Test - EA Sports FC 24 : Test: Alles zu Karriere, Clubs und Volta
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Aller Anfang ist schwer. Schließlich gilt es zu entscheiden, bei welchem Verein ich meine Laufbahn als junges Talent beginne. Gleich zu Manchester City oder Real Madrid ins oberste Regal klettern? Nein, ich lasse es etwas ruhiger angehen und wähle Borussia Dortmund – als Kind des Ruhrpotts keine große Überraschung.
>> EA Sports FC 24: Alles zu Spielgefühl und Ultimate Team <<
Klar, der BVB ist alles andere als Zweitliga-Durchschnitt, sondern hinter Bayern München längst der Topverein in der Bundesliga. Aber gerade im Mittelfeld der Schwarzgelben glaube ich, mir als Arbeitsbiene mit Zweikampfstärke, Laufbereitschaft und gutem Passspiel einen Platz erkämpfen zu können. Im Hinterkopf schwirrt allerdings schon die Premier League herum. Doch um dorthin zu gelangen, muss ich was tun!
Die grundsätzliche Struktur der Karriere hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert: Zwischen den Einsätzen in Liga, Pokal und Champions League stehen Trainingseinheiten auf dem Plan. Bis zu drei davon wähle ich aus Kategorien wie Angriff, Abwehr und Standards selbst aus, um sie anschließend selbst zu spielen oder simulieren zu lassen. Das bringt schrittweise Punkte für die eigene Entwicklung und Zugriff auf spezielle PlayStyles wie “Abfangen” oder “Schnittstellenpass”, die auf dem Feld in den passenden Momenten ausgelöst werden.
Am Spieltag kommt es weiterhin darauf an, drei Aufgaben zu erfüllen: Pässe anbringen, Zweikämpfe gewinnen, Tore vorbereiten und so weiter. Eine freie Entfaltung ist damit ausgeschlossen, weil der Fokus nahezu komplett auf dem Abschluss der Ziele liegt. Gehen zwei oder alle drei nämlich daneben, sinkt die Gunst des Trainers und damit die Chance auf regelmäßige Einsätze oder gar einen Stammplatz. Dieses starre Prinzip stört mich genauso wie bei FIFA 23.
Fußball ist Arbeit
EA Sports FC 24 treibt das Ganze allerdings noch weiter. Ohne ein vorgegebenes Mindestmaß an gewonnenen Zweikämpfen oder ein paar gelungene Skill-Moves sieht es mit einer Vertragsverlängerung schlecht aus, und erst recht mit dem Wechsel zu einem anderen Verein. Darum muss ich stets meine Fortschritte im Blick behalten und Gas geben, um die Herausforderungen vor der nächsten Transferperiode abschließen zu können. Etwas weniger Druck hätte es auch getan, aber so ist das wohl als Profi …
Erschwert wird die Entwicklung von einem unausgewogenen Schwierigkeitsgrad und typischen FIFA-Problemen. Auf der Stufe meiner Wahl (Weltklasse) treten die Dortmunder Verteidiger regelmäßig wie angetrunkene Freizeitkicker auf, die immer eine Sekunde zu spät dran sind oder schlicht am Ball vorbei rutschen.
In der Offensive läuft es zwar besser, doch auch hier merke ich, dass meine Mitspieler nicht unbedingt zur europäischen Spitzenklasse gehören: Reaktionszeit, Stellungsspiel oder Dribbling fallen ziemlich durchschnittlich aus. In Kombination mit den genannten Aussetzern entwickeln sich einige Partien zur nervlichen Belastungsprobe. Stelle ich allerdings auf Profi oder niedriger, gewinnt mein mäßig begabter Fußballer die Partien beinahe im Alleingang – das macht auf Dauer auch keinen Bock.
