Test - Yoshi's Woolly World : Wolle Spaß haben?
- WiiU
Rollenspieler, Ego-Shooter-Enthusiasten und Hobby-Strategen finden derzeit auf der Wii U nur schwerlich ein Zuhause. Das Angebot an entsprechenden Titeln ist schlicht und ergreifend zu spärlich, um es sich mit Nintendos Heimkonsole allein gemütlich zu machen. Die Gattung der Jump 'n' Runs wird im Gegensatz dazu so gut repräsentiert, wie man es zuletzt aus SNES-Zeiten kannte. Mario, Rayman und Donkey Kong bilden die Speerspitze des einstigen Vorzeige-Genres. Yoshi's Woolly World möchte genau dort anknüpfen und zugleich optisch wie spielerisch herausstechen. Ob der Dino dazu noch in der Lage ist?
Die Angst war groß, dass Woolly World ein erneuter Aufguss des Super-Nintendo-Klassikers Yoshi's Island wird und ähnlich schnell in der Versenkung verschwindet wie das letztjährige 3DS-Debüt des prähistorischen Jump-'n'-Run-Helden. Glücklicherweise entschied sich Nintendo dazu, den gescholtenen Dino in die fähigen Hände von Entwickler Good Feel zu legen. Jenem Studio, das bereits mit Kirby's Epic Yarn ein inspirierendes, wenn auch etwas simples Spiel der sehr selten gewordenen Gattung der aufwendig produzierten Hüpfspiele schuf.
Woolly World stellt sowohl eine konsequente Fortführung von Epic Yarn als auch von Yoshi's Island dar. Wie das vorige Projekt der Japaner setzt es vor allem durch seinen unverkennbaren Grafikstil Akzente, bleibt aber im Kern spielerisch dem SNES-Klassiker verhaftet. Das bedeutet, dass sich Yoshi wie zu Super-Nintendo-Zeiten Gegner einverleibt. Doch diesmal resultieren daraus keine Eier, sondern Wollknäuel. Das gesamte Spiel ordnet sich dem Thema der Garnoptik konsequent unter. In der Welt von Woolly World erweckt nahezu fast alles den Eindruck, als wäre es gehäkelt worden, seien es nun Shy Guys, Kettenhunde, Wasser oder Lava.
Design-Entscheidungen
So originell wie das äußerliche Erscheinungsbild ist auch das Level-Design. Natürlich gibt es Level, die in ihrem Aufbau und ihrem Spielprinzip denen des Urvaters gleichen, doch darüber hinaus hat man sich reichlich Gedanken gemacht, wie man ein sowohl optisch als auch spielerisch abwechslungsreiches Endprodukt abliefert. Da gibt es verschlungene Level, die ihren Fokus ganz klar auf Erkundung legen und sogar kleine Rätsel liefern. Als Beispiel ist der Abschnitt in einer Stoffpyramide zu nennen, in dem ihr gelegentlich Fackeln entzünden müsst, um weiterzukommen. Oder der Level, in dem ihr regelmäßig zwischen Vorder- und Hintergrund wechselt.
In anderen Levels besteht die Herausforderung darin, schlicht von A nach B zu kommen und punktgenau zu springen. Das wird gelegentlich mit interessanten Mechaniken vermengt, beispielsweise wenn Yoshi an einem Vorhang in Windeseile durch einen ganzen Level rauscht oder Plattformen nur hinter beweglichen Stofffetzen zu erkennen sind. Generell steht wie bei Yoshi's Island schlussendlich die Erkundung im Vordergrund, und das nicht ohne Grund: Jedes Level beherbergt eine Reihe sammelbarer Gegenstände, die neue Level, Yoshi-Muster oder Miiverse-Sticker freischalten. Nach Abschluss eines Levels werdet ihr zudem daran gemessen, wie viel ihr davon eingesackt habt.
Innerhalb der einzelnen Level ist ebenfalls für Abwechslung gesorgt. Nämlich dann, wenn sich Yoshi in einen Schirm, ein Motorrad oder einen Maulwurf verwandelt. Hier heißt es stets, binnen wenigen Sekunden einen kleinen Hindernisparcours zu überwinden und so viel wie möglich einzusammeln. Diese oftmals sehr schnellen Abschnitte fügen sich wunderbar in den sonst so gemütlichen Spielablauf ein. Die Steuerung ist sowohl während dieser Passagen als auch im restlichen Spiel wenig kompliziert, funktioniert aber am besten mit der Wii-Fernbedienung. Denn nur damit könnt ihr das Fadenkreuz beim Werfen von Wollknäueln manuell durch Neigen des Controllers justieren.
Jede der sechs Welten in Yoshi's Woolly World beinhaltet acht Level (Bonuslevel nicht mitgezählt), wovon jedes vierte mit einem Boss aufwartet. Die Bosse folgen stets der obligatorischen Nintendo-Regel und können maximal drei Treffer einstecken. Während einige davon sogar von der Tiefe des Raumes profitieren, sind andere nur bloße Standardkost, die sich im Verlauf des Spiels auch noch wiederholen.
Yoshi ist nicht Kirby
Während Epic Yarn genauso einfach wie niedlich war, orientiert sich Yoshi's Woolly World auch in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad an Yoshi's Island. Der Anspruch steigt im Laufe der sechs Welten kontinuierlich an. Yoshi's Woolly World ist beileibe kein Donkey Kong Country: Tropical Freeze, das pure Konzentration abverlangt, aber auch kein Epic Yarn, das euch in Watte hüllt – dafür sorgen schon die bisweilen sehr weit auseinanderliegenden Checkpoints. Allein Yoshis Flatterflug macht Sprungpassagen weitaus weniger zur Millimeterarbeit und dürfte einen guten Kompromiss für ungeübte und erfahrene Spieler darstellen. Knifflig wird es aber vor allem dann, wenn ihr Level perfekt abschließen wollt.
Wem das alles zu viel wird und wer nach einem stressigen Schul- oder Arbeitstag ausspannen möchte, kann jederzeit den Entspanntmodus wählen. In diesem kann Yoshi ohne zeitliche Begrenzung umherfliegen und braucht folglich keine Angst mehr davor zu haben, in Abgründe zu stürzen. Sowohl im normalen als auch im entspannten Modus schaltet ihr durch gesammelte Juwelen sukzessive Trickanstecker frei, die Yoshi unter anderem ausschließlich große Wollknäuel produzieren lassen oder verhindern, dass der kleine Dino in Abgründe stürzen kann. Ein Koop-Modus ist ebenfalls mit an Bord und lässt euch alle Level mit einem weiteren Freund durchspielen.
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