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Special - Abzocke oder Fan-Service? : Über Sinn und Unsinn von Collector's Editions

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    Einst waren sie limitiert und begehrt, heute sind Sammlereditionen überall zu finden. Wie exklusiv kann das Ganze dann eigentlich noch sein? Ein Kommentar.

    Collector's, Limited, Premium. Sammlereditionen zu Videospielen tragen im Titel, was in ihnen steckt: das Besondere. Sie versprechen Exklusivität und Luxus. Keine Norm, sondern Ausnahme. Für mehr Geld bekommt man mehr Inhalt. Darauf weist oft schon die Verpackung hin: höher, dicker und schwerer als der Standard. Ältere Gamer-Semester kennen das nur allzu gut.

    Der Spielemarkt in den 80er- und 90er-Jahren war nicht vergleichbar mit dem von heute. Damals kauften Zocker nahezu ausschließlich beim Fachhändler, weil andere Quellen rar gesät waren. Gestaltete es sich mitunter schon schwierig, an das normale Spiel zu kommen, musste man für besonders ausgestattete Versionen regelrechte Anstrengungen unternehmen. Denn vieles, was für Sammler erstrebenswert war, erschien gar nicht in Deutschland.

    Ohne Internet halfen nur Glück, Fachmagazine, sehr kompetente Händler oder direkt eine Reise nach Japan oder in die USA. Begleiterscheinungen wie lange Lieferzeiten sowie hohe Kosten gehörten untrennbar zum Hobby. Doch hatte man das Objekt der Begierde endlich im heimischen Regal oder der Vitrine stehen, kamen die Glücksgefühle. Dafür sorgte nicht nur der Besitz, sondern auch die Gewissheit, wirklich etwas für das seltene Stück getan zu haben.

    Seltenes Stück: Diese PAL-Box zu Batman Forever war nur beim Händler Woolworth erhältlich. Darin befand sich neben 
    dem Spiel auch eine VHS-Kassette mit Making-of. (Quelle Bild: racketboy.com)

    Die Explosion der Exklusivität

    So blieb es einige Jahre. Erst zu PS2-Zeiten begannen die Hersteller, verstärkt auf Collector's Editions zu setzen. Die Gründe lagen auf der Hand: Videospiele hatten seit Erscheinen der ersten PlayStation Mitte der 90er enorm an Popularität gewonnen, was sich an den gestiegenen Verkaufszahlen zeigte. Auf einem breiter gewordenen Markt konnten Hersteller durchaus das Wagnis eingehen, neben dem gewöhnlichen Spiel auch eine mit Extras gewürzte Sonderedition anzubieten.

    Sogar Deutschland bekam einige davon zu Gesicht, doch für echte Schmankerl waren weiterhin offene Augen und Ohren sowie ein anschließender Import aus Übersee notwendig. Eine Spielegeneration später explodierte jedoch auch hierzulande der Markt für Sammlereditionen aller Art.

    Im Lebenszyklus von Xbox 360 und PlayStation 3 konnten Gamer an fast jeder Ecke das Besondere bekommen. Zusätzlich erleichterte das Internet den Bezug enorm. Dabei spendierten die Hersteller nicht nur großen Namen wie Halo, Killzone oder Resident Evil entsprechende Extrafassungen. Selbst vergleichsweise kleine Titel verfügten neben ihrer normalen Version oft auch über eine teurere, besser ausgestattete Variante. Der Preis variierte ebenso stark wie der Inhalt: Download-Codes, Postkarten, Poster, Soundtracks, Sticker, T-Shirts, Figuren – die Liste war ebenso flexibel wie ihre Qualität.

    Weiterhin warben die Hersteller gerne mit “limitiert” und “selten”, faktisch stellte das aber die Ausnahme dar. Mit Folgen: Die Kombination aus hoher Stückzahl, großem Händlernetz und einem entsprechend konkurrierenden Markt sorgte häufiger dafür, dass vormals über 100 Euro teure Special Editions innerhalb weniger Monate, manchmal sogar nur Wochen deutlich im Preis fielen. Vermeintlich Limitiertes rutschte auf die Resterampe und nicht wenige Erstkäufer fluchten ob des verjubelten Geldes. Collector's Editions verkamen zur Stangenware.

    Viel Geld, kein Spiel?!

    Trotz erster Warnsignale besserte sich die Situation aber nicht, sondern eskalierte auf PS4 und Xbox One. Große Hersteller schnüren inzwischen gleich mehrere Specials pro Spiel: So haben Fans von Ubisoft-Titeln wie Assassin's Creed, Far Cry und Co. seit Jahren die Wahl zwischen meist zwei verschiedenen Collector's Editions des gerade aktuellen Serienteils. Darüber hinaus bietet beinahe jeder Händler im Rahmen von Vorbestellungen exklusive Inhalte an, die mal mehr und mal weniger interessant ausfallen. Mit dem Zuwachs der Angebote nehmen allerdings auch die Experimente zu.

    In der Vergangenheit galt noch, dass neben allen digitalen und physischen Extras immer auch das eigentliche Spiel Bestandteil einer Collector's Edition war – als Disc und verpackt in Standardhülle, Digipak oder Steelbook. Neuerdings ist das nicht mehr uneingeschränkt der Fall. So steckte in der Limited Collector's Edition von Halo 5: Guardians zwar eine durchaus schicke und große Figur, jedoch keine Spiele-Disc. Lediglich ein Pappkärtchen mit Buchstaben-Zahlen-Kombination für die digitale Fassung lag bei. Für Sammler ein Horror, schließlich lässt sich ein Stück Karton schwerlich in der Vitrine oder dem Spieleregal ausstellen. Angesichts einer Gesamtinvestition von saftigen 250 Euro für besagte Box eine mehr als fragwürdige Entscheidung.

    Die Limited Collector's Edition zu Halo 5: Guardians enthält zwar ein Steelbook, jedoch ohne Inhalt. Das Spiel
    kommt nur via Download auf die Xbox One.

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