Test - Worlds of Magic : Erkunden, entwickeln, zerstören

Rundenbasierte Strategiespiele gehören für einen bestimmten Kreis von Spielern bis heute zu einem der am höchsten angesehenen Spielgenres. Und wenn sich ein Entwickler die Zeit nimmt, ein sorgfältig produziertes Spiel auf den Markt zu bringen, dann kommen dabei auch heute noch großartige Genre-Titel heraus. Das bewies beispielsweise XCOM: Enemy Unknown vor zweieinhalb Jahren. Auch Worlds of Magic will einen Klassiker beerben. Laut Angaben des Entwicklers Wastelands Interactive ist Worlds of Magic der spirituelle Nachfolger von Master of Magic, einem der bekanntesten Genre-Vertreter.

Wer noch nie ein Spiel dieser Art in der Hand hatte, dem wird der Einstieg in Worlds of Magic nicht leicht gemacht. Wir wählten aus einem der drei verfügbaren Spielmodi den Singleplayer-Modus aus und wurden gleich damit konfrontiert, einen Charakter und eine Spielwelt zusammenzustellen, ohne zu wissen, um was es denn eigentlich geht. Für euch hier ohne Umwege alles in Kürze: Ziel ist es, als Hexenmeister in der Welt von Elannra eine vorher selbst erstellte Karte komplett zu erobern. Ihr dürft auf vorgefertigte Hexenmeister zurückgreifen oder euch selbst einen basteln. Es gibt eine verwirrend große Auswahl an Sprüchen und Ausrichtungen von Schwerpunkten, deren Tragweite ihr zunächst gar nicht überblickt.

Runde um Runde (noch) keine runde Sache

Das Spiel gibt euch zu Beginn eine Stadt mit einigen Einheiten an die Hand. Man überlässt es euch, wie ihr eure Eroberung gestalten wollt. Ihr nutzt dabei auf Wunsch Militär, Magie und Diplomatie. Ihr baut Kriegseinheiten und Gerätschaften oder investiert eure Ressourcen in die Erforschung von Magie. Das Spiel ist rundenbasierend. Das heißt, dass ihr in jeder Runde eure Truppenverschiebungen organisiert, Gebäude und Einheiten in Auftrag gebt oder einen Angriff anordnet. Sind eure Züge gemacht, ist der Computer dran.

Wie für ein Spiel aus dem 4X-Genre (4X steht für: explore, exploit, expand and exterminate) üblich, habt ihr folgende Aufgaben: erkunden, entwickeln, expandieren und zerstören. Ihr findet Orte, an denen mystische Wesen oder Gegenstände auf euch warten und mitunter auch Feinde. Kommt es zum Kampf, dürft ihr eure Zauber und Einheiten entweder von Hand aussuchen, aufstellen und in die Schlacht führen oder den Kampf automatisch vom Computer führen lassen. Gerade hier zeigt sich, wie viele taktische Möglichkeiten euch das Spielsystem von Worlds of Magic gibt. Eure Zauberfähigkeiten müsst ihr gemäß euren Einheiten aussuchen und geschickt im Kampf verwenden. Eine gigantische Anzahl an Zaubern, Einheiten, Fähigkeiten und Gegenständen kann von euch taktisch eingesetzt werden.

Woran es hapert

Die Entwickler von Wastelands Interactive haben gute Ideen, doch in der vorliegenden Version macht Worlds of Magic einen zu unübersichtlichen Eindruck. Das Spiel lässt sich nur schwer verstehen und spielen. Noch fehlen teilweise Übersetzungen und hier und da fühlt man sich ein bisschen allein gelassen. Das Tutorial ist unverständlich, zu kurz und half uns überhaupt nicht dabei, das Spielprinzip und die Mechaniken zu verstehen. Ein langer Blick in das etwa 50 Seiten starke Handbuch hat zumindest für etwas Verständnis gesorgt.

Das Design ist in den Menüs mit seinen atmosphärischen Zeichnungen schön gelungen, jedoch fällt die Spielgrafik schwach aus. Insbesondere wenn ihr eure bescheiden animierte Stadt aufruft, wisst ihr, dass dies kein Spiel für verwöhntere Grafikgaumen ist. Hier und auch bei der sehr spärlich gestalteten Spielwelt ist noch ordentlich Luft nach oben. Zudem vermissen wir einführende Videos oder zumindest Texte. In welcher Welt wir uns befinden oder um was es geht, ist einem zu Beginn nämlich gar nicht klar. Auch die Anzahl der Spielmodi und die Varianz sollte noch einmal überdacht werden.

Es gibt einen Multiplayer-Modus, den Hot-Seat-Modus. Jeder Spieler nimmt dabei abwechselnd die Rolle eines Hexenmeisters ein. Im Arena-Modus spielt ihr ausschließlich den Kampfmodus und dürft euch, losgelöst von allem anderen, auf die Taktik und die Auseinandersetzung konzentrieren. Wunderbar wäre, wenn es noch ein richtiger Kampagnenmodus nachgereicht werden würde. Genügend Stoff dazu bietet die Hintergrundgeschichte mit ihren neun Rassen durchaus.

Fazit

von Sascha Sharma

Komplex, vielschichtig, aber veraltet und schwer spielbar

Worlds of Magic ist ein komplexes und vielschichtiges Spiel, das geübten Taktikern zahllose Stunden an Arbeit gibt. Der elitäre Kreis an Spielern, die mit der Mechanik von 4-X-Strategiespielen vertraut ist, kann die großen technischen Schwächen, die der Titel hat, auch verzeihen. Wer sich zu dieser Gemeinschaft zählt, der darf zu unserer Wertung deshalb einen ganzen Wertungspunkt hinzufügen. Otto-Normal-Zocker hat allerdings große Probleme, sich in die komplexe Spielmechanik einzufinden. Ein zockerfreundliches Tutorial fehlt nämlich, ebenso wie einführende Videos oder eine zusammenhängende Geschichte. Was aber beide Parteien kritisieren können, ist die allgemein zu umständliche Steuerung. Einheiten zu produzieren und Befehle zu geben dauert zu lange und manchmal stoppen eure Aktionen aufgrund nicht nachvollziehbarer Gründe. Was wir uns über alledem noch gewünscht hätten, wäre eine richtige Story zur Spielwelt, einführende Videos und eingestreute Hintergrundinformationen. So wirkt das Spiel, als hätte es einen wunderbaren Fantasy-Kosmos als Grundlage, von dem ihr allerdings nichts mitbekommt.

Überblick

Pro

• komplexes und taktisches Spielsystem
• zahlreiche Einheiten und Gebäude
• vielzählige Aktionsmöglichkeiten

Contra

• unübersichtliche Spielsteuerung
• schwaches Tutorial
• umständliche Produktion
• sehr veraltete Grafik
• insgesamt unterdurchschnittliche Präsentation
• keine Erzählelemente
• schwache Atmosphäre
• kein Kampagnen- oder Story-Modus