Test - Tristoy : Indie-Enttäuschung für zwei Spieler
- PC
Metroidvania-Spiele leben von ihrer klassischen Seitenperspektive, einem altmodischen Jump-'n'-Run-Konzept und einer großen, verzweigten Spielwelt. In der Regel gelten sie aufgrund ihrer Verwandtschaft zur legendären Metroid-Reihe und Castlevania-Serie als Spaßgranaten. Tristoy verspricht auf den ersten Blick ein ähnliches Vergnügen, fällt jedoch in nahezu jeder Disziplin gnadenlos durch.
Alles scheint verloren: Das Königreich wurde überrannt, Prinzessin Freya gekidnappt und Prinz Freedan in einen Käfig gesperrt. Doch just als er von seiner Hinrichtung erfährt, wird er wie durch ein Wunder von einem mysteriösen Zauberer namens Stayn gerettet. Gemeinsam könnten die beiden die Pläne der bösartigen Hexe Ink vereiteln.
Entscheidet euch ...
Die Story ist noch das beste an Tristoy: Der Aufhänger ist zwar nicht sensationell, aber immerhin sind die Dialoge gut geschrieben und verlangen euch die eine oder andere Entscheidung ab. Ihr bestimmt sogar an manchen Stellen Details der Hintergrundgeschichte: So wählt ihr beispielsweise, ob Freedan der Verlobte, der Paladin oder der Bruder von Freya ist.
Tristoy ist ein reines Koop-Spiel. Ihr könnt nur zu zweit an einem PC oder via Internet auf die Reise gehen, wobei der eine Spieler die Rolle von Freedan und der andere die von Stayn übernimmt. Während die Idee bei den Dialogen recht gut funktioniert, weil ihr miteinander kommunizieren müsst, verkommt der Koop-Zwang darüber hinaus zum Blendwerk.
... am besten für ein anderes Spiel
Das Level-Design ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Die Räume sind lächerlich schlicht, die Rätsel beschränken sich auf simples Drücken von Schaltern oder Drehen von Plattformen und die KI der wenigen Gegner ist bereits zwei Sekunden nach der ersten Begegnung völlig berechenbar. Überhaupt sind die meisten Problemstellungen derart simpel, dass ihr sie theoretisch auch alleine lösen könntet. Wer also keinen Mitspieler hat, der kann die meiste Zeit getrost die Steuerung beider Charaktere übernehmen und sie einfach abwechselnd steuern.
Echtes Teamwork ist nur zu Beginn gefragt, solange Zauberer Stayn nämlich noch körperlos umherwandelt. In dieser Phase vermag er die Gegner allenfalls zu betäuben, während nur Freedan sie verletzen und letztlich töten kann. Doch selbst diesen Trumpf haben die Entwickler in den Sand gesetzt, weil Stayn ungefähr nach einem Drittel der Geschichte seinen Körper zurückerhält, fortan fast die gleichen Eigenschaften besitzt wie Freedan und dank seiner Stärke sowie Ausdauer der klar Überlegene der beiden ist.
Anwärter auf “schlechtestes Sound-Design aller Zeiten“
Davon abgesehen ist die fürchterliche Grafik zum Davonlaufen - primär wegen bemerkenswert hässlicher und übertrieben bunter Farbverläufe. Noch schlimmer ist die Klangkulisse, in der man beim Schlagen und Treffen von Gegnern Klaviergeräusche (!) vernimmt. Dazu passt der nervtötend monotone und grauenhaft instrumentierte Soundtrack, der aus gefühlt zweieinhalb Musikstücken mit schlechten MIDI-Samples besteht.
Zum Glück habt ihr Tristoy bereits nach zwei Stunden durchgespielt, wobei die kurze Zeitspanne bereits diverse Wiederholungen aufgrund einiger weniger Trial-&-Error-Stellen und einen viel zu zäh geratenen Endboss einschließt. Die Anordnung der einzelnen Räume ist stocklinear und meilenweit von der interessanten Architektur anderer Metroidvania-Spiele entfernt.
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