Test - EA Sports Active : Vom Pfundskerl zum Spargeltarzan
- Wii
Oh mein Gott, diese Sprüche sind herrlich. Einfach göttlich. Ein Fitnesstrainer muss motivieren. Anstacheln. Auch ein bisschen Dampf machen, wenn man sich zur sehr hängen lässt. Doch sobald ihr euch zwischen der männlichen und der weiblichen Variante des virtuellen Drill-Sergeants entschieden habt, die euch durch EA Sports Active führen werden, kommt so viel unfreiwillige Komik zusammen, dass man sich das Grinsen öfter verkneifen muss, als der Duke den 1. April für sich gepachtet hatte.
Lügen, ohne rot zu werden
„Du legst ein tolles Tempo vor", teilt mir die anscheinend namenlose Frau mit, obwohl auf dem Bildschirm in fetten Lettern „zu langsam" steht. „Wenn ich dich so anschaue, ist das Poesie in Bewegung" - hoffentlich denken das auch die am Fenster lehnenden Typen gegenüber, die amüsiert in mein Wohnzimmer starren. Beim lockeren Gehen sagt sie auf einmal: „Mit dem Tempo, das du vorlegst, siehst du aus wie ein Profi". Hallo!? Klar will ich motiviert werden, will nicht bis auf die Knochen getriezt und in US-Army-Manier zusammengestaucht werden. Aber sie lügt mir lächelnd ins Gesicht, verletzt meine Gefühle, nimmt der Situation die Lebendigkeit und knackst die Schüler-Trainer-Beziehung gefährlich an.
Schwamm drüber, keiner der beiden ist schließlich eine echte Motivation oder so gut, dass man nicht spätestens nach zwei Stunden „Halt doch die Fr..." denkt. Die Gute lässt auch als Belohnung für zehn gepurzelte Kilo nicht die Hüllen fallen. Und wer das Ganze nicht ernst nimmt und die Übungen im Sitzen à la Mario & Sonic abreißt, überlistet zwar das Programm, macht sich aber selbst was vor. Die Motivation müsst ihr schon mitbringen, den Willen, euch zumindest etwas in Form zu schunkeln - und zwar abseits der Abenteuer, die man auf Wii gerne wieder erleben möchte. Dann macht EA Sports Active in guten Momenten sogar Spaß und erfüllt seinen Zweck als Minifitnessstudio vor der heimischen Mattscheibe passabel. Und dürfte jedes im gemächlichen Bürotakt vor sich hinpochende Herz nach einem Work-out ordentlich auf Touren bringen.
Erst die Arbeit, und dann?
Vor dem Schweiß stehen jedoch erst mal die Arbeit und die Erstellung eines Alter Egos. Schön ist, dass Letzteres etwas persönlicher als in Wii Fit vonstattengeht. Statt einen schnöden Mii ins Rennen um die verlorenen Pfunde zu schicken, könnt ihr im Menü Hand anlegen, Geschlecht, Frisur, Kleidung, Körperbau und Co. zumindest rudimentär euren Wünschen anpassen. Auf Grundlage zuvor getätigter Eingaben zu Alter, Gewicht und Größe berechnet das Programm einen sinnvollen Rhythmus für den täglichen Work-out. Bei unserem 1,50 Meter großen und 130 Kilogramm schweren Pfundskerl wären das 215 Kalorien am Tag. Na gut, nötig hätte er es ja.
Im Tagebuch stehen alle wichtigen Informationen auf einen Blick: Wie viel man in wie kurzer Zeit verbrannt hat; welche eigenen Trainingspläne man erstellt hat; wie viele Stunden man schon hampelt; welche selbst gesteckten Fitnessziele ganz oben stehen; welche Trophäen schon eingesackt wurden und so weiter. Von hier aus gelangt man zum Herzstück, der per Kalender wunderbar planbaren 30-Tage-Herausforderung, die sogar Ruhetage mit einrechnet. Braucht man die? Ja. Denn wer es übertreibt und gleich von 0 auf 100 durchstarten will, den plagt der Muskelkater schneller, als EA ein neues Sims-Add-on nachschieben kann. Hab ich natürlich nur gehört.
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