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Preview - Biomutant : Der Überraschungs-Hit der Gamescom

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Schlägt man im Wörterbuch das Wort Hybridstil nach, so liest man bislang die Beschreibung verschmolzener Kampfkünste. In Zukunft könnte gleich darunter ein Screenshot von Biomutant stehen, denn kein anderes Spiel des kommenden Jahres verbindet so geschickt stilistische Komponenten aus Sci-Fi, Kung-Fu und Märchenwelt inklusive ausschweifenden Spielgenremixes.

Der Baum des Lebens: Zentrum und Quelle einer friedlichen Idylle. Er blüht vor blassblauem Himmel, beschützt von den Tieren des Waldes. Eigentlich ein abgenutztes Märchenklischee, zumindest auf dem Papier, wenn man sich die Tierchen als kleine Rehe und Füchse vorstellt. Was aber, wenn man aus den „Tierchen“ Sci-Fi-Pelzmutanten macht, die Schwert schwingend von Lichtung zu Lichtung ziehen?



Stilistisch folgt Biomutant in etwa Rocket Racoon aus Guardians of the Galaxy, wenn auch nicht ganz so verschandmault. Die Hauptfigur, die wir per Editor bei Spielstart selbst in Form, beziehungsweise DNA definieren, ähnelt am ehesten einer Kreuzung aus Waschbär, Kaninchen und Katze und trifft dank Kleidung und Augenklappe stets genau die Mitte zwischen Rambo und Kuscheltier, völlig gleich, welche Attribute wir anlegen.

Gänsehaut dank Stilverschmelzung

Eure Mutantenschöpfung wird zu Spielbeginn mitten im Wald ausgesetzt, der sich mit saftigem und gedecktem Grün beinahe in den Monitor einbrennt. Weiche Gräser wiegen sich im Wind einer sonnendurchfluteten Lichtung, organisch gewachsene Baumstämme ragen zu den Wolken empor, umkleidet von niedrigem, breitem, ja fast tropisch fedrigem Blattwerk. Der Stil der Umgebung ist seltsam fantasylastig, wenn auch weniger Richtung Elben und Zauberer.

Schwer einzuordnen, weil farbenfroh ohne Surrealismus. Lieblich, weil die Stimmung mit leicht übertriebenen Lichteffekten eine sehr weiche, friedvolle Note erhält, und nur insoweit kitschig, als dass ein Märchenonkel mit Bronzeglockenstimme aus dem Off die Rahmenhandlung erklärt – so als würde er in einem altbackenen Ohrensessel am Kamin sitzen, während er im Halbdunkel aus einem Buch vorliest. Wie nennt man so etwas? Keine Ahnung. Für den Moment nennen wir es einfach „Disney mit verlagertem Kitsch“.

Spätestens wenn der Böse Wolf aus dem Geäst springt – soll heißen der erste gegnerische Mutant, der etwa dreimal so groß ist wie unser frischgebackener Protagonist –, hat es sich dann ausgemärchent. Dann wird in bester Martial-Arts-Tradition geschnetzelt. Kurz gefasst: Bodenturnen mit Klopperschwert, inklusive Pirouetten und Purzelbäumen. Alternativ zieht sich unser Pelzkrieger mit einem Bullet-Time-Rückwärtssalto aus der Affäre und lässt aus der Ferne Blei sprechen.



Wow, was für ein Kontrast. Da läuft es einem kalt den Rücken runter – auf die tolle, aufregende Art, nicht zuletzt, weil so ein Schlagabtausch verdammt flüssig und schnell vonstattengeht. Wenn auch etwas einseitig und auf den ersten Blick taktisch wenig tiefgehend, denn zumindest in der Vorführung, die wir sahen, zeigte der Gegner keine auffällige Reaktion. Er kloppte mechanisch in der Gegend herum. Unser Held schnitt durch ihn durch, als wäre er aus Butter.

Das sollte man angesichts des derzeitigen Stadiums nicht überbewerten. THQ Nordic stellte ein brandneues und nicht besonders großes Team für die Entwicklung dieses Open-World-Kampfspiels zusammen, das noch einiges an Arbeit vor sich hat. Was bisher gezeigt wurde, gefiel uns schon sehr gut. Noch interessanter ist das Material aus dem Trailer, das einen Umschwung in ein eher postapokalyptisches Szenario mit weiten Wüsten, zerfallenen Städten, Mechs und viel Sci-Fi-Gedöns verspricht

Endlose Verzweigungen

Die Rahmenhandlung verspricht typische Action-Adventure-Kost. Der Baum des Lebens droht an einem giftigen Öl zu ersticken, das aus der Erde hervortritt und die Wurzeln verkleistert. Globales Ziel ist somit die Befreiung der fünf Wurzeln des Lebensbaums und das Entdecken der Quelle der Katastrophe.

Und was ist daran jetzt so Open-World-typisch? Nun, die Reise unseres Flauschmutanten wird mit vielen Rollenspielelementen versehen, die euch freie Hand bei Gesinnung und fortschreitender Mutation lassen. Karmapunkte positiver und negativer Art sind die Folge bewusster Entscheidungen, die ihr mithilfe eines verzweigten Dialogsystems trefft. Anhand des Karmas ändern sich wiederum mögliche Ziele und Folgetaten im Handlungsstrang. Parallel füttert ihr ein Crafting-System und einen Skilltree, der Mutantenkräfte wie Blitzschlag oder Telekinese freigibt.

Biomutant - gamescom 2017 Gameplay Demo
Auf der gamescom wurde Biomutant von THQ Nordic ausführlich gezeigt.

Noch interessanter: Das bedrohliche Öl hat eine ansteckende Wirkung und kann nicht nur den Helden befallen, sondern auch wichtige primäre Spielfiguren. Auch das hat Karma-Auswirkung mit Folgen. Wie das im Detail aussieht, ist freilich noch nicht bekannt, aber zumindest auf dem Papier erinnert es ein wenig an die Flüche aus der Elder-Scrolls-Serie.

Sehr interessant, weil überaus ambitioniert, wenn nicht gar ein Brocken von einem Projekt. THQ Nordic muss Stil, Handlung und Rollenspielelemente über eine lange Zeit hinweg so interessant und frech gestalten, wie es das Intro verspricht. Daran sind schon viel größere Studios gescheitert. Hoffen wir das Beste.

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