Preview - Dragon's Dogma II : Angespielt: Ich habe mein Herz an einen Drachen verloren
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Als 2012 das erste Dragon’s Dogma erschien, war die Reaktion der Kritiker wegen des hohen Schwierigkeitsgrads und der verwirrenden Story eher verhalten und hat viele davon abgeschreckt, dem Spiel eine Chance zu geben. Unter Rollenspiel-Enthusiasten avancierte es allerdings mit der Zeit zum Geheimtipp aufgrund seiner actiongeladenen Kämpfe, der seinerzeit noch höchst neuartigen offenen Spielwelt und dem einzigartigen Begleitersystem.
Jetzt arbeitet Capcom an einem Nachfolger und will die Stärken des Originals nutzen, um sich von der aktuellen Flut an erstklassigen Rollenspielen wie Starfield, Baldur‘s Gate 3 und Cyberpunk 2077: Phantom Liberty abzuheben. Wir durften zum ersten Mal eine Stunde in Dragon’s Dogma II reinspielen und glauben, dass sich die Wartezeit gelohnt haben könnte.
Würde man nur kurz jemandem über die Schultern schauen, der gerade Dragon’s Dogma II spielt, dann sähe es auf den ersten Blick wohl wie ein ziemlich konventionelles Fantasy-Action-Rollenspiel mit Rittern, Drachen und Magie aus. Aber bei Dragon’s Dogma II lohnt es sich, genauer hinzusehen.
Bereits die Story ist alles andere als Standard-Kost. Wie im ersten Teil spielen wir einen Helden, der sein Herz an einen Drachen verloren hat. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn beim Angriff eines riesigen Drachen auf ein Dorf stellt sich unser Charakter furchtlos der Feuerechse entgegen. Die wirft ihn aber kurzerhand zu Boden, reißt ihm das Herz raus und verspeist es. Kurze Zeit später erwacht unser Held trotz fehlendem Herzen wieder und macht sich auf, um sein Organ zurückzuholen und sich am Drachen zu rächen.
Das scheint in der Welt von Dragon’s Dogma häufiger vorzukommen, denn schon im ersten Teil spielten wir einen dieser sogenannten “Erweckten”, der exakt das gleiche Schicksal erlitten hatte und auf der Suche nach dem Drachen war, der ihm das Herz gestohlen hatte.
Zu Beginn steht aber auch bei Dragon’s Dogma erstmal die Charaktererstellung. Neben den bereits aus dem ersten Teil bekannten Menschen, steht mit den Biestren (kein Tippfehler) ein komplett neues Volk zur Auswahl. Die zweibeinigen Mensch-Tier-Mischwesen sind im felsigen Ödland von Battahl beheimatet, der Nachbarnation zu Vermund, dem Königreich der Menschen.
Das Besondere daran: Im Falle von Dragon‘s Dogma II wählt ihr anfangs zwar zwischen einer der Klassen Bogenschütze, Dieb, Kämpfer und Magier, legt euch damit aber nicht dauerhaft darauf fest. Stattdessen könnt ihr während des Spiels jederzeit zwischen den vieren wechseln und später zusätzlich noch neue freischalten. Bisher bestätigt sind der Magie-Bogenschütze und die Mystische Klinge, die mit einer Kombination aus Speer und Magie kämpft.
Wie Multiplayer, nur ohne Mitspieler
Bei anderen Rollenspielen wärt ihr jetzt schon bereit, euch ins Abenteuer zu stürzen, aber bei Dragon’s Dogma läuft eben alles ein bisschen anders. Hier erstellt ihr nämlich zunächst noch euren Vasallen. Das sind Wesen aus einer anderen Welt, deren Aufgabe darin besteht, euren Helden als Gefährte auf seinen Reisen zu begleiten und ihn im Kampf zu unterstützen – auf den ersten Blick vergleichbar mit typischen NPC-Begleitern in Party-Rollenspielen wie Dragon Age oder Baldur‘s Gate.
Vasallen verfügen über eine eigene Persönlichkeit, die darauf Einfluss hat, wie sie im Kampf agieren, und die sich mit der Zeit weiterentwickelt und verändert. In welche Richtung sich euer Vasall entwickelt, hängt ganz von euren Handlungen ab. Was genau Einfluss auf sein Wesen nimmt, ist bisher nicht bekannt, sollten sich die Entwickler aber auch hierbei am ersten Teil orientieren, dann würde ein magiebegabter Vasall zum Beispiel anfangen, Heilzauber zu bevorzugen und vor dem Kampf Schutzzauber wirken, wenn der Erweckte zu oft mit wenig Lebenspunkten aus einem Kampf hervorgeht.
Abgesehen von eurem Haupt-Vasallen habt ihr in eurer Gruppe noch Platz für zwei weitere Begleiter. Der Clou daran ist, dass es sich dabei entweder um prozedural-generierte KI-Kollegen handelt oder gar um die Haupt-Vasallen anderer Spieler. Ja, richtig gelesen: Denn die Welt von Dragon’s Dogma bildet eine Art Multiversum, in dem jeder Spieler quasi in einer Paralleldimension zu den anderen die gleiche Geschichte erlebt, die sich aufgrund der Entscheidungen des Erweckten nur leicht anders entwickelt.
Die Vasallen verfügen über die Fähigkeit, zwischen diesen Realitäten zu wechseln und versetzen euch so zum Beispiel in die Lage, den Vasallen eines Freundes anzuheuern, um mit ihm auf die Reise zu gehen. Und es wird noch schräger: Dabei behalten die Vasallen alles Wissen, das sie auf ihren bisherigen Abenteuern gesammelt haben. Es kann also gut sein, dass ein Begleiter, den ihr angeheuert habt, die Quest auf der ihr gerade seid schon einmal mit seinem ursprünglichen Herren oder einem anderen Spieler absolviert hat und deswegen schon weiß, was euch erwartet, euch daher Tipps zu bevorstehenden Kämpfen geben oder den richtigen Weg weisen kann. Dieses ständig neckische Blinzeln in Richtung der bröckelnden vierten Wand ist genau das, was das Begleitersystem von Dragon’s Dogma II so einzigartig macht.
Rutsch mir doch den Buckel runter!
Auch mit seinem Kampfsystem beschreitet Dragon‘s Dogma II Wege, die sich Inspiration aus einer für Rollenspiele untypischen Richtung holten: nämlich bei Shadow of the Colossus. Kämpft ihr gegen größere Gegner wie Trolle, Greifen oder Drachen und gelingt es euch, nahe genug an sie ranzukommen, dann könnt ihr genau wie in dem PS2-Klassiker einen spektakulären Anlauf wagen, um an seinem kolossalen Körper emporzuklettern.
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Dadurch erreicht ihr seine Schwachstellen wie den Kopf und könnt ihn so zu Fall bringen. Ganz ungefährlich ist das allerdings nicht, denn natürlich hat so ein Troll überhaupt keinen Bock auf Ungeziefer und versucht euch abzuschütteln. Und wenn ihr Pech habt, dann hebt der Greif ab, während ihr auf seinem Rücken hängt, und nimmt euch auf einen kleinen Rundflug mit. Dann könnt ihr nur noch hoffen, dass ihr vorher nett genug zu euren Vasallen wart und sich einer davon die Mühe macht, euch aufzufangen.
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