Test - Disgaea 4: A Promise Unforgotten : Abgedrehter Mix
- PS3
Verschrobene Charaktere, taktisch anspruchsvolle Kämpfe und eine antiquierte Krümelgrafik: Die Disgaea-Teile waren schon immer ziemlich abgedrehte, aber auch stets gute bis sehr gute Spiele. Zumindest für Fans, denn Serienneulinge beißen aufgrund der komplexen Spielmechanik zunächst auf Granit. Und der ist bei Disgaea 4: A Promise Unforgotten besonders hart - das Regelwerk wurde nämlich um neue Facetten erweitert.
So überdreht wie eh und je
Im Rollenspiel-Strategie-Mix Disgaea 4 verschlägt es uns in den Hades, wo die Feuersuppe mächtig am Brodeln ist. Denn die quietschenden Prinnies, kleine, quirlige Glubschaugenpinguine, die in der Unterwelt die Drecksarbeit erledigen, um irgendwann einmal von den Toten aufzuerstehen, werden eines Tages entführt. Und das ausgerechnet vor der nächsten Fütterung, die der Vampir und Prinny-Lehrer Valvatorez ihnen versprochen hat. Nun hat er nicht nur seine Schwachmaten-Armee verloren, sondern auch noch einen Kühlschrank voller schleimiger Sardinen. Versteht sich von selbst, dass der Blutsauger da nicht tatenlos zusehen kann.
An dieser Stelle werden die ersten bereits die Augen rollen, doch ein Disgaea durfte man noch nie ernst nehmen. Das wird schon bei den überzeichneten Charakteren deutlich: Da wäre zum Beispiel der Vampir Valvatorez, der dem Blutzapfen entsagt und damit deutlich an Macht eingebüßt hat. Oder die Siebtklässlerin Fuka, die sich nach ihrem Tod im Hades als Prinny beweisen sollte, aufgrund des Prinny-Fellmangels aber nur einen Schnabelhut abbekam. Und spätestens wenn man sich den Oberbösewicht Axel anschaut, der nichts draufhat außer Zahnbelag, steht fest: Disgaea 4 ist noch verrückter als seine Vorgänger.
Blöderweise können weder die schelmischen Figuren noch der alberne Nonsenshumor über die dröge Inszenierung hinwegtrösten. Vor allem weil eindrucksvolle Videosequenzen oder Renderfilmchen fehlen - Disgaea 4 erzählt seine Geschichte ausschließlich in enorm textlastigen englischsprachigen Dialogen. Deswegen zieht sich die Handlung zuweilen wie Kaugummi. Daran kann auch die überzeugende Vertonung in englischer oder japanischer Sprache nichts ändern.
Taktisches Schwergewicht
Sei‘s drum, das Herzstück eines Disgaea waren schon immer die fordernden Schlachten. Denn anders als etwa in Final Fantasy spielen taktische Winkelzüge eine wichtige Rolle. Wer sich nur aufs Gegnerplätten konzentriert und seine Formation nicht beachtet, verschwendet wertvolle Erfahrungspunkte und riskiert den vorschnellen Spielertod. Ansonsten laufen die rundenbasierten Schlachten wie gewohnt ab: Zu Beginn eines Gefechts saugen wir unsere Helden aus einem Portal, die dann auf das in Kästchen unterteilte Kampfgebiet ploppen. Anschließend kesseln wir mit klug platzierten Figuren den Gegner ein, starten Team-Angriffe und profitieren somit von Schadensboni. Allerdings ist unser Bewegungsradius stark eingeschränkt, weswegen taktisches Vorgehen vor allem im späteren Spielverlauf unumgänglich ist.
Schließlich zieht der Schwierigkeitsgrad heftig an. Schon im ersten Kapitel sollte man die im Tutorial erklärten Regeln beherrschen, denn in den knüppelharten Scharmützeln gewinnt nicht unbedingt der stärkere Krieger, sondern der klügere Stratege. Zum einen können wir unsere Mannschaft etwa auftürmen und uns auf höhere Ebenen katapultieren, um Feinden in den Rücken zu fallen. Zum anderen finden wir in den sogenannten Geoblocks optionale Hilfsmittel. Die färben das von ihnen abgedeckte Areal nämlich ein und versehen es mit diversen Eigenschaften, die uns das Gegnerkloppen erleichtern oder eben erschweren. Zerhacken wir solche Blöcke in der korrekten Reihenfolge, schwächen wir den Gegner und werden obendrein mit weiteren Punkten belohnt, die uns mit jedem Rang einen nützlichen Gegenstand in die Taschen spülen.
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