Test - Underworld 5: Blood Wars : Blutleer in Lack und Leder
Die große Traumschmiede in Hollywood hat ein düsteres Geheimnis. Was kaum einer weiß: Sie ist ein Vampir. Jahrelang schleicht sie um das wehrlose Opfer herum, wartet auf den richtigen Moment und dann, wenn schon keiner mehr damit gerechnet hat, schlägt sie zu und saugt dem auserkorenen Ziel das letzte bisschen Leben aus dem Hals. Die Filmreihe geht blutend zu Boden und wird Jahre brauchen, bis sie sich von diesem Schlag erholt hat. Falls es überhaupt noch einmal aufstehen kann. Underworld lag schon beim vierten Teil im Sterben. Jetzt kann er endgültig beerdigt werden.
So sehr ich diese Filmreihe mag, da sie mich stets gut unterhalten hat, so sehr macht es mir Underworld 5: Blood Wars schwer, Argumente zu finden, die für diesen Film sprechen. Das liegt zu einem Teil daran, dass diese blutleere Kreation in der Vorweihnachtszeit völlig falsch platziert wurde. Er gehört eher zu der Art von Kunstwerk, die man nur Freunden zeigt, die bereits wissen, was für einen jämmerlichen Geschmack man hat. Etwas, das gerne mal in den Januar oder Februar verfrachtet wird, zusammen mit den ganzen anderen Montagsprodukten, die eigentlich keiner sehen will, aber aus Mangel an Alternativen dann doch geguckt wird.
Die Frage bleibt: Warum?
Einer der wenigen Filme, die einst mutig genug waren, festgetretene Trampelpfade zu verlassen und neue Wege zu gehen, war Underworld. So übertrieben der Streifen und seine Nachfolger auch sein mögen, zumindest in der Anfangszeit, haben sich die Macher mit ihnen noch einiges getraut. Umso deprimierender ist es, wenn dann ein Teil in die Kinos kommt, der seine Vorgänger lediglich kopiert und eben erwähnte Pfade konsequent weiterverfolgt, ohne sich Gedanken über das wie und was zu machen.
„Never change a running system“, heißt hier die Devise. Daher darf es ruhig ein Weilchen her sein, seit ihr das letzte Mal einen Underworld-Film gesehen habt, denn eure Erinnerung wird ohnehin schnell wieder wachgerufen. Geändert hat sich nämlich nichts. Werwölfe und Vampire hassen sich – jetzt halt nur mehr als je zuvor. Vampirin Selene (Kate Beckinsale) ist auf der Flucht – was auch sonst – und an ihrer Seite stehen lediglich David (Theo James) und sein Vater Thomas (Charles Dance).
Obermufti Marius (Tobias Menzies) giert nach Selenes Nachwuchs und … Verdammt! Das Ganze klingt auch einen Tag nach der Pressevorführung wie eine Videospielreihe, die sich schon vor langer Zeit festgefahren hat. Neue Ansätze vermisse ich gänzlich. Unter den besten Umständen könnte man den fünften Teil als Best-of seiner Vorgänger sehen, nur ohne deren Qualität zu erreichen. Eine spannende Handlung? Gibt es nicht. Das Geldzeichen blitzt in den Augen, davon abgesehen kann ich keine sonderliche Motivation entdecken.
Kurzgeschichten aus dem Düsterwald
Auf gerade einmal 91 Minuten kommt Underworld 5: Blood Wars, und das ist schon eine erstaunliche Leistung – leider im negativen Sinne. Beginnt der Film doch mit einer Zusammenfassung der ersten vier Teile und wirft dann später nur so mit Flashbacks und Erinnerungen aus den Vorgängern um sich. Unterm Strich besteht dieses Gebilde also nur aus allzu bekannten Szenen, beinahe durchgängiger Action auf Mittelmaßniveau und einer Menge Füllmaterial, bei dem die Macher schlechte Arbeit geleistet haben.
Selbst wenn man sich anstrengt, fällt es mehr als schwer, echtes Interesse an der Geschichte zu entwickeln, und das offene Ende funktioniert auf keiner Ebene. Das mag vielleicht auch an dem schauderhaften Gedanken liegen, diese Reihe könnte uns tatsächlich noch mit einem sechsten Teil strafen. Charles Dance und Tobias Menzies setzen diesem Gedanken die ganze Zeit über die Kirsche auf das Sahnehäubchen, wenn sie völlig unterfordert und sichtbar lustlos durch die Szenen traumwandeln.
Das alles wäre immerhin erträglich, wenn man dafür das bekommen würde, wofür man an der Kinokasse gutes Geld gelassen hat: satte Action. Die kommt zwar, und das nicht zu knapp, ist aber über allem Maßen austauschbar, beinahe uninspiriert. Es baut sich ein Bild vor dem inneren Auge auf, das einen Drehbuchautor zeigt, wie er Action-Filme der letzten zwanzig Jahre studiert und sie eins zu eins in sein Machwerk übernimmt. Somit wiederholt sich in Blood Wars neben der Geschichte auch noch das Bild, das sie eigentlich fulminant in Szene setzen sollte.
Kommentarezum Artikel