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Test - Divinity: Original Sin 2 : Der RPG-Meilenstein jetzt auch für Konsole

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2017 erschienen zahlreiche Toptitel wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild, What Remains of Edith Finch oder NieR: Automata, die sowohl herausragende Wertungen als auch ordentlich Fanliebe erhielten. Das gleiche gilt für Divinity: Original Sin 2, das von vielen als der neue Genre-König unter den klassisch-amerikanischen Rollenspielen bezeichnet wird. Jetzt erscheint knapp ein Jahr später die Umsetzung für Konsole – und überrascht mit einer liebevollen Überarbeitung, die den Perfektionismus von Entwickler Larian Studios zementiert.

Ein klassisches Fantasy-Epos

Quellenmagie ist böse – das behaupten jedenfalls die Magister des Heiligen Ordens, die eiligst alle greifbaren Magier gefangen nehmen und auf eine Gefängnisinsel verfrachten. So wollen sie nämlich das Phänomen der Leerenkreaturen in den Griff bekommen, die angeblich durch den Gebrauch der Zauberei das Reich von Rivellon überfallen.

Ihr selbst seid ebenfalls ein Quellenmagier, der zu Beginn des Spiels per Schiff zur Gefängnisinsel Freudenfeste verfrachtet werden soll. Ein Halsband unterbindet eure wahren Kräfte, weshalb es keinen Ausweg aus eurer prekären Lage zu geben scheint. Doch dann kommt es zu einem gewaltsamen Zwischenfall, weshalb der Kahn sinkt und ihr unbewacht an Land der Insel gespült werdet. Vielleicht könnt ihr euch in all dem Chaos mit einigen Leidensgenossen verbünden und gemeinsam die lästigen Halsbänder loswerden?

So lautet grob beschrieben der Plot der ersten beiden Kapitel, die euch im taktischen Rollenspiel Divinity: Original Sin 2 erwarten und die lediglich die Spitze des Eisbergs darstellen. Denn sobald ihr nach unzähligen Spielstunden euer hinderliches Halsband entfernen konntet, habt ihr vielleicht ein Fünftel der zentralen Geschichte erlebt – und euer eigentliches Abenteuer noch vor euch.

Darüber hinaus stehen euch sechs vorgefertigte Helden zur Verfügung, von denen ihr maximal vier in eure Gruppe aufnehmen könnt. Jeder Held hat einen völlig anderen Charakter und verfolgt seine eigenen Ziele, weshalb bereits eure Auswahl den Verlauf der Handlung massiv beeinflusst.

Wer beispielsweise mit dem Zwerg Beast unterwegs ist, kann den einen oder anderen Streitfall mit seinen Artgenossen umgehen. Oder wie wäre es mit dem untoten Fane, der im Gegensatz zu seinen lebenden Kameraden problemlos durch den Todesnebel marschieren kann und sich zum Regenerieren vergiften anstatt heilen muss?

Die Eigenwilligkeit der Helden birgt einige Gefahren, mit denen ihr in anderen Rollenspielen niemals rechnen müsstet. Solltet ihr im Laufe eures Abenteuers eine Entscheidung treffen, die einem eurer Kameraden gegen den Strich geht, kann der resultierende Konflikt im schlimmsten Fall in einem Kampf auf Leben und Tod enden. Sollte euch dies widerfahren, müsst ihr tatsächlich für den Rest des Spiels auf den einen oder anderen liebgewonnenen Gefährten verzichten.

Zum Glück gibt es zufallsgenerierte Ersatzrecken, die ihr notfalls rekrutieren könnt. Denn ohne eine vollständige Vierergruppe hättet ihr langfristig kaum eine Chance, die vielen, knackigen Kämpfen des Spiels zu bestehen.

Auf den ersten Blick altbacken

Konzeptionell hat sich gegenüber der PC-Version nicht viel geändert. Divinity: Original Sin 2 orientiert sich spielerisch an klassischen, amerikanischen Rollenspielen wie Baldur‘s Gate oder Planescape Torment. Die Spielwelt wird aus einer angeschrägten Vogelperspektive dargestellt, weshalb sie und alle darin umherwandernden Charaktere rein optisch gesehen distanziert wirken. Folgerichtig ist die Grafik kein Hingucker, was insbesondere Fans von modernen Third-Person-Titeln zunächst abschrecken dürfte.

Allerdings gibt es genügend Stärken, die das optische Defizit ausgleichen. Die akustische Präsentation glänzt dank der tollen englischen Sprecher und mit einem fantastischen Soundtrack von Borislav Slavov. Der ist vielleicht nicht besonders umfangreich, speziell wenn ihr ihn mit der japanischen Konkurrenz von Final Fantasy bis The Legend of Zelda vergleicht. Jedoch gelingt Slavov die Gratwanderung zwischen episch-orchestraler Untermalung und dezenten, ruhigen Tönen, weshalb seine Musik immer mehr unter die Haut geht, anstatt auf Dauer zu nerven.

Die Kunst des Spieldesigns

Geht es um den spielerischen Tiefgang, so deklassiert Divinity: Original Sin 2 gefühlte 99 Prozent aller Genre-Vertreter. Der Umfang der sieben Kapitel nimmt wahnwitzige Ausmaße an, insbesondere wenn ihr euch um die zahlreichen Nebenquests kümmert. Dann beschäftigt euch allein das vierte Kapitel ungefähr so lange wie viele andere RPGs.

Interessanterweise hält sich die Anzahl der Kämpfe in Grenzen – im Gegensatz zur Dauer, weshalb so manches Gefecht im vorgegebenen Schwierigkeitsgrad gut und gerne eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen kann. Zum Glück könnt ihr genau wie in der PC-Version jederzeit speichern – sogar mitten während eines Dialogs!

