Test - Black The Fall : Düsteres Mahnmal der Unterdrückung
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Wie bei jeder Kunstform ist die Ausgangsposition, den Gedanken eine Form zu verleihen, von Person zu Person so unterschiedlich wie wir selbst es sind. Bei manch einem ist es ein gewisser Aspekt im Gameplay, andere fühlen sich berufen, eine ganz bestimmte Geschichte zu erzählen. Bei Black The Fall ist es der schwierige Versuch, eine traumatische Vergangenheit zu verarbeiten.
Die Auswüchse der kommunistischen Unterdrückung, unter der Rumänien über Jahrzehnte zu leiden hatte, soll deutlich, einprägsam und gefühlvoll erzählt werden. Die Geschichte dieses Sidescrollers möchte die Eindrücke einer dystopischen Welt spielbar vermitteln. Gleichmacherei und fehlender Individualismus stehen im Vordergrund, wollen mahnen und vor allem einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
In gewisser Weise ist den Produzenten dies auch gelungen. Die Welt von Black The Fall wurde mit sichtbar viel Fingerspitzengefühl und Vorsicht entworfen. Gameplay und visuelle Aufbereitung wurden entsprechend über die Jahre der Entwicklung immer wieder verändert und so angepasst, dass der Titel auch seine Abnehmer finden kann und nicht total erdrückend und belastend wirkt. Es ist auf jeden Fall ein melancholischer Titel entstanden, der mit seiner Idee und Aufmachung viel zu bieten hat.
Was Black The Fall in dieser Hinsicht – wenn überhaupt – falsch macht, ist die einseitige Art der Darstellung. Hier wird ganz unzweideutig aufgezählt, was an dieser Art von Regierungsform nicht stimmt. Und das ist auch gut so, schließlich leben wir in einer Welt, in der unsere Freiheit vielen mehr bedeutet als Reichtum und Macht. Gleichsam ist es jedoch bedauerlich, dass ein Spiel mit diesem starken Fokus auf Verschmelzung von Realität und Fantasie nicht in der Lage ist, mehr zu zeigen als einen ständigen ungeschönten Blick in den Abgrund.
Die emotionale Kälte, der ihr und euer Charakter stets ausgesetzt seid, ist zwar ein bindendes und mächtiges Instrument, nichtsdestoweniger eine übermäßig genutzte Ressource. Ich möchte mich gar nicht darüber beschweren, dass dieser Titel zu keiner Zeit versucht, euch im klassischen Sinne zu bespaßen, sondern lediglich angemerkt haben, wie hier manches Potenzial verschenkt am Wegesrand liegen bleibt.
Immer geradeaus
Ihr schlüpft in die Rolle eines Fabrikarbeiters – eines von vielen –, der den waghalsigen Versuch unternimmt, dem kommunistischen System und dem damit einhergehenden leidvollen Alttag zu entfliehen. Mit Fokus auf Plattform- und Rätselpassagen bewegt ihr euch meist klassisch von links nach rechts und löst immer schwerer werdende Rätsel, die euch zu Beginn vor allem ein gewisses Fingerspitzengefühl abverlangen, im späteren Spielverlauf jedoch zu richtigen Nagelbeißern werden können.
Lautlos oder mit der Pistole kämpft sich Protagonist Black durch die verschiedenen härter und boshafter werdenden Areale und muss dabei Rätsel lösen und allerlei Gefahren meistern. Das minimalistische Design wird in vollen Zügen ausgenutzt und zaubert so eine grandiose Atmosphäre auf den heimischen Bildschirm. 2-D ist halt nicht immer 2-D, sofern die Entwickler wissen, was sie tun.
Die schreckliche Dystopie, bestehend aus einem Leben am Fließband, grau in grau, der geringen Wertschätzung menschlichen Lebens … all dies wird – rein optisch betrachtet – grandios und gleichzeitig liebevoll dargestellt. Nicht zu stark darauf drängend, verstanden und beweint zu werden, doch trotzdem mit der Macht, einen Kloß in den Hals zu zaubern. Das mahnende Bild ist allgegenwärtig, die Unterdrückung fast spürbar.
Visuell erwartet euch eine absurde, jedoch fesselnde Mischung aus Deadlight und Limbo, die weniger wie ein Klon (wovon beide genannten Games schließlich mehr als genug haben), sondern eher wie eine ganz eigene, verdrehte Welt voller Gefahren erscheint, und das stets unter dem roten Mantel der Unterdrückung.
Rätsel ohne Härte?
Im Prinzip macht Black The Fall nichts falsch, außer vielleicht viel zu kurz zu sein und euch mit einem lausigen Tutorial ins kalte Wasser zu werfen. Die eigenwillige Steuerung wird nur unzureichend erläutert, im Anschluss lässt man euch allein im Regen stehen. Es ist also absolut notwendig, ein wenig herumzuprobieren, bevor man den Dreh raushat.
Ein Aufwand, der sich lohnt, aber nie über das Niveau eines konventionellen Indie-Spiels hinausgeht. Erwartet also nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig, denn Black The Fall ist, wie ihr vielleicht bereits herauslesen konntet, etwas ganz Eigenes und muss auch als solches angesehen und angefasst werden.
Habt ihr euch an die etwas eigenwillige Steuerung gewöhnt, hält das Gameplay keine weiteren bösen Überraschungen parat und geht weitgehend flüssig von der Hand. Das führt jedoch beziehungsweise kann nach kurzer Spielzeit auch dazu führen, dass die zuvor erwähnten Nagelbeißerpassagen langsam, aber sicher zu einfach werden. Die Motivation bleibt über die gesamte Zeit zwar erhalten, der Anspruch in Sachen geistige Akrobatik flaut dafür schnell ab.
Damit möchte ich keine vernichtende Kritik an den Knobelpassagen äußern, sondern lediglich darauf hinweisen, dass sich Black The Fall nicht unbedingt für Rätselgenies eignen dürfte. In diesem Zusammenhang ist der Titel von Publisher Square Enix eher eine (willkommene) Abwechslung, jedoch nicht mehr und nicht weniger als ein Leckerbissen für zwischendurch. Und so schnell wie es begonnen hat, so plötzlich ist es auch schon wieder vorbei.
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