Test - EA Sports FC 24 : Test: Alles zu Spielablauf und Ultimate Team
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Details, Details, Details. Es sind die kleinen Dinge im Leben und auf dem Fußballplatz, die den Unterschied ausmachen. Und bemerken tut sie nur, wer ganz genau hinschaut und zusätzlich auf das Kleingedruckte achtet. Das galt viele Jahre lang für die FIFA-Reihe – und setzt sich mit dem Nachfolger EA Sports FC 24 nahtlos fort. Also gründlich die Brille geputzt, einen starken Kaffee reingepfiffen und ab ins virtuelle Stadion auf der PS5 …
Hm, ganz schön langsam. Das ist das erste, was mir am Spielablauf von EA Sports FC 24 auffällt. Die Leute fühlen sich schwerer an, ebenso die Plastikkugel. Das nächste sind die feineren Animationen bei Tacklings, Pässen, Schüssen und allem, was sonst noch zum Fußball gehört. Mittelfeld-Maestros streicheln die Kugel mit beachtlichem Feingefühl, während hünenhafte Verteidiger vermutlich auch einen Kleinwagen aus der Spur rempeln könnten. Hinzu kommen ein saftig grüner Rasen samt Abnutzungserscheinungen, eine schicke Ausleuchtung von Platz und Tribünen, kräftig flatternde Netze beim Torerfolg sowie viele stimmige Kleinigkeiten, beispielsweise herabhängende Köpfe nach einer vergebenen Großchance.
Schick sieht es aus, was der neue Kick auf den Platz bringt, da gibt es keine zwei Meinungen. Übersichtlicher ist alles zudem, und zwar dank der neuen (und darum natürlich voreingestellten) Kameraperspektive “Taktisch”: Die zeigt das Geschehen aus großer Höhe und Entfernung, setzt spannende Aktionen in Tornähe jedoch mit einem Zoom gelungen in Szene. Dabei sind viele Spieler und Spielerinnen bereits gut erkennbar. Ganz deutlich werden die authentischen Gesichtszüge und Bewegungen schließlich in der Wiederholung. Wie gesagt, es geht um die Details.
Alles beim Alten?
Wenig überraschend braucht es keine Eingewöhnungszeit, daher lassen die ersten schönen Spielzüge und Tore nicht lange auf sich warten. Das (im Vergleich zu FIFA 23) reduzierte Tempo gepaart mit einer besseren KI auf beiden Seiten schiebt die Partien ein klein wenig näher an den realen Fußball heran. Rücke ich die Abwehr bis zur Mittellinie vor, versucht der Gegner ziemlich sicher, mich mit hohen Bällen zu übertölpeln. Umgekehrt lohnt es sich auch mal, eine ruhige Kugel zu schieben und dann plötzlich den entscheidenden Pass in die berühmt-berüchtigte Lücke zu spielen. Generell werden taktische Vorgaben und individuelle Anweisungen besser umgesetzt, weil die Mitspieler zügiger gemäß ihrer Position, Fähigkeiten und Spielstile agieren.
Also alles im grünen Bereich? Nein, das trifft nur auf den Rasen zu. Obwohl die Defensive allgemein griffiger auftritt, gibt es immer wieder altbekannte Merkwürdigkeiten: Der sonst bärenstarke Innenverteidiger rutscht plötzlich wie auf Kufen am Stürmer vorbei oder verstolpert den gerade eroberten Ball gleich wieder in bester Kreisliga-Manier. Auch in der Offensive geht manch bestens geplanter Spielzug nicht auf, weil beispielsweise der Flügelflitzer aus unerfindlichen Gründen seinen Lauf in Richtung Sechzehner abbricht. Aber keine Sorge, es handelt sich dabei um Ausnahmen, die selten ins Gewicht fallen.
Das alles trifft nicht mehr nur auf die Kerle zu, denn endlich kicken auch komplett lizenzierte Frauenmannschaften der Top-Ligen aus England, Frankreich, Spanien, Deutschland sowie den USA um die Wette. Hinzu kommen ein paar Clubs wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin und Benfica Lissabon. Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Körpergröße fühlen sich insbesondere offensive Spielerinnen sehr wendig und schnell an. Dagegen muss ich mich an eher kleine Verteidigerinnen erstmal gewöhnen, vor allem im Ultimate Team. Dort lassen sich Frauen und Männer nämlich gemeinsam aufs Feld schicken, aber dazu später mehr.
Sprinten auf sieben Arten
Ebenfalls neu sind die PlayStyles, welche die Traits aus der Vergangenheit ersetzen. Sie teilen sich in die Kategorien Abschluss, Passen, Verteidigung, Ballkontrolle, Physis und Torhüter*in auf. Explosiver Antritt, sicheres Dribbling unter Druck, präzise Flanken oder starkes Kopfballspiel sind nur einige der neuen Fähigkeiten, die es in einer normalen und einer besseren Plus-Variante gibt. Während manche wie der Antritt sofort erkennbar sind, bleibt die Wirkung anderer (noch) überschaubar. Kurzum: Ganz ausbalanciert wirken die PlayStyles bisher nicht, daher dürfte in dieser Hinsicht der eine oder andere Patch folgen.
Überladen und undurchsichtig fällt das erweiterte Sprint-System aus. Statt drei verschiedener Arten wie im Vorjahr gibt es nun ganze sieben, mit wirren Bezeichnungen wie “Kontrolliert Explosiv” oder “Überwiegend Anhaltend”. Eine vernünftige Erklärung der Laufarten und ihrer Vor- und Nachteile liefert EA leider weder im Spiel noch im Web. Wichtig ist aber erneut – wie könnte es anders sein – das Tempo. Ziehen Angreifer wie Vini Jr. oder Mbappé an, lassen sie vielen Gegenspielern mit ihrer vernichtenden Kombination aus PlayStyle und Geschwindigkeit keine Chance. Lediglich gegen erstklassige Verteidiger wie Van Dijk oder Militao kann es eng werden, weil diese trotz ihrer Größe richtig flott unterwegs sind. Auch hier wird mit dem einen oder anderen Update garantiert noch an der Balance gedreht, wie schon bei FIFA 23.
