Test - Watch_Dogs : Neue Marke auf alter Hardware
- X360
Wer hat damals geglaubt, dass Watch_Dogs wirklich so gut aussehen könnte wie auf der E3-Präsentation von 2012? Zumindest von der Xbox-360-Version konnte man das wohl von Anfang an sicher nicht erwarten. Entsprechend niedriger muss also auch die Messlatte angelegt werden.
Trotz einer beachtlichen Verschiebung des Veröffentlichungsdatums fuhr Ubisoft mit seinem neuesten Titel beachtliche Erfolge ein. Tatsächlich hat es Watch_Dogs geschafft, sich Platz zwei unter den am meisten vorbestellten Titeln in der Geschichte des Unternehmens zu erkämpfen. Kein Wunder, mit dem groß angelegten Open-World-Spiel traf Entwickler Ubisoft auf dem aktuell noch sehr spärlich ausgestatteten Spielemarkt der Next-Gen-Konsolen nicht nur auf eine große, unbefriedigte Nachfrage seitens der Spieler, sondern auch den Nerv der Zeit. Das Thema Datensicherheit und die Macht der Information ist spätestens seit dem "Erwachen" durch Edward Snowden in aller Munde.
Doch zurück zum Wesentlichen: Aiden Pearce, seines Zeichens Whistleblower der nahen Zukunft, sieht sich im fiktiven Chicago der Neuzeit mit einer beachtlichen Krisensituation konfrontiert. Als er im Rahmen eines seiner nicht gerade legalen Aufträge das Unglück hat, in den Besitz eines mysteriösen Videofragments zu gelangen, bricht für ihn eine Welt zusammen. Eine Kette von Ereignissen wird ausgelöst und endet mit dem tragischen Tod seiner geliebten Nichte Lena.
Was als stark inszenierte und tiefgründig gesellschaftskritische Handlung beginnt, verkommt im weiteren Spielverlauf zur faden Rachegeschichte, bevor die Haupthandlung gegen Ende wieder an Fahrt gewinnt. Zur Mitte hin, so scheint es, sind den Autoren die Ideen ausgegangen. Das Handlungskonstrukt wird künstlich in die Länge gezogen, wobei die Protagonisten jedoch immer wieder etwas Farbe in den grauen Handlungsverlauf bringen.
Einen Ausgleich bietet das abwechslungsreiche Gameplay. Jede Mission kann stets auf viele unterschiedliche Arten gelöst werden. Langweilig wird es dabei nie, zumal brachiales und unüberlegtes Vorgehen nur allzu oft mit dem virtuellen Ableben endet - und das schneller, als man denken mag. Einzig die stupide KI trübt das Hacker-Vergnügen. Nicht selten beobachten wir Wachen bei dem vergeblichen Versuch, Tonnen oder sonstige Hindernisse zu umgehen.
Watch_Dogs wurde für die Next-Gen-Konsolengeneration entwickelt, erschien jedoch gleichzeitig auch für die inzwischen in die Tage gekommenen Konsolen PS3 und X360. Wenig verwunderlich also, dass Entwickler Ubisoft Montreal einige Abstriche machen musste, nicht nur in Sachen Optik. Bevor der eine oder andere nun die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, sei gesagt, dass der eigentliche Spielverlauf von den Kürzungen kaum betroffen ist. Die Änderungen sind vornehmlich kosmetischer Natur. So wirkt die Stadt durch die geringere Anzahl an Passanten und Fahrzeugen weniger lebendig als in der PS4- oder Xbox-One-Version und auch in Sachen Auflösung sowie Licht- und Schatteneffekte müssen Abstriche hingenommen werden.
Weit schmerzlicher ist der Wegfall einiger Features, insbesondere im Multiplayer-Bereich. So fiel der Free-Roam-Multiplayer-Modus, bei dem man zusammen mit einem Freund die Stadt erkunden könnte, dem Rotstift zum Opfer. Gleiches gilt für den Decryption-Modus.
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