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Test - Another Code R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung : Ein interaktiver Roman für Wii

  • Wii
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Another Code: Two Memories erschien genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Adventure-Markt erholte sich langsam, aber sicher. Einige Rätsel nutzten die Eigenschaften des DS auf eine so clevere Weise, wie es selbst die gestähltesten Profispieler nicht für möglich gehalten hätten. Schafft Another Code R für die Wii nun den gleichen Clou, obwohl die Konkurrenz dramatisch angewachsen ist?

Die Leiden der jungen Ashley

Ihr wolltet schon immer mal einen sechzehnjährigen Teenie spielen? Ein Mädchen, das sich ständig mit ihrem Vater wegen allerlei trivialer Kleinigkeiten streitet? Die von Gleichaltrigen dumm angemacht wird? Und sich im Laufe der Geschichte mit einem dreizehnjährigen Jungen anfreundet, der alle paar Minuten wie ein undressiertes Eichhörnchen davonläuft?

Das ist es jedenfalls, was euch Another Code R bietet: Eine Handlung, die alle halbe Stunde zwischen Jugenddrama und Zickenterror schwankt. Das Erschreckende dabei: Ashley & Co. sind durchaus realistisch dargestellt, außer wenn sie diverse Selbstverständlichkeiten nicht raffen, die ihr als Spieler bereits nach drei Sekunden kapiert habt. Die Frage ist nur, ob wir so einen Realismus brauchen. Denn die Identifizierung mit Ashley sollte jedem schwer fallen, der alt genug ist und der bei der Art, wie hier mit Konflikten umgegangen wird, nur fassungslos den Kopf schütteln kann.

Wiimote-Ersatz im Spiel

Immerhin steckt hinter dem Soap-Faktor noch ein gutes Adventure auf der Wii-Disc. Habt ihr in Two Memories noch euren Vater gesucht, so geht es hier um das Geheimnis eurer verstorbenen Mutter, die vor dreizehn Jahren kaltblütig erschossen wurde. Ashley, die normalerweise bei ihrer Tante wohnt, wird von ihrem Papa eingeladen und entdeckt dabei Orte, die sie als Kleinkind bereits gesehen haben muss. Dabei macht es in ihrem Gehirn Klick: Schlüsselobjekte sorgen bei ihr für ganze Erinnerungsschübe, die immer mehr Geheimnisse aufklären.

Früh im Spiel überreicht euch Ashleys Vater das sogenannte TAS: ein Gerät, welches nicht ohne Grund einer Wiimote verdächtig ähnlich sieht. Dieses TAS hat angeblich Ashleys Mutter noch zu ihren Lebzeiten gebaut, mit dem Ziel, dass nur ihre eigene Tochter es verstehen und somit benutzen könne. Vorrangig dient das Gerät zum Knacken von speziellen Türen, bei denen ihr einen bestimmten Code eingeben müsst.

Anfangs ist dies kinderleicht: Eine Reihe von Symbolen wird angezeigt, die den Knöpfen eurer Wiimote gleichen und entsprechend gedrückt werden müssen. Doch je weiter ihr vorankommt, desto abenteuerlicher sind die gestellten Aufgaben. So müsst ihr überlegen, wie ihr beispielsweise eine 3 eingebt, obwohl eine solche Taste auf eurer Wiimote gar nicht existiert.

Lange Spieldauer, wenig Substanz dahinter

Hier spielen die Entwickler ihre größte Trumpfkarte aus, denn ähnlich wie in Two Memories sind einige Rätsel dermaßen grandios und einmalig, dass ihr all die anderen Fehler des Spiels gerne vergesst. Leider gibt es unterm Strich viel zu wenige Kopfnüsse. Auch sind nahezu all jene, die das Kombinieren von Objekten verlangen, zu einfach und zu schnell gelöst. Dabei zwängen euch die Entwickler oft ihren einzig wahren Weg auf und lassen Alternativen selten zu.

In Sachen Spielzeit werdet ihr am Ende mindestens fünfzehn Stunden auf dem Tacho stehen haben, jedoch geht locker die Hälfte bis zwei Drittel (!) davon für die ewig vielen Dialoge drauf. Bei der Präsentation gibt es nur einen Punkt zu bemängeln: Es gibt keine Sprachausgabe. Dies mag an der schieren Textmenge liegen, veraltet wirkt es trotzdem. Dafür macht der sehr schöne Zeichentrickstil Lust auf mehr und auch die Animationen sehen richtig gut aus. Musikalisch werdet ihr von ruhigen, seichten Themen begleitet, die ihre Arbeit kompetent erledigen.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Als jemand, der mehrere Metal-Gear-Spiele und zahlreiche Final-Fantasy-Teile durchgezockt hat, bin ich ausschweifende Labereien gewöhnt. Aber Another Code R übertreibt maßlos: Allein die beinahe peinlichen Teenie-Allüren zwischen Ashley und Elizabeth sind für einen Mann jenseits der dreißig kaum auszuhalten. Argumente werden ständig wiederholt und die Charaktere begreifen einfachste Sachverhalte erst nach minutenlangen Diskussionen. Dies ist umso bedauerlicher, weil das Rätseldesign ähnlich brillante Züge annimmt, wie es bereits beim DS-Vorgänger der Fall war. Was ihr zum Teil mit der Wiimote anstellen müsst, ist ein Zeugnis für die Kreativität der Entwickler. Insofern ist das Adventure eingeschränkt empfehlenswert, besonders wenn ihr euch mit einem typischen Teenie identifizieren und ewig anhaltendes Geschwafel ertragen könnt.

Überblick

Pro

  • stellenweise brillant ausgedachte Rätsel, welche die Wiimote-Mechanik auf abenteuerliche Weise ausnutzen
  • sehr angenehme Zeichentrickoptik
  • wenig aufregende, jedoch durchaus passende Musikuntermalung
  • sehr lange Spielzeit ...

Contra

  • ... dank unendlich langer Dialoge
  • teilweise belanglose Handlungsstränge mit nervigem Charakterdesign
  • Identifizierung mit Ashley als Spielfigur fällt schwer
  • relativ geringe Puzzledichte
  • sehr linearer Spielverlauf

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