Test - Daymare 1998 : Das inoffizielle neue Resident Evil?
- PC
Vom ersten Moment an ist offensichtlich, welchem Spiel Daymare 1998 nacheifert: Resident Evil. Geschichte, Look, Setting, alles riecht stark nach Capcoms 90er-Jahre-Hit. Doch ob es auch an dessen Qualitäten herankommt?
Dass es noch immer einen Markt für guten alten Survival-Horror gibt, hat nicht zuletzt die Neuauflage von Resident Evil 2 in diesem Jahr gezeigt. 20 Jahre ist es her, dass das Original erschien. Ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern, die für die Videospielgeschichte so prägend war wie kaum eine andere. Auch daran, dass es einige Nachahmer gab, die im Fahrwasser der Survival- und Zombiespiele mitschwimmen wollten.
An den Genreprimus reichte damals aber kein Titel heran. In dieser Nostalgiewolke schweben wohl auch die Macher von Invader Studios. Als ob sie den Entwicklern von Capcom beweisen wollten, dass sie es mindestens ebenso gut können, versuchen sie sich an einer Neuinterpretation der frühen Resident-Evil-Teile. Dabei war Daymare 1998 tatsächlich zuerst als Remake von Resident Evil 2 gedacht. Blöd nur, dass Capcom die gleiche Idee hatte. Also entwarf Invader Studios seine eigene Geschichte zu entwerfen. Und das gelang erstaunlich gut. Bis auf ein paar nervige Schwächen.
Survival-Horror-Dreigestirn
Ihr übernehmt in Daymare 1998 die Rolle drei verschiedener Charaktere, die den Ausbruch einer Zombieseuche aus verschiedenen Sichtweisen erleben. Da ist zum einen der Elitesoldat Liev, der klar an den legendären Hunk aus Resident Evil 2 erinnert, ein Labor infiltriert und den verantwortlichen Virus besorgen muss. In einer anderen Geschichte spielt ihr einen jungen überlebenden Zivilisten namens Sam, der in der Stadt von den Geschehnissen überwältigt wird. Die dritte Geschichte dreht sich um einen Hubschrauberpiloten namens Raven, der ebenfalls fliehen muss.
Ihr erkundet dunkle Gänge, verlassene Industrieanlagen und schaurige Korridore. Wer sich aufmerksam umsieht, wird belohnt. Sei es mit lebenserhaltenden Medikamenten, Munition, Briefen und Audionachrichten Verstorbener. Immer wieder stoßt ihr dabei auf Rätsel, die ganz offensichtlich den alten Resident-Evil-Teilen nachempfunden sind. Wie dort fallen manche der Aufgaben jedoch ziemlich zeitraubend und trocken aus.
Auch ein paar Hacking-Minigames bringen etwas Abwechslung ins Spielgeschehen. Durch sie entdeckt ihr versteckte Räume, in denen ihr eure Vorräte an Munition und Lebensenergie auffüllen könnt. Ein witziges Feature: An manchen Stellen im Spiel findet ihr Codes, die ihr auf einer echten Website im Design der 90er eingeben könnt. Dort erhaltet ihr Zugriff auf zusätzliche interessante Infos. Probiert es einmal aus, es ist ein unterhaltsamer Gag.
B-Movie zum Spielen
Das düstere Szenario lädt zum Schaudern und gruseln ein und überzeugt mit seiner bedrohlichen und stimmigen Atmosphäre. Allenfalls die Animationen könnten eindeutig prächtiger ausfallen. Auch die Zwischensequenzen wirken etwas holprig und klischeebeladen inszeniert. Generell kommt die Geschichte nicht über das Niveau eines trashigen B-Movies hinaus Und damit meinen wir nicht die Sorte Trash, die bewusst bekannte Genremuster zur Erheiterung einsetzt, sondern die Sorte, die einfach nur seelenlos und uninspiriert diese Muster zitiert.
Daymare 1998 ist durch und durch eine Mischung aus Kopie und Hommage an die Teile zwei und drei der Resident-Evil-Serie. Die Charaktere, die Schauplätze, die Geschichten, alles schreit geradezu nach einem Vergleich mit Capcoms Meisterwerken der späten 90er. Die Annäherung sit den Entwickler in der Tat erstaunlich gut gelungen, selbstverständlich jedoch weit entfernt von der Klasse des Resident Evil 2 Remake.
Nervige Kämpfe
Obwohl die Entwickler von Daymare 1998 etliche der Fehler behoben haben, die wir in unserer letzten Vorschau noch bemängelten, wie etwa das umständliche Nachladen der Waffen oder der fehlende Gesundheitsbalken, haben sich einige Unzulänglichkeiten beharrlich gehalten. Nach wie vor gestalten sich die Kämpfe gegen die Zombies zäh wie Kaugummi. Durch die betont langsame Spielweise sollen sie zwar realistisch wirken, hören dadurch aber auf unterhaltsam zu sein.
Der hauptsächliche Grund dafür liegt in ihrem vollkommen willkürlich scheinenden Ablauf. Mal schießt ihr einem Zombie mehrmals in den Kopf, dennoch kommt er unermüdlich weiter auf euch zu. Mal stehen vermeintlich erlegte Zombies wieder auf und attackieren euch aus dem Nirgendwo. Für manchen mag das zum Nervenkitzel beitragen, mich hat es irgendwann nur noch genervt. Zumal die Rücksetzpunkte für den Fall eures Ablebens zu weit voneinander entfernt liegen, was den Frust zusätzlich verstärkt.
Ab und zu trefft ihr auf größere Bossgegner. Die lassen sich nur mit einer bestimmten Taktik bezwingen. Im Gegensatz zu den normalen Kämpfen fallen diese Aufeinandertreffen abwechslungsreich und sehr anspruchsvoll aus. Nicht selten geht ihr stark geschwächt aus solchen Begegnungen hervor, was sich noch lange ins Spiel hineinziehen kann.
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