Test - Dishonored: Der Tod des Outsiders : Wie man einen Gott tötet
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Dishonored und seine Nachfolger muss man einfach lieben, wenn man auf spielerische Freiheit steht. Umso erfreulicher ist es, dass Arkane Studios wie schon beim ersten Teil nochmals nachlegt und eine Erweiterung veröffentlicht. Die kann sogar ohne das Hauptspiel gezockt werden. Das Add-on Dishonored: Der Tod des Outsiders geht nicht nur etwas andere Wege als das Hauptspiel, sondern rundet die Geschichte rund um Dunwall und Karnaca weiter ab.
Arkane Studios scheut sich nicht, für eine Erweiterung mal den oder die Helden des Hauptspiels auf die Reservebank zu schicken. Wart ihr im ersten Dishonored noch als Corvo unterwegs, ließen euch die DLCs in die Rolle des Attentäters Daud schlüpfen. Der spielt auch in Dishonored: Der Tod des Outsiders eine Rolle, allerdings nur indirekt. Die neue Heldin heißt Billie Lurk, ihres Zeichens Kapitänin der Dreadful Whale.
Die ehemalige Attentäterin und Schülerin von Daud hat sich in die Isolation zurückgezogen, voller Reue über ihre früheren Taten. Doch der Gedanke an ihren Mentor, der sie aus der Gosse geholt und ausgebildet hat, lässt sie nicht los, auch nicht nach 15 Jahren Trennung. Billie macht sich auf, um Daud zu suchen, und findet ihn in Karnaca, dem Schauplatz von Dishonored 2.
Auch Daud ist von Schuld zerfressen und hat den Verursacher ausfindig gemacht: den Outsider. Dieses gottähnliche Wesen kennen wir aus beiden Dishonored-Spielen, in denen er Corvo und Emily ihre übernatürlichen Fähigkeiten verlieh. Beide wollen dieses Wesen büßen lassen für das, was er ihnen angetan hat. Doch wie tötet man einen Gott? Genau das erfahrt ihr in den rund acht Stunden umfassenden fünf Missionen, die Dishonored: Der Tod des Outsiders bietet.
Fortan steuert ihr Billie durch die umfangreichen Umgebungen von Karnaca. Auffällig dabei ist, dass Billies Fertigkeiten weniger umfangreich und weniger mächtig sind als die von Corvo oder Emily. Im Grunde hat sie nur vier echte Skills, die mittels der bekannten Knochenartefakte zum Teil modifiziert werden können. Alle vier Fertigkeiten stehen euch schon früh zur Verfügung, das Repertoire ist aber bodenständiger als bei Corvo und Emily. .
Grundsätzliche Ähnlichkeiten zu bekannten Skills sind natürlich vorhanden. Platztausch ersetzt das bekannte Teleportieren. Hiermit positioniert ihr ein Abbild von Billie an einer erreichbaren Stelle und könnt per Knopfdruck dorthin springen. Mit Trugbild kann sie das Aussehen einer anderen Person annehmen - praktisch, um sich durch feindliche Gebiete zu bewegen. Mit Weitblick könnt ihr unsichtbar Umgebungen erkunden, Gegner und Objekte markieren oder enge Passagen durchschreiten. Die nötige Energie wird nicht mehr durch Getränke aufgefüllt, sondern regeneriert sich selbst mit der Zeit. Kein Beinbruch.
Schlussendlich könnt ihr noch den Gesprächen von Ratten lauschen, was euch immer wieder wertvolle Hinweise und Informationen verschafft. Ansonsten verfügt ihr natürlich über ein Arsenal, das mit der Zeit anwächst. Das Messer zum leisen Töten ist obligatorisch, hinzu kommt die Voltaic-Pistole mit verschiedenen Munitionstypen sowie eine ganze Reihe an Minen. Ferner lassen sich diverse Upgrades und Knochenartefakte finden, auf dem Schwarzmarkt kaufen oder teils auch selbst herstellen. Im Grunde ein überschaubares Arsenal an Waffen und Skills, was die Sache aber spannend macht, da ihr nie derart übermächtig werdet wie Corvo im ersten Teil.
Die Handlung der fünf Missionen ist an sich relativ dünn, passt aber gut ins Dishonored-Universum und rundet die Serie ab. Die Missionen werden durch spannende Nebenaufträge ergänzt, die ihr in den jeweiligen Gebieten annehmen könnt und die euch natürlich Geld, Artefakte, Sammelobjekte und jede Menge Hintergrundinformationen über Karnaca und dessen Bewohner verschaffen. Die Nebenaufgaben sind teilweise interessanter als die Hauptmissionen und erfordern intelligentes und kreatives Vorgehen. Wie zum Beispiel soll man einen Pantomimen töten und es nach Selbstmord aussehen lassen, wenn er direkt vor seinem Publikum steht?
Diese Kreativität und spielerische Freiheit sind erneut der Hauptaspekt des Spiels und das überaus intelligente Leveldesign gibt euch entsprechende Möglichkeiten. Es sind immer wieder alternative Wege und Optionen vorhanden, manche erschließen sich einem nicht sogleich. Nicht selten findet man nach einer Aktion einen alternativen Weg nach dem Motto „Oh, so hätte ich das ja auch machen können“. Zudem lohnt es sich, die Umgebungen akribisch zu untersuchen oder Gespräche zu belauschen. Immer wieder entdeckt man Hinweise auf verborgene Wertgegenstände, besondere Ereignisse oder alternative Wege.
Wie schon beim Hauptspiel motiviert das ungemein dazu, mehrere Durchgänge zu spielen, um die eigene Kreativität auszuleben, Alternativen zu entdecken oder schlicht verschiedene Spielweisen auszuprobieren. Denn egal, ob ihr heimlich schleichend in den Schatten bleibt, Gegner unblutig ausschaltet oder euch quer durch Karnaca metzelt: Alles ist möglich. Abgesehen davon ist jeder Ausflug nach Karnaca ohnehin ein künstlerischer Genuss dank des eigenwilligen Art-Designs, das auch von kleineren Macken wie hier und da mal flackernden Schatten oder Objekten nicht getrübt wird.
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