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Special - 10 Years After: Gothic : Vorhang auf für ein Drama

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Der Bruch: Risen vs. Gothic

Gothic III hatte aber noch viel schwerwiegendere Auswirkungen, denn es kam zum Bruch zwischen Entwickler Piranha Bytes und Publisher JoWooD. Das Hauptproblem dabei: JoWooD hatte mittlerweile die Gothic-Lizenz erworben, sodass ein offizieller Nachfolger von den Machern des Originals nicht mehr möglich war. Ein Nachfolger - oder besser: eine Erweiterung - sollte trotzdem her. JoWooD vergab den Auftrag zu Gothic III: Götterdämmerung an den indischen Entwickler Trine Studios. Das Ergebnis: gelinde gesagt Schrott. Das Ende 2008 erschienene Add-on lockte niemanden hinter dem Ofen hervor und war zudem beinahe noch verbuggter als das Hauptspiel.

Wie sollte es nun weitergehen? Piranha Bytes begann bereits 2007 mit einem neuen Projekt namens Risen, das im Oktober 2009 erschien und unter den Fans als inoffizielles Gothic IV gilt. Als Publisher wurde Deep Silver gewonnen, ein Label von Koch Media. Und siehe da, Risen wurde tatsächlich ein recht gutes und vor allem weitgehend fehlerfreies Rollenspiel, das auf PC und Xbox 360 viele begeistern konnte. Nicht zu Unrecht, immerhin wurden die spielerischen Kernelemente der Gothic-Reihe übernommen. Lediglich Name, Charaktere und Spielwelt mussten aufgrund der Lizenzproblematik neuen Schöpfungen weichen. Allerdings musste man Piranha Bytes den Vorwurf machen, sich nicht weiterentwickelt zu haben. Zu sehr ähnelte das Spiel seinen Vorgängern unter anderem Namen.

ArcaniA: Das neue Valium

JoWooD indes versuchte weiter, mit der Gothic-Serie Geld zu verdienen. Das deutsche Studio Spellbound, vor allem bekannt durch die Desperados-Spiele, wurde mit ArcaniA: Gothic 4 beauftragt. Das Königreich Myrtana wurde wieder aufgegriffen, der frühere Held zu König Rhobar III umfunktioniert und ein Schafhirte war nun die Spielfigur. Doch alle Elemente, die die Serie so groß gemacht haben, wurden komplett über Bord geworfen. ArcaniA gewann zwar (mangels Konkurrenz) den Deutschen Entwicklerpreis als bestes deutsches Konsolenspiel, die Spieler jedoch fanden den Titel weniger unterhaltsam.

Generisch, langweilig, belanglos, altbacken. So der einhellige Tenor der Presse und der Spieler. JoWooD trieben die teure Entwicklung (angeblich sechs Millionen Euro) und der vergleichsweise schwache Verkauf einmal mehr in der Firmengeschichte in eine finanzielle Krise. Was den Publisher allerdings nicht daran hinderte, kürzlich eine Erweiterung zu dem Rollenspiel anzukündigen. Die Erwartungen sind seitens Presse und Publikum wohl eher gering.

Ein bisschen Hoffnung und ein Resümee

Piranha Bytes indes kündigte auf der gamescom 2010 einen Risen-Nachfolger an, zu dem es bisher allerdings nur wenig konkrete Informationen gibt. Wir jedenfalls hoffen das Beste, denn der Untergang einer derart guten Rollenspielserie, noch dazu aus deutschen Landen, wäre mehr als bedauerlich. Vielleicht nutzt das derweil in Essen arbeitende Studio unter der Flagge von Deep Silver ja seine zweite Chance. Dank des ordentlichen Erfolgs von Risen sollte genug Selbstvertrauen da sein.

Mir bleibt nur zu sagen, dass Gothic I und II sicherlich Meilensteine der deutschen Spielentwicklung waren. Kreativität, Ideen und der Mut zum Risiko haben sich zumindest damals ausgezahlt, trotz aller Probleme, die den Erfolg der Serie von Beginn an überschatteten. Ich jedenfalls werde zumindest die ersten Teile immer in Erinnerung behalten, sie haben sich ihren Platz in meiner persönlichen Hall of Fame gesichert.

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