Erst Durchschnitt, dann Weltklasse
So ungefähr lassen sich die Evolutions umschreiben, die neben der Integration von Frauen die größte Neuerung im Ultimate Team darstellen. Dahinter steckt die Möglichkeit, Spielerinnen und Spieler über den Abschluss verschiedener Aufgaben weiterzuentwickeln. So kann ich aus einem ordentlichen Stürmer einen echten Knipser machen, indem ich etwa sein Dribbling und den Abschluss kräftig erhöhe. Hört sich nach einer wunderbaren Möglichkeit an, doch es gibt natürlich Haken.
Zum einen müssen Frauen wie Männer bestimmte Bedingungen erfüllen, beispielsweise eine bestimmte Maximalwertung nicht überschreiten – andernfalls können sie nicht entwickelt werden. Zum anderen zeichnet sich bereits ab, dass die besonders attraktiven Evolutions ins Geld gehen werden. Derzeit kostet die Aufwertung einer Flügelspielerin oder eines Flügelspielers satte 50.000 Münzen; alternativ muss ich 1.000 FC-Points dafür berappen – umgerechnet stattliche zehn Euro!
Besagte Entwicklung ist außerdem begrenzt: Im konkreten Fall kann ein Profi mit 78er-Wert zum Beispiel maximal auf eine 84 gebracht werden. Zwar soll es prinzipiell möglich sein, diese Leute künftig über zusätzliche Evolutions weiter zu verbessern. Ob das jedoch mit der allgemein zunehmenden Stärke der Karten Schritt halten kann, ist derzeit ebenso fraglich wie der Preis, der dafür anfällt.
Die Mischung macht’s
Wie bereits angedeutet, können Frauen und Männer im Ultimate Team zusammen auf dem Platz stehen. Nationalität und Vereinszugehörigkeit sind für den Aufbau der Chemie entscheidend: Chelsea mit Chelsea funktioniert, Bayern München mit Bayern München, Spanien mit Spanien und so weiter. Somit gestaltet sich der Teambau nicht komplizierter als bisher. Eine große Erleichterung ist dabei der Wegfall der Positionsmodifikatoren: Nun darf etwa eine Rechtsverteidigerin, die ebenfalls links spielen kann, sofort dort aufgestellt werden. Ein Item für den Wechsel braucht es nicht mehr.
Damit der Mix in Aktion ebenfalls aufgeht, mussten allerdings Kompromisse gemacht werden. Obwohl die Frauen meist kleiner und leichter sind, kann es vorkommen, dass sie sich im direkten Zweikampf gegen einen kantigen Kerl durchsetzen oder gar das Kopfballduell gewinnen. Im Angriff wirbeln technisch versierte Damen manche Verteidiger gehörig durcheinander – der niedrige Körperschwerpunkt macht’s möglich. Wer den Modus Ultimate Team schon länger spielt, weiß um die Stärke solcher Spielertypen.
Abgesehen davon hat sich kaum etwas verändert. Ihr spielt (auch auf höheren Schwierigkeitsgraden faire) Squad Battles, messt euch in Division Rivals und Weekend League mit anderen Menschen, absolviert die (noch immer zu leichten und kurzen) Moments-Herausforderungen oder zockt Freundschaftsspiele mit unterschiedlichen Regeln. Nebenher erledigt ihr zahlreiche Herausforderungen für Packs und Coins, tobt euch in den mannigfaltigen Squad Building Challenges aus oder kauft und verkauft Personal auf dem Transfermarkt. Ach ja: Für die besseren Rivals-Belohnungen müsst ihr fortan nicht mehr acht, sondern nur noch sieben Spiele pro Woche gewinnen.
Dass die richtig krassen Leute erneut nach enorm viel Spielzeit, reichlich Glück oder massivem Euro-Invest verlangen, sei allein der Vollständigkeit halber erwähnt. Es ist und bleibt Ultimate Team, nur eben ohne FIFA davor. Wer lediglich ein wenig zocken will, braucht keinen Cent reinstecken. Soll es hingegen um die besten Rivals- und Weekend-League-Ränge gehen, kommt man um reales Geldausgeben schwerlich herum. Im Online-Wettkampf macht sich der Unterschied zwischen einem mittelmäßigen Stürmer und einem Superstar der Kategorie Erling Haaland ganz schnell und schmerzhaft bemerkbar. Ich spreche aus Erfahrung …
Was ebenfalls wehtut, ist die technische Vorstellung des Modus. Viele Fehler, die es bei FIFA 23 gab, treten nämlich wieder auf. Beim Test hatte ich regelmäßig Abstürze zu verzeichnen, unter anderem beim SBC-Abschluss oder dem Abholen von Belohnungen. Ebenso nervig: Häufig kam keine Onlineverbindung beim Ultimate-Team-Start zustande und meine Steuerungseinstellungen wurden ebenfalls mehrfach zurückgesetzt. Auch Platzhalter-Grafiken bei Stadion-Items erwecken den Eindruck, dass EA Sports FC 24 noch nicht ganz fertiggestellt ist.
Im zweiten Teil unseres Tests zu EA Sports FC 24 geht es unter anderem um die Karriere als Spieler und Manager, Volta und die Gameplay-Erfahrungen nach längerer Spielzeit.
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