Special - Die Cheater-Henker : Blizzard auf dem weißen Ross
Blizzard hat mit seinen Perma-Bans für Cheater in Overwatch eine Welle an harten Sanktionen in anderen Spielen losgetrampelt. Haben andere Publisher deshalb nun Mut gefasst und sorgen weitreichend für Fair Play in den Communitys?
Blizzard macht es vor, Ubisoft zieht nach. Um in dem aktuell überaus beliebten Helden-Shooter Overwatch für Recht und Ordnung zu sorgen, greift das Studio hart durch. Ohne Wenn und Aber werden Schummler vor den Scharfrichter geführt. Die Betroffenen wandeln ebenso im Dunkeln wie Todeskandidaten mit einem Sack über dem Kopf auf dem Weg zur blitzenden Guillotine. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, um sich auf dem Weg zum Schafott doch noch loszureißen. Kein zweites Exemplar von Overwatch hilft, kein VPN, keine neue Festplatten-ID und auch keine neue Mac-Adresse. Hat das Gericht erst den Daumen nach unten geneigt, ist das Urteil endgültig. Anhand welcher Informationen Blizzard selbst maskierte Übeltäter überführt, ist bislang ein Rätsel.
Eine ziemlich drastische Maßnahme, bedenkt man, dass Spieler trotz allem 60 Euro für ihr Spiel bezahlt haben und nie wieder die Gelegenheit erhalten, Reue zu zeigen. Ein Vergehen reicht bereits. Andere Publisher nehmen sich inzwischen ein Beispiel an der krassen Maßnahme und sehen in Blizzard einen weißen Ritter am Horizont, der den Mut aufbringt, für seine Ideale und eine gesunde Community Opfer zu bringen.
Bald will auch Ubisoft bei seinen Online-Titeln durchgreifen. Sowohl in Rainbow Six: Siege als auch The Division kommt der Mann mit der scharfen Axt. Wer einmal betrügt, fliegt, und zwar dauerhaft und ohne Vorwarnung. Bislang mussten Cheater in The Division lediglich mit Spielausschlüssen von zwei Wochen rechnen. Wiederholungstäter wurden zum Galgen geführt. Die Zeit, um Buße zu tun, ist auch hier vorbei. Künftig werden nur noch ehrliche Häute durch das verlassene Manhattan streifen dürfen. Die abschreckende Wirkung anhand einiger Präzedenzfälle kommt Blizzard und Ubisoft sicherlich entgegen.
Vorgehen mit Vorbildfunktion
Die Frage nun ist, ob weitere Publisher Blizzards und Ubisofts Vorgehen übernehmen. Ein ebenso bedeutender Kandidat, bei dem die Cheater-Problematik schon seit Jahren für ein toxisches Klima in der Community sorgt, ist Valve. Ein gewaltiger Anteil der Counter-Strike-Global-Offensive-Partien ist von unfairen Vorgehensweisen betroffen. BibleClinger, ein Nutzer der Steam-Community, hat errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, mindestens einen Cheater im Spiel zu haben, bei fast 37 Prozent liegt. Der Spaß bleibt für alle übrigen Spieler, die sich an die Regeln halten, auf der Strecke. Ein alarmierender Wert, doch Valve scheint es, dem Anti-Cheat-System (VAC) zum Trotz, weitgehend egal zu sein.
Dass geschummelt wird, wo es nur geht, hat auch Bohemia Interactives Survival-Horror DayZ bewiesen. Zwar ist der Titel nie aus der Alphaphase herausgekommen, für seinen schlechten Ruf sind aber vermutlich auch die mangelhaften Maßnahmen gegen Cheater verantwortlich. Große Konzerne wie Blizzard oder Ubisoft können es sich natürlich leisten, die verrotteten Äste ihres Community-Baumes abzuzwicken, um den Rest des Gewächses gesund zu erhalten. Kleinere Studios werden es sich zweimal überlegen, im Sündenfall einen Perma-Ban auszuprechen. Also lassen sie Adam und Eva lieber von den verbotenen Früchten naschen und verbannen sie höchstens für ein paar Tage aus dem Paradies.
Die Rote Königin
Die Problematik haben wir bereits zu Beginn angedeutet. Ist es fair, einen Kunden zu bestrafen, der sich unfair verhalten hat? Liegt die Verantwortung nicht in erster Instanz beim Entwickler, alle Lücken zu schließen, um gar nicht erst Angriffspunkte für ein Vergehen zu schaffen? Schließlich lautet ein bekanntes Sprichwort: „Gelegenheit macht Diebe.“ Sicher ist das eine utopische Vorstellung angesichts des Wettprogrammierens zwischen Entwicklern und Hackern. Am Ende stecken beide Parteien in der Rote-Königin-Hypothese aus der Biologie fest: Sie entstammt dem Buch „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll und besagt, dass Alice so schnell rennen müsse, wie sie könne, nur um zu bleiben, wo sie sei.
Bevor Cheater und Hacker sich also immer weiter mit Lücken und Updates beschäftigen, ist es nur die logische Konsequenz, es Blizzard gleichzutun und Wege zu finden, Betrüger ein für alle Mal auszusortieren. Immerhin ist es eine Maßnahme für und nicht gegen die Spieler, die kein von Cheatern zerstörtes Spiel kaufen möchten.
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