Was mir mindestens ebenso abgeht, ist ein interessantes Treiben abseits des Spielfelds. Wieder kann ich ein Trampolin kaufen, eine Esport-Mannschaft sponsern und anderen Quatsch machen, um mehr Erfahrungspunkte zu erhalten. Doch diese Einlagen werden einmal mehr nicht in Zwischensequenzen verpackt. Bis auf ein paar Szenen in der Kabine oder bei Vertragsverhandlungen verläuft die Karriere zum wiederholten Male statisch und altbacken. Was ist mit Social-Media-Aktivitäten? Interviews? Auseinandersetzungen mit Mannschaftskollegen oder Trainer? Tja, eben nichts, und das ist sehr schade!
Ein Manager, viele Trainer
Große Überraschung: Die Karriere als Manager bietet ebenfalls nur überschaubare Neuerungen. Glücklicherweise wurde jedoch ein besonders nerviger Faktor abgeschafft, nämlich das ständige Teamtraining. Stattdessen passe ich nun für jeden meiner Spieler vom FC Arsenal an, mit welchem Ziel er seine Übungen macht, darunter optimale Fitness oder beste Leistung. Der Rest wird vom Spiel automatisch geregelt. Zudem stelle ich auf Mannschaftsteile spezialisierte Trainer ein, die für Boni auf die Spielerwerte sorgen. So kann ich gezielt an Schwachstellen arbeiten oder Top-Leute noch stärker machen. Zumindest, solange die Finanzen es hergeben, schließlich machen die Coaches ihre Arbeit nicht umsonst.
Das Festlegen mehrerer Strategien erlaubt ein schnelles Reagieren auf veränderte Spielsituationen. So kann ich beispielsweise meine neutrale Ausrichtung gegen ein angepasstes Gegenpressing tauschen. Dazu passt der neue Vorbericht über das gegnerische Team, der die Aufstellung sowie taktische Ausrichtung umfasst – eine überaus hilfreiche Ergänzung. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, mit einem gezielten Training am Spieltag gewissen Leuten einen temporären PlayStyle zu verschaffen.
Selbstverständlich darf das eigene Personal auch wieder die Position und Ausrichtung ändern. Ist der rechte Mittelfeldspieler etwas langsam, aber dafür zweikampfstark, forme ich ihn zum Außenverteidiger um. Ebenso mache ich aus meinem Allround-Stürmer einen Knipser, der den gegnerischen Strafraum sein zweites Wohnzimmer nennt.
Am Ende zählt aber, was auf dem Platz passiert. Und das ist, ähnlich der Spielerkarriere, mitunter von sehr durchwachsener Qualität – trotz aller Feinjustierungen. Dass mein FC Arsenal in der Realität zu den besten Clubs der Premier League zählt, würde man anhand der Abwehrleistungen in EA Sports FC 24 nicht glauben. Was hier gestolpert, gerutscht und gefallen wird, erinnert bisweilen an eine Bolzplatz-Veranstaltung.
Dabei machen sich die neuen PlayStyles ganz deutlich bemerkbar: Fehlt meinem Abwehrmann beispielsweise die Möglichkeit zur raschen Seitwärtsbewegung, kann ihn schon der kleinste Wackler des Stürmers aus der Balance bringen. Verfügt der Angreifer zudem über den explosiven Antritt, werden selbst gestandene Verteidiger zu Statisten degradiert. Da hilft es manchmal nur, mehr Tore als der Gegner zu schießen …
PlayStyles sind (fast) alles
Im Ultimate Team fallen besagte PlayStyles noch stärker ins Gewicht. Ein sehr gutes Beispiel ist Marcus Rashford von Manchester United, den ich in einem kostenlosen Pack hatte. Bereits die Kombination aus Tempo und Beweglichkeit macht ihn zu einem starken Flügelspieler oder Stürmer. Doch seine beste Fähigkeit ist der schnell ausgeführte Powerschuss: Richtig platziert haben selbst die besten Keeper (derzeit) kaum eine Chance, den Einschlag dieses Geschosses zu verhindern. Das erklärt Rashfords stolzen Marktwert von rund 210.000 Münzen (Stand: 9. Oktober, 18 Uhr). In der Defensive sieht es ähnlich aus: Die richtigen Eigenschaften in Bereichen wie Physis, Stellungsspiel und natürlich Geschwindigkeit machen Spielerinnen und Spieler nicht nur gut, sondern auch teuer.
