Test - Torchlight : Launiger Diablo-Klon
- PC
Einige Entwickler haben sich bei dem Versuch, das Action-Rollenspiel Diablo zu klonen, bereits mehr oder weniger stark die Zähne ausgebissen. Doch bei Torchlight ist vieles anders - und vor allem besser.
Plötzlich stürmt eine Horde von mit Speeren bewaffneten Pygmäen um die Ecke und setzt zum Angriff auf die junge Heldin an. Diese reißt geistesgegenwärtig ihren Bogen nach oben und feuert eine tödliche Pfeilsalve nach der anderen ab. Wenige Augenblicke später watet sie durch eine Blutlache und sammelt die Ausrüstung vom Boden, die ihre Feinde soeben haben fallen lassen. Doch Zeit zum Verschnaufen hat sie nicht, denn schon stürzen sich einige Riesenspinnen auf die Dame und wollen ihr an die Kehle. Wieder spannt sie die Sehne ihres Bogens und ... schnitt. Na, aus welchem Spiel stammen diese Szenen? Ha, falsch! Nicht wenige von euch werden jetzt sicherlich mit Diablo 2 geantwortet haben. Stimmt nicht. Aber irgendwie doch.
Diablo in Reinkultur
Der Grund für unsere kurzzeitige Verwirrung ist schnell erklärt. Die Kampfszenen rund um die mit einem Bogen bewehrte Dame stammen aus dem Action-Rollenspiel Torchlight, das vor Kurzem als kostenpflichtiger Download via Steam veröffentlicht wurde. Allerdings gleicht das Spiel dem Genre-Primus Diablo respektive Diablo 2 so sehr, dass man sich nicht selten mit dem einen oder anderen Déjà-vu-Erlebnis konfrontiert sieht. Das kommt nicht von ungefähr, denn für die Entwicklung zeichnet das Team von Runic Games verantwortlich. Dieses besteht aus einigen ehemaligen Mitarbeitern von Blizzard Entertaimment und Flagship Studios - die Einflüsse sind unverkennbar.
Doch das ist zumindest im Fall von Torchlight absolut kein Problem. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern wurde zwar viel „geklaut", aber dennoch so gekonnt umgesetzt, dass der Spielspaß dominiert. Zur Auswahl stehen drei Klassen: ein Nahkämpfer, eine Fernkämpferin und ein Meister der arkanen Künste. Diese verfügen über jeweils drei verschiedene Talentbäume, die eine Spezialisierung und somit ein (etwas) anderes Spielgefühl mit sich bringen.
So kann sich beispielsweise der Alchemist auf Angriffszauber konzentrieren oder er wählt den Weg eines Beschwörers und umgibt sich mit zahlreichen Dienern. Daraus ergibt sich zwar keine komplett andere Spielmechanik, doch es gibt genügend Freiraum für kleinere Experimente. Allerdings muss man eingestehen, dass die besagten Talentbäume nicht sonderlich umfangreich und tiefgründig ausgefallen sind. In der Hinsicht bieten andere Spiele dieser Art deutlich mehr Auswahl.
Die ewige Jagd macht Laune
Dieses Manko ist jedoch spätestens dann vergessen, wenn ihr mit eurem Helden die ersten Monster besiegt. In bewährter Mausklickmanier löscht ihr ganze Monsterhorden aus, ohne wirklich Zeit zum Verschnaufen zu bekommen. Torchlight gibt ein ordentliches Tempo vor und zieht euch mit dem banalen, aber effektiven Sammelfieber in seinen Bann. Ihr tötet Feinde, sammelt Ausrüstung, steigt im Level auf, sammelt noch mehr Ausrüstung und so weiter.
Alles, was das Genre in den letzten Jahren an wichtigen Aspekten hervorgebracht hat, ist dabei: einzigartige Gegenstände, Verbesserungssockel, Bosskämpfe, Verzauberungen und vieles mehr. Besonders toll: Das euch stets begleitende Haustier könnt ihr mit Sachen vollstopfen und auf Knopfdruck in die Stadt schicken, um den Plunder zu verkaufen. So bleiben lästige Pausen bei den Kämpfen aus.
Die Kämpfe prägen ganz klar das Bild von Torchlight, wobei der Schwierigkeitsgrad vor allem in den unteren Stufen recht human ist. Wer den besonderen Kick sucht, erstellt einen Hardcore-Charakter, der nach dem Ableben für immer gesperrt bleibt. In Bezug auf die Handlung des Spiels dürft ihr allerdings nicht viel erwarten, alles ist auf nahezu pausenlose Dauer-Action mit einigen Quests und dem besagten Sammelfieber ausgelegt. Das macht das Spiel jedoch so gut, dass ihr euch immer wieder dabei erwischen werdet, wie mal wieder eine Stunde unbemerkt verronnen ist. Da zudem auch die Grafik mit ihrem Comicstil zu gefallen weiß, bleibt nur ein großer Kritikpunkt übrig: Torchlight bietet leider keinen Mehrspielermodus.
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