Sobald einer oder mehrere eurer Charaktere in einen Kampf einsteigen, werden diese in einen rundenbasierten Modus verfrachtet. Der Clou: Sämtliche anderen Figuren befinden sich weiterhin im Echtzeitmodus und können parallel dazu beliebig durch die Welt stiefeln – bis sie sich ebenfalls in die Nähe des Gefechts begeben. Allein diese simple Idee garantiert einen nahtlosen Mix aus Einzel- und Multiplayer, der auf der PlayStation 4 zu zweit via Splitscreen oder zu viert per Online-Verbindung zur Verfügung steht.

Dass die Kämpfe so viel Zeit in Anspruch nehmen, hat seinen Grund in der Natur der Spielwelt: Wer im voreingestellten Schwierigkeitsgrad nur stupide auf die Gegner eindrischt, kommt nicht weit. Ihr müsst vielmehr gnadenlos eure Umgebung ausnutzen, indem ihr Schützen auf höhere Plattformen stellt, Feuer mit Regen bekämpft oder eure Schuhe mit Nägeln präpariert, damit ihr auf einer Eisfläche nicht ausrutscht.

Oftmals erscheint ein Kampf auf den ersten Blick nahezu unmöglich, selbst wenn ihr und eure Feinde den gleichen Level besitzen. Der grundlegende Kniff besteht darin, den Gegner gar nicht erst zum Zuge kommen zu lassen. Dafür stehen euch unzählige Mittel zur Verfügung, beispielsweise durch Niederschlagen, Einfrieren oder Verstummen. Das hingegen ist nur möglich, wenn ihr vorher den richtigen Rüstschutz durchbrecht – und den wiederum solltet ihr bei euren eigenen Leuten möglichst lange aufrechterhalten, damit nicht ihr die eine oder andere Runde aussetzen müsst.

Die eigentliche Sensation von Divinity: Original Sin 2 ist das Spieldesign: Wo euch in fast jedem anderen RPG früher oder später das Gefühl einholt, immer gegen dieselben Gegner zu kämpfen und im Prinzip die stets gleichen Konflikte auszutragen, ist jedes Gefecht in Divinity: Original Sin 2 etwas Besonderes oder gar etwas Einmaliges. Umso mehr fällt dies ins Gewicht, wenn man sich den gigantischen Umfang des Spiels vor Augen hält.

Die definitive Version

Die Konsolenversion heißt nicht umsonst „Definitive Edition“ und ist tatsächlich mit taufrischem Content ausgestattet. Zu Beginn merken dies nur die absoluten Fans des PC-Originals, denen sicherlich das erweiterte Tutorial oder kleine Änderungen bei den Dialogen auffallen.

Den größten Umbruch erfährt das vorletzte Kapitel, das in der ursprünglichen Version aufgrund einiger hastig geskripteter Szenen und halbgar gestalteter Rätsel leicht gegenüber dem Rest des Spiels abfiel. In der „Definitive Edition“ wirkt die Geschichte nochmal ein gutes Stück glatter und stimmiger, zumal die Spielwelt um weitere tolle Kämpfe erweitert wurde. Diese entpuppen sich als besonders knackig – und dürften besonders Fans der Ursprungsversion erfreuen.

Ausgleichend dazu bietet Larian Studios einen neuen Schwierigkeitsgrad an: den Story-Modus. Der macht das Spiel dramatisch einfacher, weil ihr nun jederzeit aus einem Kampf fliehen dürft und alle Charaktere von Haus aus einen Wiederbelebungszauber besitzen.

Was nicht heißen soll, dass Divinity: Original Sin 2 mit all diesen Goodies zum Selbstläufer würde. Der Story-Modus ist vielmehr vergleichbar mit dem Anspruch eines „gewöhnlichen“ Action-Rollenspiels der Marke The Elder Scrolls: Skyrim oder The Witcher 3: Wild Hunt.

Die Tücken einer komplexen Steuerung

Ansonsten hat Larian Studios natürlich die Steuerung an das Joypad angepasst. In dem Zusammenhang müssen wir dann doch auf ein paar negative Kleinigkeiten hinweisen: So merkt ihr sofort bei der Handhabung des Inventars oder eures Quest-Tagebuchs, dass Divinity: Original Sin 2 ursprünglich für Maus und Tastatur konzipiert wurde. Besonders umständlich wirkt das Wechseln des zu steuernden Charakters, wofür ihr ein Untermenü per Schultertaste aufrufen müsst, statt einfach per Knopfdruck zwischen euren Recken hin und her schalten könntet.

Divinity: Original Sin 2 - Xbox One & PS4 Definitive Edition Trailer
Vor dem Release der Divinity: Original Sin 2 Definitive Edition am 31. August gibt es hier eine letzte Kostprobe.

Es sei jedoch gleich dazu gesagt, dass die etwas umständliche Handhabung mit der Komplexität der PC-Version zusammenhängt. Anders formuliert: Das Konzept von Divinity: Original Sin 2 gewährt euch Möglichkeiten, die eine simple Steuerung grundsätzlich ausschließen. Und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gehen die meisten Kommandos zum Glück leicht über die Finger.

Der andere Punkt, bei dem die Konsolenversion gegenüber dem PC-Original zurücksteckt, sind die Lade- und Speicherzeiten eines Spielstandes – was durchaus eine satte Minute in Anspruch nehmen kann. Dafür gibt es ansonsten so gut wie keine Pausen, die den Spielfluss hemmen könnten, weshalb sich der Schaden in Grenzen hält.

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