Noch immer besteht die größte Motivation im Ultimate Team darin, die eigene Truppe kontinuierlich zu verbessern. Beinahe täglich erscheinen neue Spielerinnen und Spieler, von denen die richtig guten für mich unbezahlbar sind. Macht aber nichts, denn auch ohne Euro-Ausgaben und endlosen Grind kann ich eine Mannschaft aufstellen, mit der sich online Siege einfahren und neue Divisionen erreichen lassen. Die verdienten Münzen und Packs investiere ich fast ausschließlich in Squad Building Challenges rund um Spieler und Packs. So bestimmt zu weiten Teilen der Zufall die Zusammensetzung meines Teams – diese Spannung mag ich.
Große Sprünge lässt diese Taktik zwar nicht zu, aber am Ende geht es mir auch nicht um die absolute Superstar-Truppe, sondern um den Spaß am Spiel. Klar, das “Momentum” ist noch immer stark im Rivals-Modus und führt regelmäßig zu absurden Situationen und Spielverläufen: Während meine Truppe über die eigenen Füße fällt, schaltet der gegnerische Mittelklasse-Stürmer in den Haaland-Modus und haut plötzlich alles rein. Aber wenn es mir zu viel wird, spiele ich einfach ein paar Squad Battles oder Freundschaftsspiele.
Was mich am meisten stört, sind technische Probleme, die sich aktuell durch den gesamten UT-Modus ziehen. Hier fehlen Grafiken, dort komme ich nicht aus einem Menü heraus, im Shop werden meine Packs nicht angezeigt, statt der Aufstellung sehe ich teilweise nur einen leeren Bildschirm und so weiter. Apropos unsichtbar: In einer Online-Partie verschwanden plötzlich die gegnerischen Spieler – nur der Ball an ihren Füßen war noch zu sehen. Wann diese dicken Schnitzer endlich behoben werden, weiß allein der Fußballgott.
Reibungslos funktioniert bisher allein die neue Schnellauswahl via L2-Trigger. Damit kann ich rasch zwischen allen Bereichen wie Division Rivals, Transfermarkt oder meiner Aufstellung wechseln, statt mich umständlich durch Untermenüs klicken zu müssen. Das erleichtert die Navigation deutlich und spart einfach Zeit. Ebenfalls schön: Squad Battles, Rivals und Freundschaftsspiele ermöglichen im Koop endlich Crossplay zwischen PS5, Xbox Series X|S und PC.
Frischer Wind in den Clubs
Der Clubs-Modus wurde hinsichtlich seiner Struktur kräftig überarbeitet. Auch hier wird Crossplay unterstützt, und zwar auf den gleichen Plattformen wie im Modus Ultimate Team. Gespielt wird in zeitlich begrenzten Saisons, die sich in drei Phasen unterteilen. Zunächst steht der gewohnte Ligabetrieb mit Spielen gegen andere Teams auf dem Plan. Danach folgt eine Aufstiegsrunde mit dem Ziel, die nächste Division zu erreichen.
Die letzte Phase umfasst eine feste Anzahl von Playoff-Partien, in denen Belohnungen wie besondere Trophäen für das Stadion winken. Hinzu kommen regelmäßige kosmetische Extras, beispielsweise Schuhe oder Shirts für den Avatar. Allerdings müssen diese umständlich über den Volta-Modus abgeholt werden, mit dem sich die Clubs auch in diesem Jahr den saisonalen Fortschritt teilen.
