherheitsbeamter auf einem Raumschiff, auf dem eigentlich nichts passieren kann. Leider kommt es bekanntlich anders, als man denkt, und so findet ihr euch schnell in der Haut eines Helden wieder, der ganz plötzlich Space-Katana und Laserpistole gegen die unheimlichen Mächte des Bösen einsetzen muss. Die Geschichte des Spiels ist nicht gerade frisch, man kennt das alles irgendwie schon. Leider zieht sich dieses Gefühl durch fast alle Aspekte des Spiels.
Allein gegen die Aliens
Aber der Reihe nach: Ihr werdet quasi ins kalte Wasser geworfen und müsst sofort kämpfen. Eure Spielfigur verfügt über zwei Angriffe, je nachdem, wie nah euch die bösen Buben kommen: einen Schuss mit eurer Laserpistole oder ein Kombofeuerwerk mit eurer treuen Klinge. Beides wird praktischerweise mit einem Klick ausgelöst. Mit demselben Klick bewegt ihr euch auch. Also ganz unkompliziert, aber auch fast schon langweilig. Immerhin: Mit den WASD-Tasten macht euer Charakter einen eleganten Hopser mit Purzelbaum, um sich aus der Schussbahn diverser Gegner zu bringen. Trotzdem artet das Spiel in eine Klickorgie aus, wenn es zum Feindkontakt kommt.
Hört man hier ein Echo? Echo? Echo?
Echo Prime hat aber noch mehr zu bieten als simple Steuerung und leidlich gute Grafik: Nämlich das Charaktersystem, mit dem ihr euren Weltraumhelden zum Superhelden aufbaut. Freut euch aber nicht zu früh, denn wer sich jetzt auf die ganz alte Schule mit Charakterwerten und Kopfrechnen freut, der wird erst einmal enttäuscht. Zwar steigt ihr tatsächlich durch das Wegbrutzeln von Gegnern Stufen auf, aber die Charakterwerte werden dabei automatisch gesteigert. Der Clou an der ganzen Sache und die Basis des Charaktersystems sind vielmehr die Spezialfähigkeiten, die ihr ausrüsten könnt, um so verschiedene Prioritäten zu setzen.
Diese Fähigkeiten erhaltet ihr von außerdimensionalen Wesen, sogenannten Echos, und die Auswahl ist riesig: Neben nützlichen Passivfähigkeiten, wie verbesserter Verteidigung oder höherer Geschwindigkeit, gibt es zusätzliche Angriffe und sogar Stuns, die einen oder mehrere Gegner für einige Sekunden betäuben. Was die Echos aber nun genau sind, ob Kreaturen aus der Leere zwischen den Dimensionen oder einfach Wahnvorstellungen eines überarbeiteten Sicherheitsbeamten, das wird im Spiel nie geklärt. Außerdem kann man sich mit seinen sauer verdienten Credits natürlich im Weltraumladen neue Ausrüstung kaufen.
Bequemes Brutzeln
Echo Prime macht anfangs ziemlich viel Spaß, auch wenn schnell klar wird, dass es sich bei dem Spiel nur um einen netten Zeitvertreib handeln kann. Zu simpel sind Steuerung und Aufbau. Die Levels sind kurz, extrem einfach aufgebaut und mit einer erschreckend kleinen Auswahl an Gegnern gefüllt. Ganz so Old School hätte es dann doch nicht sein müssen.
Ebenso lässt die Lokalisierung teilweise zu wünschen übrig: Was ein „Wurmlauch“ ist, müsste zum Beispiel erst einmal geklärt werden. So bleibt ein kurzzeitig unterhaltsamer Brawler ohne Tiefgang übrig, den einzig und allein das doch recht ausgefeilte Charaktersystem und das kurzweilige Gefühl, den Weltraum-Rambo geben zu können, vor dem Schwarzen Loch der Unterdurchschnittlichkeit bewahren.
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