Special - Videospiele-Museum in Berlin : Geile Geschichte!
Bei der nächsten Aufforderung „Komm lass uns mal wieder in ein Museum gehen" sollten Spieler hellhörig werden. Denn anstatt sich durch gähnend lange Hallen mit vergilbten Exponaten und biederem Führungspersonal zu quälen, könnt ihr einfach Europas größtes Videospiele-Museum in Berlin besuchen. Dort legte man am 21. Januar den Power-Schalter auf „On" für eine Ausstellung rund um den Werdegang der Computerspiele. Das Museum hat unser Interesse natürlich geweckt. Wir besuchten daher Deutschlands Kulturhauptstadt und begaben uns auf eine Bildungsreise in die Welt unseres liebsten Hobbys.
When games become history
Wir Videospieler haben es nicht leicht, wenn es darum geht, unser Hobby vor Nichtspielern zu verteidigen. Noch immer ringt das Medium darum, als ernsthafte Kunstform anerkannt zu werden. Einrichtungen wie das größte europäische Computerspiele-Museum in Berlin helfen aber, veraltete Vorstellungen zu widerlegen. Der überraschend seriöse Charakter des Museums, das in einem ehemaligen DDR-Prachtbau untergebracht ist, sticht uns als Erstes ins Auge. Das altsozialistische Kleid steht der Ausstellung verblüffend gut, so macht das Computerspiele-Museum schon von außen einen sehr soliden Eindruck.
Berlin-Friedrichshain, Karl-Marx-Allee 93a. Die Adresse von Europas
größtem Computerspiele-Museum.
Schon durch die gläserne Eingangstür sehen wir die übergroße Link-Statue, die die Besucher gebührend empfängt. Im Eingangsbereich empfangen uns allerdings noch weitere Ikonen der Videospielgeschichte wie Solid Snake und das Duo Jack & Daxter. Die gediegen-lockere Atmosphäre im Inneren des Museums wirkt stimmig und ziemlich modern. Man fühlt sich mehr wie auf einer hippen Modepräsentation als auf einem Tummelplatz für interessierte Zocker.
Diese und noch viele weitere Statuen gehören zu dem riesigen
Inventar der Ausstellung.
Der Videospielhistoriker
Wer sich nicht damit abfinden will, sich stundenlang durch langweilige Schildbeschreibungen zu lesen, der kann sich einen kompetenten Führer zur Hand nehmen. Wir entscheiden uns dafür, den Service des fachkundigen Personals in Anspruch zu nehmen und uns etwas über den Werdegang der Videospiele erzählen zu lassen.
Unsere Führung beginnt zunächst in einem großen Präsentationsraum. Auf dessen Projektionsfläche läuft ein interessantes Videospiel-Quiz ab. Hier können sich Wartende die Zeit vertreiben, ehe es losgeht. Es warten Fragen wie: "In wie vielen Spielen wirkte Mario seit 2004 noch mal mit? In a) 10 b) 84 c) 100 oder d) 5?"
Wer sich ebenfalls an dem Quiz des Computerspiele-Museums probieren möchte, der kann es unter folgendem Link nachspielen:(http://www.computerspielemuseum.de/index.phplg=de&main=Sonderausstellung&site=01:02:00 )
Unser Führer Henje erklärt uns den Aufbau des Museums und die Ziele, die sich der Betreiber Gameshouse gesetzt hat: Ausstellen, Bewahren, Sammeln und Forschen. Gegliedert ist das Museum in drei Abschnitte. Im ersten soll die Zeit vor den Computerspielen gezeigt werden. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Entwicklung, während man im dritten selbst Hand anlegen und zocken darf. Anfassen und mitspielen ist hier gewollt, und das wird von unserem Führer auch ausdrücklich erwähnt. Bevor es aber in die Welt der Bits und Bytes geht, wird die Vorgeschichte der Videospiele beleuchtet.
Die gestaltet sich spannender als angenommen und reicht weit in die Geschichte zurück. Wer jetzt Pong als Startpunkt in der Historie erwartet, der wird überrascht sein, denn schon viel früher begann der Mensch, an Spielmaschinen zu tüfteln. Oder wusstet ihr, dass man bereits im 18. Jahrhundert mit dem sogenannten Schach-Türken einen Roboter entwickelte? Gegen ihn konnte man tatsächlich antreten und verlor auch in der Regel recht häufig. Was es mit dieser Maschine tatsächlich auf sich hatte, sollt ihr aber selbst bei einem Besuch erfahren. Unser Historiker kommt auch auf die nicht unerhebliche „Rolle" der Rollenspieler zu sprechen. So erfahren wir, dass einige Computer nur dazu verwendet wurden, um die komplexen Dungeons-&-Dragons-Regelwerke durchrechnen zu lassen.
Wir passieren einige Infotafeln mit den bedeutendsten Meilensteinen der Computerspiel-Geschichte. Zu vielen hat Henje eine passende Anekdote parat, in denen er nach der Daseinsberechtigung von Computerspielen sucht. So auch in dieser Anekdote aus den Anfangstagen: So seien viele Spiele zu Beginn dazu genutzt worden, um die Leistungsgrenzen von Hochleistungscomputern auszuloten. Schon damals erkannten Wissenschaftler deshalb die Nützlichkeit von Computerspielen an, die später die Haushalte der Welt erobern sollten. Gerade wenn er solche Geschichten auspackt, merkt man den Enthusiasmus, den Henje für das Thema hat. Ehrfürchtig legt er gelegentlich die Hand auf einige Originale, wie die Pong- oder Space-Wars-Automaten, und steht uns immer beratend zur Seite.
Nicht unbedingt erhaltenswert. Eine Kopie eines der miesesten
Spiele aller Zeiten: E.T. für den Atari 2600.
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