Im Zuge der Entwicklung des eigenen Pros kommen natürlich auch die PlayStyles zum Einsatz, die auf unterschiedlichen Stufen freigeschaltet werden. Auf Level 25 und 75 stehen zudem zwei mächtige PlayStyles+ zur Verfügung. Ansonsten läuft alles ab wie gewohnt: Über Partien erhaltene Erfahrungspunkte führen regelmäßig zu neuen Skill-Punkten, mit denen der Pro in Bereichen wie Tempo, Dribbling oder Verteidigung verbessert wird.
Volta? Lieber nicht!
Eigentlich sollte Volta für schnellen und unkomplizierten Straßenfußball stehen. Aber fix geht hier gar nichts, weil bei jedem Menüwechsel die Onlineverbindung überprüft wird. Statt das im Hintergrund ablaufen zu lassen, muss ich stets warten, bis der entsprechende Info-Kasten verschwunden ist. Dadurch wird bereits die Erstellung meines Charakters zur Geduldsprobe.
Anschließend wird mir ein Team zur Seite gestellt, das erneut keine einheitlichen Farben oder Trikots trägt. Das wäre aber sinnvoll, um meine Mitspielerinnen und Mitspieler auf dem Platz sofort erkennen zu können. Also fummle ich an Shirts und Hosen herum, bis die Truppe erkennbar zusammengehört. Klamotten stehen sowieso im Mittelpunkt, denn im Shop gibt es unfassbar viele davon. Leider kann ich das Meiste nur erspielen, wenn ich quasi im Volta-Modus lebe. Schneller geht es – wie immer – mit Euro. Und die Preise, die dabei für ein paar neue Sneakers oder eine Mütze aufgerufen werden, sind richtig frech.
Mit leicht angekratzten Nerven wechsle ich zu den eigentlichen Spielmodi. Noch ganz okay gestalten sich die Volta Battles: Mit meiner Truppe trete ich gegen völlig unterschiedliche CPU-Mannschaften auf ebenso unterschiedlichen Plätzen an. Mal geht es ins 3-gegen-3 ohne Torwart im Hinterhof, dann in die Halle zum 5-gegen-5. Eine ungenaue Steuerung sowie schlecht ausbalancierte Skills und Schwierigkeitsgrade lassen bei mir allerdings schon nach wenigen Partien die Lust am Straßenkick schwinden. Zudem finde ich die Super-Aktionen wie kurzzeitigen Temposchub oder wahnsinnig harten Schuss nach wie vor deplatziert und schlecht kontrollierbar.
Richtig wild wird es dann im Online-Spiel: Hier treffe ich auf reichlich Egomanen, die gar nicht daran denken, den Ball abzuspielen. Sie hauen einen Trick nach dem anderen raus, weil das Punkte für den Saison-Rang und Spieler-Upgrades einbringt. Andere legen den Controller dagegen beiseite, weil sie einfach nur die Punkte für absolvierte Spiele einsacken wollen. Dass Spaß und Motivation dabei auf der Strecke bleiben, muss ich eigentlich nicht mehr erwähnen. Von der launig-flotten Alternative zum “normalen” Fußball, die Volta beim Debüt in FIFA 20 bot, ist in EA Sports FC 24 nicht mehr viel übrig geblieben.
Und sonst?
Saisons, Koop-Saisons und Turniere gehören ebenfalls zu EA Sports FC 24. Neu sind sie natürlich nicht, sondern aus früheren Jahren bekannt. Wer mag, spielt die Saisons allein mit seinem Lieblingsverein oder gemeinsam mit einem Partner – dank Crossplay sogar über Plattform-Grenzen hinweg. Wie gehabt geht es darum, möglichst viele Siege einzufahren und damit die Divisionen nach oben zu klettern. Die exklusiven Playstation-Turniere finden dagegen zu festen Zeiten im Modus Ultimate Team statt und belohnen Erfolge unter anderem mit FC-Points für neue Packs.
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